Gemeinsame Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammern in Sachsen-Anhalt: Lockdown stoppt konjunkturelle Erholung
Hauptrisiko für den wirtschaftlichen Erfolg: die Wirtschafts- und Coronapolitik
Vor allem die unsicheren Aussichten drücken zum Jahreswechsel auf die Stimmung in der sachsen-anhaltischen Wirtschaft. Den Unternehmen fehlt eine klare Perspektive. Gut 42 Prozent von ihnen rechnen in den kommenden Monaten mit schlechteren Geschäften. Dass es besser wird, glauben hingegen nur knapp elf Prozent. Diese Skepsis zieht sich quer durch alle Branchen, lediglich in der sachsen-anhaltischen Industrie ist sie nicht ganz so stark ausgeprägt. Aber auch hier ist der Anteil der Pessimisten mit 28 Prozent mehr als doppelt so groß wie die der Optimisten mit 12 Prozent. Die trüben Aussichten bleiben nicht ohne Folgen. Die IHK-Umfragedaten legen nahe, dass die Unternehmen Investitionen weiter auf Eis legen. Als Hauptrisiko für die ökonomische Entwicklung bezeichnen die Unternehmen nicht mehr – wie noch in den vergangenen Jahren – den Fachkräftemangel. Inzwischen stehen die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen auf Platz eins der Sorgenliste, sprich: aktuell die Coronapolitik, insbesondere jene des Bundes. Das sagen inzwischen drei von fünf sachsen-anhaltischen Unternehmen. Besonders harsch fällt die Kritik im heimischen Gastgewerbe aus: Mehr als 70 Prozent der Befragten bezeichnen diese nicht zuletzt von der Politik vorgegebenen Rahmenbedingungen als die größte Gefahr für ihren wirtschaftlichen Erfolg.
„Viele Unternehmen sind von der aktuellen Corona-Politik bitter enttäuscht“, fasst Prof. Dr. Steffen Keitel, Präsident der IHK Halle-Dessau, zusammen. „Die immer wieder rasch angekündigten staatlichen Hilfen fließen einfach zu langsam – unter anderem auch deshalb, weil sie so kompliziert gestrickt sind und zudem zu oft kurzfristig geändert werden.“ Anders seien die Schwierigkeiten bei der Programmierung der Online-Anträge, die oft als Grund für die Verzögerungen genannt werden, kaum zu erklären. Hinzu komme, so Keitel, dass die Wirtschaft in der Krise mit zusätzlichen Kostentreibern belastet werde. „Bei einer verordneten Pflicht zur Heimarbeit etwa bleibt die Politik den Beweis schuldig, wie diese Maßnahme die Infektionszahlen wirksam senken kann.“ Denn schon jetzt verfügten viele Unternehmen über exzellente Hygienekonzepte, die innerbetrieblich kontrolliert und sanktioniert würden, so Keitel. Die gewerblichen Kammern Mitteldeutschlands beteiligten sich mit konkreten Vorschlägen an der Diskussion darüber, die Schutzmaßnahmen zielgerichteter und wirksamer zu gestalten. Mit Blick auf die Zukunft mahnt Keitel ein „kluges Konzept“ für erste Lockerungen an. „Die Unternehmen müssen wissen, wer wann unter welchen Bedingungen wieder arbeiten darf und was sie selbst konkret dafür tun können. Und danach sind vor allem strukturelle Reformen notwendig, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu stärken und den durch die Corona-Krise belasteten Strukturwandel in unserem Bundesland zu meistern.“
Hintergrund: Die Landesarbeitsgemeinschaft der beiden Industrie- und Handelskammern in Sachsen-Anhalt (LAG) besteht seit 1997 und vertritt die Interessen von rund 110.000 Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft in Sachsen-Anhalt. Die Landesarbeitsgemeinschaft führt Umfragen unter ihren Mitgliedsunternehmen durch, erarbeitet fachliche Stellungnahmen und vertritt das Gesamtinteresse der Unternehmen gegenüber Politik, Verwaltung und Öffentlichkeit.
Bei der Konjunkturumfrage wird vier Mal im Jahr eine repräsentative Stichprobe aus den Mitgliedsunternehmen der Industrie- und Handelskammern befragt. Sowohl die Befragung als auch die Auswertung und Hochrechnung der Ergebnisse erfolgen nach anerkannten wissenschaftlichen Methoden. In Sachsen-Anhalt nehmen jeweils rund 900 Unternehmen daran teil.
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