Finanzen / Bilanzen

EUROFRAME-Prognose: baldige Konjunkturerholung im Euroraum zu erwarten

Die konjunkturelle Erholung im Euroraum lässt aktuell noch auf sich warten, dürfte aber ab dem zweiten Quartal kräftig ausfallen. Dank zahlreicher Kurzarbeitsprogramme der Mitgliedsstaaten stieg die konventionelle Arbeitslosenquote 2020 nur moderat, einschließlich Kurzarbeiter schnellte sie aber auf bis zu 35 Prozent in Frankreich und 17 Prozent in Deutschland nach oben. Die Staatsverschuldung im Euroraum wird nun bei über 100 Prozent des Bruttoinlandsprodukts liegen.

Das Bruttoinlandsprodukt im Euroraum dürfte dieses Jahr um 4,9 Prozent und im Jahr 2022 um 3,1 Prozent steigen. Dies erwarten die Wirtschaftsforschungsinstitute der EUROFRAME-Gruppe, zu der auch das IfW Kiel gehört (Euroframe: Economic Assessment of the Euro Area: Winter 2020/2021). Zwar wird die Wirtschaft noch das gesamte erste Quartal unter den Folgen der zweiten Covid-19-Welle leiden. Eine deutliche Erholung dürfte aber starten, wenn große Teile der Bevölkerung geimpft sind und die Zahl der Neuinfektionen deutlich zurückgeht, womit die Expertinnen und Experten ab dem zweiten Quartal rechnen.

„Im Bereich persönliche Dienstleistungen und privater Konsum haben die Menschen einiges nachzuholen, man denke nur an Urlaubsreisen oder Restaurantbesuche. Die Wirtschaftsdynamik dürfte hier schlagartig zunehmen, sobald es das Infektionsgeschehen zulässt. Die Erholung im Euroraum hängt damit am Impffortschritt und einer erfolgreichen Eindämmung der Pandemie. Das 750-Milliarden-Hilfspaket der EU ist erst ab 2022 richtig zu spüren, sowohl für die Konjunktur als auch im EU-Haushalt“, sagte IfW-Konjunkturforscher Klaus-Jürgen Gern.

Staatsverschuldung bei über 100 Prozent des BIP, Arbeitsmärkte stark beeinträchtigt

Die diversen Hilfsprogramme der Mitgliedsstaaten gegen die Pandemie treiben das Haushaltsdefizit deutlich nach oben, 2020 im Schnitt auf 8,8 Prozent. Damit steigt die Staatsverschuldung im Euroraum auf über 100 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.

Die Covid-19-Krise hat in allen Mitgliedsländern den Arbeitsmarkt stark beeinträchtigt und führte in der Eurozone zu einem deutlichen Rückgang der geleisteten Arbeitsstunden von in der Spitze über 20 Prozent. Die konventionell gemessene Arbeitslosenquote dürfte dank zahlreicher Kurzarbeitsprogramme zwar nur moderat von 7,3 Prozent vor der Krise auf 8,8 Prozent im Jahr 2021 steigen und im Jahr 2022 allmählich auf 8,2 Prozent zurückgehen. Inklusive Kurzarbeit liegt die Arbeitslosigkeit dagegen in allen Mitgliedsländern deutlich höher. In Frankreich lag eine solche erweiterte Arbeitslosenquote mit zeitweilig 35 Prozent am höchsten. Deutschland hatte hier die geringste Quote mit bis zu 17 Prozent.

„Die Arbeitslosenquote inklusive Kurzarbeit ist zwar über den Sommer deutlich zurückgegangen, sie blieb aber auch im Herbst recht hoch und ist während der zweiten Welle der Pandemie wieder angestiegen“, sagte Gern.

EUROFRAME (European Forecasting Associaton for the Macroeconomy) ist ein Verbund von 10 Konjunkturforschungsinstituten aus 9 europäischen Ländern, darunter das IfW Kiel (http://www.euroframe.org/).

Zum Konjunkturbericht: Euroframe: Economic Assessment of the Euro Area: Winter 2020/2021

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