Brancheninitiative gestartet: Kompetenzen sichtbar machen mit dem Fernstudien-DQR
Nationale Qualifikationen europaweit verständlich machen, das ist das Ziel des Europäischen Qualifikationsrahmens (EQR). Er wurde 2008 von den europäischen Institutionen verabschiedet, 2017 überarbeitet und wird europaweit umgesetzt. Der EQR gleicht einem Übersetzungsinstrument, das nationale Qualifikationen nicht nur europaweit verständlich machen soll, sondern auch die Mobilität von Beschäftigten und Lernenden und deren lebenslanges Lernen fördert. Kernstück des EQR sind acht Referenzniveaus, die Lernergebnisse beschreiben – also das, was Lernende wissen, verstehen und in der Lage sind, zu tun. Diese werden auf den einzelnen Niveaus jeweils in drei Säulen beschrieben: „Kenntnisse“, „Fertigkeiten“ und „Verantwortung und Selbstständigkeit". Die Mitgliedstaaten sind aufgefordert, eigene nationale Qualifikationsrahmen zu entwickeln, deren eigenen Niveaus denen des EQR zugeordnet werden können. Damit erleichtert der EQR die Vergleichsmöglichkeit der verschiedenen nationalen Bildungssyst eme und schafft Transparenz. Bislang haben 38 europäische Staaten die Entwicklung eigener nationaler Qualifikationsrahmen beschlossen. Mit dem Fernstudien-DQR schafft der Bundesverband der Fernstudienanbieter nun die Möglichkeit, auch die im staatlich zugelassenem Fernunterricht erworbenen Abschlüsse den acht Niveaustufen zuzuordnen.
Für einen fairen und gleichberechtigten Bildungsmarkt
„Mit dem Fernstudien-DQR präsentieren wir ab sofort ein eigenes Register für die Branche“, informiert Mirco Fretter, Präsident des Bundesverbandes der Fernstudienanbieter. „Denn auch Fernstudierende haben das Recht zu erfahren, welcher Niveaustufe die Fähigkeiten und Kompetenzen zuzuordnen sind, die sie in ihrem Lehrgang erwerben.“ Mit dem Fernstudien-DQR bietet der Verband ein dringend gefordertes Instrument für einen fairen und gleichberechtigten deutschen Bildungsmarkt, der konkurrenzfähig europäischen Mitbewerbern entgegentreten kann. Denn die Vergleichbarkeit von Abschlüssen, die im staatlich zugelassenen Fernunterricht erworben werden, ist für Lernende, Personalentscheider und Unternehmen gleichermaßen unabdingbar.
Insgesamt bieten die Mitglieder des Verbandes aktuell über 2000 Bildungsangebote der beruflichen (Weiter-)Bildung. Alle Teilnehmer dieser Bildungsangebote aufsummiert, vertritt der Verband damit mehr als 80 Prozent der Fernlernenden in Deutschland. „Der Fernunterrichts- und E-Learning-Bereich ist ein seit Jahren wachsendes Bildungssegment und digtale Bildung eine zukunftsweisende Lernform und Methode, die auch die im EQR angelegte Modularisierung von Bildungsgängen in besonders geeigneter Weise unterstützt“, so Verbandspräsident Fretter. Gerade die Corona-Pandemie und ihre Auswirkungen zeigen aktuell noch einmal mehr die Bedeutung, Qualität und krisensichere Zugänglichkeit dieser Bildungsangebote. „Daher ist es nur folgerichtig, diese nun auch über unseren Qualifikationsrahmen sichtbar und vor allem vergleichbar mit anderen Abschlüssen zu machen“, kommentiert er die Veröffentlichung des Fernstudien-DQR.
Transparenz und Unabhängigkeit
Der Fernstudien-DQR ist das Ergebnis eines intensiven Entwicklungsprozesses und der inhaltlichen und methodenkritischen Beschäftigung mit der für die Bildungsbranche so essenziellen Frage der Anerkennung von Bildungsabschlüssen im Kontext des Konzeptes „Lebenslanges Lernen“. Ab sofort können Bildungseinrichtungen, die Fernunterricht anbieten, eine Eintragung ihrer Kurse ins Register beantragen. Diese wird im Anschluss von einem fünfköpfigen Expertengremium überprüft. Die Unabhängigkeit des Gremiums wird dadurch gewährleistet, dass seine Mitglieder weder in einem festen Anstellungsverhältnis zum Verband noch zu anderen Bildungsanbietern stehen. „Das Gremium hat natürlich auch die Möglichkeit, Einstufungsanträgen zu widersprechen oder zu Nachbesserungen aufzufordern“, so Fretter. Hinter Antragstellung, Gremiumsarbeit und Veröffentlichung stehen detaillierte und geprüfte Prozessvorgänge, die vollumfänglich transparent dokumentiert sind.
Erste Eintragungen online
In einer vorgelagerten Pilotphase konnten Mitglieder des Bundesverbandes bereits ihre Anträge einreichen. Mit der heutigen Veröffentlichung des Fernstudien-DQR sind somit bereits die ersten 126 Eintragungen im Register vorhanden. Von Niveaustufe zwei, die Einstiegsqualifikationen bescheinigt, bis hin zu Eintragungen in Niveaustufe sieben, in der Kompetenzen vergleichbar zu einem Masterabschluss bescheinigt werden, sind die Einstufungen vom Gremium bestätigt worden.
Neue Einstufungsanträge können ab sofort über das DQR-Büro des Bundesverbandes eingereicht werden. Die Veröffentlichung weiterer Eintragungen ist noch in der ersten Jahreshälfte 2021 geplant.
Alle Informationen, Prozesse und Unterlagen finden Interessierte auf der Website www.dqr-register.de.
Der Bundesverband der Fernstudienanbieter e.V. (vormals Forum DistancE-Learning e.V.) ist im November 2020 aus dem seit 1969 bestehenden Deutschen Fernschulverband e. V. (DFV) hervorgegangen. Der namensbegleitende Claim BILDUNG. DIGITAL. VERNETZT. steht für das Schaffen und Wirken des Experten-Netzwerks für Fernunterricht, Fernstudium und E-Learning. Seine zurzeit über 100 Mitglieder sind Experten des mediengestützten und tutoriell betreuten Lernens – seien es Unternehmen, Institutionen oder Privatpersonen. Damit bietet der Verband eine gemeinsame Gesprächs- und Aktionsplattform für die DistancE-Learning-Branche.
Insgesamt beträgt der Marktanteil der im Fachverband organisierten Fernlehrinstitute über 80 Prozent, das heißt: Mehr als acht von zehn Fernlerner/-innen in Deutschland profitieren vom verbandsinternen Informationsaustausch ihres Anbieters. Der Verband versteht sich als erster Ansprechpartner für Politik, Forschung, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Durch wissenschaftliche und bildungspolitische Aktionen sollen die öffentliche Diskussion angeregt und Impulse für Innovationen gesetzt werden.
Der Bundesverband der Fernstudienanbieter engagiert sich für die Etablierung von innovativen Lernkonzepten, die den Anforderunngen des Arbeitsmarktes gerecht werden.
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