Empfehlungen des Sustainable Finance-Beirats können starker Hebel für den zügigen Umbau der Wirtschaft werden
- Germanwatch begrüßt ambitionierten Abschlussbericht
- Bundesregierung sollte mit Umsetzung noch in dieser Legislaturperiode beginnen – der Rest sollte im neuen Koalitionsvertrag verankert werden
- Empfehlungen zu zukunftsgerichteten Berichtspflichten und zu Investitionen aus öffentlichen Geldern können wichtigen Rahmen für die notwendige Transformation setzen
Die Entwicklungs- und Umweltorganisation Germanwatch sieht in dem heute veröffentlichten Abschlussbericht des Sustainable Finance-Beirats der Bundesregierung gute Vorschläge für den Weg in eine nachhaltige und krisenfeste Zukunft des Wirtschafts- und Finanzstandorts Deutschland. Knapp zwei Jahre nach seiner Einberufung durch die Regierung hat der Beirat mit den Empfehlungen seines Berichts den Kurs gezeichnet, um Deutschland zu einem führenden Standort für Sustainable Finance zu machen. „Mit diesem größtenteils ambitionierten, aber auch realistischen Empfehlungspaket ist dem Sustainable Finance-Beirat ein starker Anstoß zum notwendigen Wandel in Wirtschaft und Finanzwelt gelungen. Bei konsequenter Umsetzung der Empfehlungen werden sowohl die ökologischen Lebensgrundlagen als auch die Finanzmarktstabilität gesichert. Dies bedeutet auch eine große Chance, um die deutsche Wirtschaft fit für den internationalen Wettbewerb der Transformation zu machen”, sagt Christoph Bals, Politischer Geschäftsführer von Germanwatch und Mitglied des Beirats.
Es soll erkennbar werden, welche Unternehmen klimaverträgliche Geschäftsmodelle entwickeln
Die 31 Empfehlungen des Beirats stellen ein breites Maßnahmenpaket in den Bereichen politische Rahmensetzung, Berichterstattung, Wissensaufbau, Finanzprodukte und Verstetigung des Themas Sustainable Finance dar. Zurecht sind insbesondere die Empfehlungen zur Berichterstattung für Unternehmen und Finanzmarktakteure sowie zur notwendigen Vorreiterrolle der öffentlichen Hand umfangreich ausgefallen. Die bisherigen kurzfristigen Berichtsstrukturen ermöglichen dem Finanzmarkt noch nicht zu erkennen, welche Unternehmen sich auf neue, klimaverträgliche Geschäftsmodelle vorbereiten und welche dies nicht tun. Mit ihren Anlagen, Investitionen und öffentlich-rechtlichen Geldinstituten wiederum kann die öffentliche Hand maßgeblich zum Wandel von Wirtschaft und Gesellschaft beitragen. Mit dem Einsatz von Steuergeldern geht von ihr eine große Signalwirkung aus. „Die öffentliche Hand darf mit Steuergeldern kein Greenwashing betreiben, deshalb ist umso bedeutender, dass sie als Vorreiter auftritt. Die zukunftsgerichtete Berichterstattung in Real- und Finanzwirtschaft bildet zusammen mit politisch verankerten, verpflichtenden Klimazielen und einem verlässlichen Preispfad für CO2-Emissionen ein goldenes Dreieck der Transformation”, so Bals weiter.
Der Abschlussbericht kommt zur rechten Zeit, hat das Thema Sustainable Finance doch nicht nur in der EU, sondern auch in den USA und China Fahrt aufgenommen. Um auch globale Standards zu setzen, müssen die Empfehlungen nun zeitnah umgesetzt werden. „Die Bundesregierung kann noch in dieser Legislaturperiode die Weichen zur Umsetzung stellen. Die kommende Sustainable Finance-Strategie muss aufzeigen, was noch vor der Wahl in laufenden Gesetzgebungsverfahren verankert werden kann“, so Bals weiter.
Schwächen sieht Germanwatch bei Empfehlungen zur Versicherungsbranche
Der Abschlussbericht erfüllt aus Sicht von Germanwatch allerdings nicht in allen Bereichen die Erwartungen. Eher ernüchternd sind etwa die Empfehlungen hinsichtlich der notwendigen Rahmensetzung für die Versicherungswirtschaft. Diese verweisen lediglich auf weitere Grundlagenforschung, anstatt die Erweiterung des derzeit zu kurz greifenden Risikohorizonts zu fordern. „Das ist eine der Aufgaben, die noch liegengeblieben sind und bald nachgeholt werden müssen“, so Bals abschließend.
Weitere Informationen: https://sustainable-finance-beirat.de
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