Reisen & Urlaub

Ausnahmejahr für die Region Stuttgart

Corona-bedingt verzeichnete der Tourismus in der Region Stuttgart einen massiven Einbruch der Gäste- und Übernachtungszahlen. In der Landeshauptstadt wurden 1.648.103 Übernachtungen gezählt. Ähnlich stark getroffen hat es die Gesamtregion. Auch hier musste der Tourismus mit einer Jahresbilanz von 4.225.200 Übernachtungen drastische Einbußen hinnehmen. Der Tourismus erreichte im vergangenen Jahr das Level von 1996. Besonders hoch ist der Rückgang ausländischer Gäste. Der Höhepunkt der Krise fällt in den April.

I. Stuttgart

a) Übernachtungs- und Gästezahlen

Bis 2019 schrieb der Stuttgarter Übernachtungstourismus seine konstante Erfolgsgeschichte fort und verzeichnete zum zehnten Mal in Folge seit dem Jahr 2009 Steigerungsraten. Durch die Corona-Pandemie ist er 2020 gravierend eingebrochen. Nach Angaben des Statistischen Amtes der Stadt Stuttgart und des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg wurden im vergangenen Jahr 826.405 Gäste in den Stuttgarter Beherbergungsbetrieben mit zehn und mehr Betten (inkl. Camping) registriert. Das sind 62,1 Prozent weniger als im Vorjahr. Die Gäste buchten bei einer durchschnittlichen Aufenthaltsdauer von ca. 2 Tagen 1.648.103 Millionen Übernachtungen. Damit lagen die Übernachtungszahlen um 59,7 Prozent unter denen des Vorjahres. Ländliche Gebiete in ganz Deutschland haben als Zielgebiete für deutsche Urlauber in den Sommermonaten für Volumen gesorgt. Da hatten es die Städte schwerer. Im bundesweiten Vergleich und auch im Vergleich zu Baden-Württemberg traf es Stuttgart besonders hart.

b) Übernachtungsangebot und Auslastung der Betriebe in Stuttgart

Zu Beginn standen den Übernachtungsgästen der Landeshauptstadt 173 Betriebe mit 22.745 Schlafgelegenheiten (Betten in der Hotellerie plus Stell- und Zeltplätze auf dem Campingplatz) zur Verfügung. Mit großen monatlichen Schwankungen reduzierte sich das Angebot auf bis zu 100 Betriebe. „Insgesamt lag die Auslastung der Betten bei 24,3 Prozent und damit trotz zahlreicher geschlossener Betriebe nur halb so hoch wie im Vorjahr (50,7 Prozent)“, erläutert Thomas Schwarz, Leiter des Statistischen Amts der Landeshauptstadt Stuttgart.

c) Übernachtungen im saisonalen Verlauf

Die saisonale Entwicklung 2020 ist klares Abbild der Coronakrise. Besonders die Monate März, April, Mai, November und Dezember waren von den Lockdowns betroffen – das spiegeln die Zahlen eins zu eins wider. Das Jahr 2020 startete zunächst gut. Der Februar lag mit plus 5,5 Prozent noch gut über dem Vorjahresmonat. Den Tiefpunkt erlebte der saisonale Verlauf im Frühjahrs-Lockdown. Mit einem Minus von 91 Prozent verzeichnete der April einen massiven Einbruch von bisher nicht dagewesenem Ausmaß. Die Erholungsphase über die Sommermonate bis in den Herbst endete Anfang November 2020 vorläufig mit erneutem Lockdown und landesweiten Beherbergungsverboten („zweite Welle“). „Das Jahr schloss erneut mit erheblichen Rückgängen ab, im November mit minus 79,3 Prozent, im Dezember mit minus 82,6 Prozent“, sagt Thomas Schwarz.

d) Herkunft der Übernachtungsgäste

In den Vorjahren lag das Verhältnis der Übernachtungen deutscher und ausländischer Besucher bei 69:31. 2020 fiel dieses noch stärker zugunsten der inländischen Gäste aus und beträgt 76:24 – eine Entwicklung, die ganz klar auf die Coronakrise zurückzuführen ist. Die Zahlen sind Beleg für einen bundesweiten, krisenbedingten Trend. Deutschland, der wichtigste Quellmarkt für Stuttgart, erzielte 2020 1.208.205 Übernachtungen und ein Minus von 55,4 Prozent. Viel deutlicher noch fielen die Rückgänge bei den Gästen aus dem Ausland aus. Aufgrund der Reisebeschränkungen verliert Stuttgart 69,3 Prozent, das Übernachtungsvolumen sank auf 389.898 Übernachtungen. Die großen absoluten Verluste betreffen alle starken Quellgebiete. Dabei fallen die Raten aufgrund von Marktspezifika (auch im pandemischen Sinne) doch recht unterschiedlich aus. Die sehr großen Einbrüche betreffen zum Beispiel die Überseemärkte China, Arabische Golfstaaten oder Indien. Große Einbrüche verzeichnen aber auch die europäischen Nahmärkte wie Italien, Frankreich oder die Schweiz.

II. Region Stuttgart

Die touristische Bilanz für die Gesamtregion Stuttgart (fünf Landkreise und Landeshauptstadt Stuttgart) ist ähnlich gezeichnet von den verheerenden Auswirkungen der Corona-Pandemie wie die Landeshauptstadt. Die Zahlen erreichen genau 4.225.200 Übernachtungen. Während den Übernachtungsgästen zu Beginn 818 Betriebe mit 59.480 Betten zur Verfügung standen, reduzierte sich das Angebot im Laufe des Jahres Pandemie-bedingt auf etwa 694 Betriebe / 50.337 Betten. Die Auslastung lag im Jahresschnitt bei 22,5 Prozent. Das Übernachtungsvolumen fiel im Vergleich zum Vorjahr um 54,4 Prozent, dabei kamen die stärksten Rückgänge aus der Landeshauptstadt. Ähnlich wie dort, ist das Verhältnis an in- und ausländischen Gästen 2020 verschoben und lag bei 79:21. Die Tourismusbilanz rutscht in allen Landkreisen ins Minus: Esslingen, mit Abstand volumenstärkster Landkreis in der Region, schneidet unter den Landkreisen am schlechtesten ab (minus 57,1 Prozent / 680.633 Übernachtungen), dicht gefolgt von Rems-Murr ( minus 54,2 Prozent / 336.206 Übernachtungen). Auch die Landkreise Böblingen (minus 47,6 Prozent / 621.350 Übernachtungen) und Ludwigsburg (568.958 Übernachtungen / minus 46,8 Prozent) schreiben rückläufige Zahlen. Im Falle von Göppingen ging die Zahl (369.950 Übernachtungen) um 39,1 Prozent zurück.

III. Ausblick 2021

Die Auswirkungen der Coronakrise werden die Tourismusbranche in diesem Jahr, aber auch darüber hinaus beeinträchtigen. So werden sich die Zahlen der internationalen Gäste nur langsam wieder erholen. Zu den nachhaltigen Folgen zählt auch ein kurz- mittel- und langfristiger Rückgang des Geschäftstourismus. Insbesondere für größere Städte wie Stuttgart bildet dieser mit 70 Prozent eine wesentliche Säule. Nach derzeitigen Erkenntnissen ist von einem dauerhaften Rückgang der beruflich veranlassten Reisen über das Jahr 2023 hinaus von über 20 Prozent auszugehen.

„Corona hat alles auf den Kopf gestellt. Der Tourismus ist mit den Veränderungen durch die Krise in massivem Maße konfrontiert. Insbesondere für die Tourismusdestination Region Stuttgart sind sie tiefgreifend. Wir werden gemeinsam mit unseren Partnern den Freizeittourismus ausbauen, neue hybride Veranstaltungsformate anbieten, die Synergien zwischen Landeshauptstadt und Region noch optimaler nutzen. Digitalisierung, Nachhaltigkeit, Mobilität und intelligente Angebotsvernetzung sind Themen, die die touristische Arbeit in Zukunft mehr denn je prägen werden“, so Armin Dellnitz, Geschäftsführer der Stuttgart-Marketing GmbH und Regio Stuttgart Marketing- und Tourismus GmbH.

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