Gesundheit & Medizin

Neuer PKV-Regionalatlas Baden-Württemberg: Private Krankenversicherung stärkt die medizinische Versorgung auf dem Land

Das ambulante medizinische Versorgungssystem in Deutsch­land erweist sich gerade in der Corona-Pandemie als Erfolgs­faktor – auch im internationalen Vergleich. Dabei trägt die Private Krankenversicherung (PKV) insbesondere auch in länd­lichen Regionen überproportional zum Fortbestand der Arzt­praxen bei. Das zeigen die Daten aus dem neuen PKV-Regio­nalatlas für Baden-Württemberg.

Die Studie schlüsselt die zusätzlichen Einnahmen der Arzt­praxen durch den Anteil der Privatversicherten nach Regionen, Städten und Landkreisen auf. Diese Mehrumsätze entstehen, weil Privatpatienten für viele Leistungen höhere Honorare ent­richten als sie bei Kassenpatienten anfallen. Diese zusätzlichen Mittel können Ärzte, Apotheken, Therapeuten und Krankenhäu­ser in Fachpersonal oder moderne Geräte investieren. Davon profitieren somit auch ihre gesetzlich versicherten Patienten.

Über 68.000 Euro im Jahr zusätzlich pro Landarztpraxis

Bundesweit beträgt der PKV-Mehrumsatz über 12 Milliarden Euro pro Jahr, auf Baden-Württemberg entfallen davon 1,64 Milliarden Euro. Dieses Geld kommt vor allem den Ärzten auf dem Land zu Gute. Weil Privatpatienten in ländlichen Regi­onen häufig älter sind und weil in den größeren Städten die Mieten, Gehälter und anderen ärztlichen Kosten höher liegen, ist der Mehrumsatz auf dem Land besonders wertvoll. Damit widerlegen die Regionaldaten die These, dass sich Ärzte angeblich seltener in ländlichen Gegenden niederlassen, weil es dort weniger Privatversicherte gebe.

Schwäbisch Hall profitiert mehr als Großraum Stuttgart

So haben z.B. Ärzte im Landkreis Schwäbisch Hall Mehrum­sätze im Realwert von durchschnittlich 68.772 Euro pro Jahr, in den Praxen der Metropolregion Stuttgart sind es „nur“ 54.297 Euro (s. Grafik im Anhang). Gleichwohl ist die Ärztedichte in den ländlichen Gebieten niedriger als in den Ballungsräumen: Im Kreis Schwäbisch-Hall gibt es 135 ambulant tätige Ärzte je 100.000 Einwohner, in der Metropol­region Stuttgart sind es 176. Das zeigt: Die geringere Ärztezahl auf dem Land kann nicht an der Zahl der Privatversicherten liegen. Für die Standortentscheidung von Ärzten sind andere Kriterien maßgebend.

Zu den Ergebnissen der Regionalatlas für Baden-Württemberg erklärt der Vorsitzende des PKV-Verbandes, Ralf Kantak:

„Die Daten zeigen: Die von Grünen und SPD auch in Baden-Württemberg angestrebte Einheitsversicherung würde keineswegs zu einer besseren Verteilung der Ärzte führen, im Gegenteil. Wer die Mehrumsätze der Privatpatienten streicht, gefähr­det die medizinische Versorgung auf dem Land sogar noch stärker als in den Städten. Damit würden die Standortqualitäten der ländlichen Regionen aufs Spiel gesetzt. Denn wo es kein Krankenhaus, keinen Facharzt oder Kinderarzt gibt, dorthin zieht es auch keine jungen Ingenieure – den regional ansässi­gen und global agierenden Unternehmen drohte Nachwuchs­mangel.“

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