UNESCO wertet Münster-Bauhütten als Kulturerbe
An der Nominierung für den Eintrag in das „Register guter Praxisbeispiele zum Erhalt des immateriellen Kulturerbes“ waren 18 Bauhütten aus fünf Ländern beteiligt. Gemeinsam mit Frankreich, Norwegen, Österreich und der Schweiz hatte Deutschland die Aufnahme in das UNESCO-Register beantragt. Bauhütten aus Basel, Linz, Straßburg, Trondheim und Wien sowie aus Aachen, Bamberg, Dresden, Freiburg, Köln, Lübeck, Mainz, Passau, Regensburg, Schwäbisch Gmünd, Soest, Ulm und Xanten.
Die UNESCO bezeichnet in ihrer Mitteilung das Bauhüttenwesen als „europäisches Erfolgsmodell“ und „Wissensspeicher des Handwerks“: „In den Bauhütten werden traditionelle Techniken, Bräuche und Rituale verschiedenster Gewerke bis heute gepflegt. Unter der Leitung einer Dombaumeisterin oder eines Dombaumeisters arbeiten dort vor allem Steinmetze und Bildhauerinnern, aber auch Dachdecker, Tischlerinnen, Gerüstbauer, Malerinnen, Elektriker, Schlosserinnen, Schmiede und Glasmalerinnen für den Erhalt historischer Bauwerke.
Die Bauhütten zeugen von der Effizienz und Qualität traditioneller handwerklicher Arbeit. Sie bewahren Wissen und tragen so zu einem umfassenden Verständnis komplexer Großbauwerke bei: Historische Pläne, Hüttentagebücher, Wetteraufzeichnungen, persönliche Notizen, Fotografien, Gutachten und Rechnungsbücher helfen den Fachleuten heute dabei, Restaurierungsmaßnahmen vorausschauend und denkmalgerecht zu planen.
Bauhütten gelten seit dem Mittelalter als Innovationsbetriebe, deren Wissen und Fertigkeiten durch die hohe Mobilität der Bauleute im gesamten europäischen Raum Verbreitung fanden. Bis heute sind sie eng miteinander vernetzt. Der Erfolg der Bauhütten beruht auf ihrer Fähigkeit, alte Handwerkstechniken systematisch von Generation zu Generation weiterzugeben und sie mit neuen Erkenntnissen aus Forschung und Technik innovativ zu kombinieren. Zugleich fördern die Werkstätten den kollegialen Austausch von Wissen und Können. Davon zeugt etwa die bis heute in vielen Gewerken lebendige Walz, die im Bauhüttenwesen ihren Ursprung hat.“
Im Namen des Industrieverbandes Steine und Erden Baden-Württemberg gratuliert ISTE-Hauptgeschäftsführer Thomas Beißwenger den Bauhütten zu ihrer Würdigung durch die UNESCO und sagt: „Die auch heute noch in den Dom- und Münster-Bauhütten erhaltene und gelebte Handwerkskunst kann man gar nicht hoch genug einschätzen. Gilt es doch, einem besonders widerstandsfähigen Material – nämlich Gestein – Formen und Funktionen abzuringen, welche in den großen Sakralbauten Europas unsere Kultur seit einem Jahrtausend nachhaltig geprägt haben. Auch heute noch werden in Steinbrüchen unserer Mitgliedsunternehmen Natursteine und Naturwerksteine gewonnen, welche nach kunstvoller Bearbeitung zur Sanierung und Restauration großer Kirchenbauten verwendet werden. Genau wie vor Jahrhunderten wird dazu meistens Material aus der näheren Umgebung der Bauwerke verwandt. Kurze Transportwege waren und sind deshalb wichtig und prägend für die heimische mineralische Rohstoffindustrie und die mit ihren Produkten arbeitenden Bauleute.“
In Baden-Württemberg gibt es rund 500 Unternehmen, die mineralische Rohstoffe gewinnen, weiterverarbeiten oder gebrauchte mineralische Rohstoffe recyceln. Insgesamt geschieht dies in rund 800 Werken mit 15.000 Beschäftigten. Diese Branche erwirtschaftet einen Gesamtumsatz von rund 5 Milliarden Euro pro Jahr im Land.
Der ISTE wurde bereits sechs Jahre vor dem Land Baden-Württemberg im März 1946 als "Fachverband Steine und Erden Württemberg und Baden e.V." gegründet. Seitdem hat er sich zu einem modernen, dienstleistungsorientierten Wirtschafts- und Arbeitgeberverband entwickelt.
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