Ausbildung im südbadischen Handwerk konstant
„Das südbadische Handwerk bleibt auch in der Krise verlässlicher Ausbildungspartner“, berichtet Johannes Ullrich, Präsident der Handwerkskammer Freiburg. Im Vergleich zu den Landes-, aber auch den Bundeszahlen schneidet das regionale Handwerk besser ab. „Trotz wochenlangem Stillstand im Frühjahr haben unsere Betriebe fast genauso viele neue Auszubildende eingestellt wie im Vorjahr.“ Dabei hätten die Unternehmen eine regelrechte Aufholjagd hingelegt. „Noch im April und Mai waren die Zahlen deutlich im Minus.“
Der Anteil der Abiturienten unter den Ausbildungsbeginnern ist erneut leicht auf 16 Prozent angestiegen. Dabei liegen der Landkreis Lörrach mit 12,4 Prozent und die Ortenau mit 14,0 Prozent teils deutlich unter den Werten in den Landkreisen Breisgau-Hochschwarzwald (16,3 Prozent) und Emmendingen (16,8 Prozent) sowie dem Stadtkreis Freiburg, wo der Anteil der Abiturienten bei 23,6 Prozent liegt. Die Betriebe hätten zudem gerne noch mehr Auszubildende eingestellt. Viele Stellen blieben auch im letzten Jahr unbesetzt – trotz Krise. „Der Fachkräftemangel bleibt auch weiterhin bestimmendes Thema im Handwerk“, so Ullrich.
Krise verstärkt bestehende Trends
Trotz der stabilen Ausbildungsleistung gibt es im Kammerbezirk auch unterschiedliche Entwicklungen bei den Ausbildungsverträgen. Insbesondere die Stadt Freiburg (-13,1 Prozent) und der Landkreis Lörrach (-11,9 Prozent) haben mit starken Verlusten bei den neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen zu kämpfen, während die Betriebe im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald ein Plus von 12,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr melden.
Die Corona-Pandemie führte zudem zu einer sinkenden Ausbildungsleistung einzelner Gewerke, die durch strukturelle Veränderungen schon vor dem Ausbruch der Pandemie unter Druck geraten waren. Im Handwerk bedeutete dies vor allem weniger neu abgeschlossene Ausbildungsverträgen bei Feinwerkmechanikern und Kfz-Mechatronikern, die von den Entwicklungen in der Automobil- und Maschinenbaubranche direkt oder indirekt betroffen waren. Bei den Kfz-Betrieben wurden hier jedoch starke regionale Unterschiede sichtbar.
Friseure sind besonders stark von den Geschäftsschließungen betroffen und verzeichnen daher weniger neue Ausbildungsverhältnisse als in den vergangenen Jahren. Bei den kaufmännischen Ausbildungen im Handwerk setzt sich der Trend zu weniger Ausbildungsverträgen weiter fort. „In all diesen Bereichen – ausgenommen Friseure – wirkte die Krise wie ein Brennglas“, erläutert Johannes Ullrich. „Hier waren die Probleme schon vor der Corona-Pandemie erkennbar und wurden 2020 durch diese deutlich verstärkt.“
Zu den Gewinnern des Ausbildungsjahres 2020 zählt unter anderem das Zimmerer-Handwerk, wo sich der positive Trend der letzten Jahre weiter fortsetzt. Der Holzbau ist stark nachgefragt. Auch bei den Straßenbauern sind die Zahlen der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge gestiegen. Die Bauberufe sind insgesamt stabil und stark gefragt. Das SHK-Handwerk verzeichnet ebenfalls Zuwächse. Hier spielt die Umsetzung der Klimawende eine wesentliche Rolle für die Erhöhung der Ausbildungszahlen. „Hier sieht man deutlich: Gesellschaftliche Anerkennung und wirtschaftliche Stabilität erhöhen die Attraktivität der Berufe und schlagen sich sofort in den Ausbildungszahlen nieder“, resümiert Ullrich.
Bedeutung von Migration nimmt zu
Unter den 2.294 im Jahr 2020 neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen waren im Kammerbezirk Freiburg 448 Verträge mit Personen mit ausländischer Staatsbürgerschaft – das entspricht einem Anteil von 19,5 Prozent. Ende des Jahres waren 90 Verträge mit Personen aus EU-Ländern gemeldet, 67 Verträge mit Personen aus dem West-Balkan und 220 Verträge mit Personen aus Fluchtländern. Insgesamt wurden 2020 358 Ausbildungsverträge mit Personen aus dem Nicht-EU-Ausland abgeschlossen. „Die Bedeutung von Migration bei der Nachwuchsgewinnung nimmt im Handwerk weiter zu“, berichtet Johannes Ullrich. Die Handwerkskammer Freiburg bietet ihren Mitgliedsbetrieben daher mit einer eigenen Abteilung, die sich mit den Themen Migration und Mobilität beschäftigt, optimale Unterstützung.
„Ausfälle im Lehrplan müssen kompensiert werden“
Trotz der guten Zahlen blickt das regionale Handwerk mit Skepsis in die Zukunft. „Die Corona-Krise wird nicht spurlos am Bildungssystem vorübergehen“, mahnt Kammerpräsident Ullrich. „Die Ausfälle im Lehrplan müssen kompensiert werden, damit die Jugendlichen weiterhin eine gute Ausbildung erfahren.“ Schulen, Betriebe, Handwerkskammern und die Politik seien aufgefordert, konkrete Maßnahmen zu präsentieren um die Auswirkungen der Corona-Pandemie zu kompensieren. „Für Folgeschäden muss vorgesorgt werden“, so Ullrich. „Die Handwerkskammer steht bereit, gemeinsam mit den Bildungspartnern alles dafür zu tun, um diese so gering wie möglich zu halten.“
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