Energie- / Umwelttechnik

Asbest in Talkum-basierten US-Kosmetikprodukten entdeckt

In einem aktuellen Fachbeitrag in der Zeitschrift Environmental Health Insights warnen US-Wissenschaftler der Environmental Working Group Washington und des Scientific Analytical Institute Greensboro vor Asbest in Kosmetik-Produkten. Bei Labor-Untersuchungen wurden 21 talkumhaltige Kosmetikproben auf Asbest geprüft – darunter Lidschatten-, Grundierungs-, Rouge-, Gesichts- und Körperpuder. In 14% der Proben wiesen die Wissenschaftler Asbestfasern nach. Eines der kontaminierten Produkte wird ausdrücklich für die Verwendung durch Kinder vermarktet. Zudem wird im veröffentlichten Fachbeitrag darauf verwiesen, dass schon in früheren Analysen von Make-up, Babypuder und anderen talkumhaltigen Kosmetik-Artikeln regelmäßig Asbest gefunden wurde.

Warum wird Talkum in Kosmetika verwendet?

Der mineralische Inhaltsstoff Talk wird seit Jahrzehnten in Körperpflegeprodukten eingesetzt. Das Mineral ist aus verschiedenen Gründen ein beliebter Kosmetikbestandteil: Talkum dient zur Verbesserung der Textur und Haptik von Produkten, es absorbiert Feuchtigkeit und ist ein kostengünstiger Füllstoff. Aufgrund dieser Eigenschaften findet es sich unter anderem in Babypuder, Körper- und Gesichtspuder, Deopuder, Kajalstiften und Liplinern wieder.

Wie gelangt Asbest in das Talkumpuder?

Dass regelmäßig Asbest in Talkumpuder gelangt, führen die US-Forscher auf die Art und die Orte des Talkum-Abbaus zurück. So seien die Mineralvorkommen, die zur Herstellung der US-Produkte genutzt werden, durchweg mit amphibolischem Asbest wie Tremolit und Anthophyllit kontaminiert.

Zuletzt waren große Kosmetik-Hersteller wie Johnson & Johnson und Claire in den Schlagzeilen, weil einige ihrer Produkte positiv auf den krebserregenden Stoff getestet wurden.

Der Konzern Johnson & Johnson kündigte im Mai an, den Verkauf seines Babypuders auf Talkumbasis in den USA und Kanada einzustellen. Tausende von Menschen, vor allem Frauen, hatten in den vergangenen Monaten und Jahren bereits Klage gegen das Unternehmen eingereicht, weil sie ihre Krebserkrankungen (z.B. Eierstockkrebs) auf das Produkt zurückführten.

Obwohl auch in den USA der Einsatz von Asbest rückläufig ist, bleibt die Zahl der Mesotheliom-Todesfälle weiterhin beträchtlich, insbesondere bei jüngeren Menschen. Der EWG-Aktionsfonds schätzte auf Basis einer Analyse der bundesstaatlichen Mortalitätsdaten, dass bis zu 15.000 Amerikaner jedes Jahr an asbestbedingten Krankheiten sterben.

Wissenschaftler fordern strengere Screening-Methoden für Talkumpuder

In ihrem Artikel lenken die US-Wissenschaftler den Blick auf die veralteten, unzureichenden Methoden, die bislang von der Kosmetikindustrie zur Prüfung talkumhaltiger Produkte auf Asbest eingesetzt werden.

Es wird kritisiert, dass die FDA (Food and Drug Administration) bisher keine obligatorischen Tests verlange. Die von der Industrie entwickelte freiwillige Untersuchungsmethode sei für die Asbest-Analyse nicht empfindlich genug und daher ungeeignet. Die Wissenschaftler fordern, dass Kosmetikhersteller verpflichtet werden, präzise Methoden (auf Basis von Elektronenmikroskopie und standardisierten Testverfahren) zur Prüfung von Körperpflegeprodukten auf Asbest anzuwenden.

Kenntnisstand bei CRB zu asbesthaltigen Talkumprodukten

CRB hat in der Vergangenheit zahlreiche Talkumrohstoffe, Specksteine und talkumhaltige Produkte, auch Kosmetika, untersucht und konnte dabei regelmäßig Asbestfasern nachweisen: in der Regel die Amphibole Tremolit und Anthophyllit, selten Aktinolith und Chrysotil.

Kosmetika sind aber nur ein kleiner Verwendungsbereich für Talkum. So wird er als Füllstoff in der industriellen Erzeugung von Papier und Zellstoff, Farben und Lacken sowie Gummi-, Kunststoff- und Keramikwaren verwendet. Weitere Einsatzgebiete sind z.B. die Medizin (Pudergrundstoff, Gleitmittel) und die Lebensmittelindustrie. Kaum bekannt ist, dass Talkum auch als Streckmittel für Marihuana verwendet wird.

Quellen und Artikel zum Weiterlesen:

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