Corona-Pandemie bringt Brauereien in Existenznot
Kategorische Schließung der umsatzstarken Absatzwege
In den vergangenen Jahren wurde klar, dass die bayerische Brauwirtschaft eigentlich durch die strategische Aufgliederung der Absatzwege Export, Gastronomie, Veranstaltungen, Volksfeste, Vereine und das Handelsgeschäft, gekoppelt mit der serviceorientierten, mittelständischen Struktur der Branche, oft besser mit den widrigen Umständen des Getränkemarktes umzugehen wusste.
Mit der Schließung der Gastronomie, der Absage tausender von Volksfesten und Veranstaltungen sowie mit einem drastischen Einbruch des Exports zum Anfang der Pandemie trifft die Krise jetzt insbesondere die Betriebe, die ihre Absatzstrategie auf diese Kanäle fokussiert haben. So ist es schwer, DIE Betroffenheit der Branche mit einer einzigen Absatzzahl auszudrücken. Zwar sind die Bierabsätze im Handel gestiegen. Am Bierregal aber herrscht ein harter Wettbewerb und die großen Ketten des Lebensmittelhandels missbrauchen Bier oft als preisattraktiven Lockvogel, weshalb sich vor allem kleinere Brauereien auf andere Absatzwege konzentrieren mussten.
Umsatzverluste weit gravierender als Absatzrückgang
Etwa 30% des Bayerischen Bieres werden in der Gastronomie abgesetzt. Diese Absätze sind mit zusätzlichen Serviceleistungen oder mit Investitionstätigkeiten zugunsten der Wirte verbunden und so erlösstärker als jeder Handelshektoliter. Ähnlich schmerzhaft sind Umsatzverluste der ca. eine Million fehlenden Hektoliter, die sonst auf Volksfesten in Bayern ausgeschenkt werden. So schrumpft der wertmäßige Umsatz der Brauereien deutlich gravierender als es die Absatzzahlen suggerieren.
Sorge um Brauereigasthöfe
Mit besonderer Härte trifft die Pandemie die selbst betriebenen Brauereigasthöfe, die gerade in Bayern einen großen Teil der bierkulturellen Prägung ausmachen.
Während Bäckereien und Konditoreien mit angeschlossenen Café-Betrieben als „Gastronomiebetrieb“ gelten, fallen Brauereigasthöfe als sogenannte „Mischbetriebe“ durchs
Förderraster und gehen gänzlich leer aus. Hier besteht dringender Handlungs- und Nachbesserungsbedarf!
Konkrete Erwartungen der bayerischen Brauwirtschaft
Brauerpräsident Georg Schneider hat für die Branche konkrete Erwartungen und fordert von der Politik wirksame und zielgerichtete Hilfen für Bayerns Brauereien. „Wirksam wäre die Wiederherstellung der alten „Biersteuermengenstaffel-Spreizung“ was gerade den mittelständischen Betrieben Liquidität und Zukunftsperspektive geben würde.“ Auch die Gastronomie braucht dringende Unterstützung über die unmittelbare Corona-Krise hinaus. „Wir stehen an der Seite des bayerischen Gastgewerbes und fordern die unbefristete Senkung der Umsatzsteuer auf gastgewerbliche Leistungen – auch auf Getränke – von 19 auf 7 Prozent!“
Zukunftsthemen der Brauwirtschaft
Trotz der existenzbedrohenden Belastungen der Corona-Krise blickt die bayerische Brauwirtschaft in die Zukunft und sorgt sich um den Erhalt des bewährten Mehrwegsystems. Immer mehr Individualflaschen schwächen und verteuern das bewährte, umweltfreundliche System. Gemeinsam mit dem nordrhein-westfälischen und dem norddeutschen Brauerbund hat der Bayerische Brauerbund deshalb eine genossenschaftlich organisierte Poolgesellschaft zur Stärkung und zum Erhalt des Mehrwegsystems ins Leben gerufen. Zur Stabilisierung des Systems wird langfristig jedoch auch die Erhöhung des Pfandes ein wichtiger Baustein sein.
Auch bemüht sich die Branche insgesamt um mehr ökologische und soziale Nachhaltigkeit und ist auf dem besten Wege dies auch verstärkt messen, dokumentieren und kommunizieren zu können.
Präsident Schneider lobte aber auch „Gewinnerstrategien“ innerhalb der Branche und begrüßte die durch die Pandemie verstärkte Nachfrage nach regionalen Bierspezialitäten sowie die große Solidarität der Branche mit ihren Partnern.
Statistische Auswertungen zur Absatzentwicklung der bayerischen Brauwirtschaft sowie Hintergrundinformationen zu den Zukunftsthemen der Branche finden Sie unter www.bayerisches-bier.de
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