Verpackungen mit grünem Anstrich: mehr Schein als Sein
Bei der Mehrheit der überprüften Verpackungen wird in punkto Nachhaltigkeit deutlich mehr versprochen als gehalten. Teilweise sind die Angaben für Verbraucher am Produkt missverständlich, nur schwer oder nicht nachvollziehbar. „Hinter gut klingenden Schlagworten wie ‚recycelbar‘, ‚Papier statt Plastik‘ oder ‚spart CO2‘ steckt meist nicht viel“, sagt Wiebke Franz von der Verbraucherzentrale Hessen. In fünf Fällen beurteilen die Verbraucherschützerinnen die Hinweise auf den gesichteten Verpackungen als unverständlich, z. B. wenn die Hinweise nur in französischer Sprache auf der Verpackung stehen.
Rezyklat – oft aus Material, das in der Industrie übrig bleibt
Bei der Hälfte der betrachteten Produkte werben die Hersteller damit, dass sie recyceltes Material einsetzen statt neuen Kunststoff für ihre Verpackungen zu verwenden. „Rezyklat zu verwenden ist grundsätzlich positiv“, sagt Wiebke Franz von der Verbraucherzentrale Hessen. Doch oft verwenden die Hersteller Industrie-Rezyklat. Das ist Material, welches bei der Herstellung von Kunststoffprodukten, zum Beispiel bei Stanzungen, übrig bleibt. Industrie-Rezyklat hat eine höhere Qualität, ist sortenrein und kostensparender einzusetzen als Rezyklat aus aufbereiteten Plastikverpackungen. „Doch für einen echten Kunststoff-Kreislauf muss das Rezyklat aus gebrauchten Verpackungen z. B. aus dem gelben Sack stammen“, erklärt Franz. Nur einer der Anbieter gibt an, Rezyklat aus aufbereitetem Verpackungsmaterial zu nutzen.
Auch „Bio“-Kunststoff ist Plastik
Fünf Hersteller setzen für die geprüften Verpackungen auf „Bio“-Kunststoff aus nachwachsenden Rohstoffen, z. B. aus Poly-Milchsäure oder Cellulose. Die Werbung dafür lautet dann „green plastic bio-based“, „0 % Plastik“ oder „Verpackung aus nachwachsenden Rohstoffen“. „Bio“-Plastik stammt zwar zum Teil aus nachwachsenden Rohstoffen, ist chemisch gesehen aber auch Plastik. Die Werbung ist daher missverständlich. „Bio"-Plastik baut sich zudem kaum schneller ab als herkömmliches Plastik. Außerdem sind Kunststoffe aus nachwachsenden Rohstoffen nicht zwangsläufig ökologisch besser zu bewerten“, so Franz. „Es kommen auch hier chemische Zusätze auf Erdölbasis vor. Zudem ist unklar, wo und wie die Rohstoffe angebaut werden“.
„Kompostierbar“, aber nicht für die Bio-Tonne
In drei Fällen taucht die Werbung mit „Bio“-Plastik gemeinsam mit dem Hinweis „kompostierbar“ auf. Für die Biotonne sind diese Materialien jedoch oft nicht geeignet. Denn die Temperaturen in den Kompostwerken sind meist nicht hoch genug und die zum Verrotten benötigte Dauer wird nicht erreicht. Die Kompostwerke sortieren daher alles aus, was wie Kunststoff aussieht. Ob die Werbung mit „kompostierbar“ nur für den heimischen Kompost oder auch die Bio-Tonne gilt, erfahren die Käufer der Produkte einmal gar nicht, einmal erst auf der Innenverpackung und einmal nur auf der Homepage.
Fazit: Weniger Verpackung ist mehr Gewinn für die Umwelt
Fast jede Maßnahme, Verpackungen nachhaltiger zu gestalten, ist für die Umwelt positiv. „Wenn jedoch die Zahnpasta-Tube mit Rezyklatanteil in einer Pappschachtel steckt oder die Werbung für das Einsparen von Kunststoff auf einem extra Pappanhänger steht, reduziert das den Gewinn für die Umwelt“, so Franz.
Informationen und Tipps zum Plastik sparen unter: https://www.verbraucherzentrale-hessen.de/plastiksparen
Die Verbraucherzentrale Hessen bietet unabhängige und werbefreie Beratung für Verbraucher in allen Lebenslagen, von A wie Altersvorsorge bis Z wie Zahnzusatzversicherung. Unsere Kompetenz basiert auf der Erfahrung von jährlich ca. 100.000 Kontakten mit Verbrauchern in Hessen.
Das Projekt „Plastik sparen – beim Einkauf und unterwegs“ bietet Informationen und Tipps der Verbraucherzentrale Hessen für Verbraucherinnen und Verbraucher, um bei Lebensmitteln, Kosmetik und Textilien Plastik sparen und vermeiden zu können. Das Projekt ist Teil der Plastikvermeidungsstrategie des Landes Hessen, gefördert vom Hessischen Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz.
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