Inklusion auf Augenhöhe: Mülheimer Fliedner Werkstätten werden Logistikpartner der Kulinarischen Schnitzeljagd
Sich stetig definieren, herausfinden was gut funktioniert und was nicht und daraus lernen. In einem Start-up wird es nie langweilig. Die Aufgabenbereiche wachsen, neue Mitarbeiter kommen hinzu und die Kooperationspartner variieren. Wurde beispielsweise der Ticketversand bis einschließlich 2019 noch vom Kernteam der Kulinarischen Schnitzeljagd zwei Mal pro Woche aus dem hausinternen Büro erledigt, sieht das Ganze nur zwei Jahre später schon ganz anders aus. Denn ab diesem Jahr kümmern sich die Fliedner Werkstätten der Theodor Fliedner Stiftung in Mülheim an der Ruhr um den Versand der bunten Papierarmbändchen, die bei den Genusstouren als Ticket dienen.
Eine Stiftung mit langer Tradition
Die Theodor Fliedner Stiftung selbst gibt es bereits seit 1844. Sie ist in vielen Fachbereichen tätig und deutschlandweit über sechs Bundesländer verteilt. Die Fliedner Werkstätten sind eine Einrichtung der Theodor Fliedner Stiftung und als solche im Bereich der Teilhabe am Arbeitsleben unterwegs. Sie offerieren Angebote für Menschen mit geistiger oder physischer Behinderung, bieten Berufsbildungsmaßnahmen an und haben 12 unterschiedliche Produktions- und Dienstleistungsbereiche. Zu diesen Bereichen zählt unter anderem ein Büroservice, eine Schreinerei, ein Gartenlandschaftsbau sowie ein großer Lager- und Logistikbereich.
Doch was macht die Arbeit der Werkstätten so besonders? Daniel Möller arbeitet bereits seit 20 Jahren in der Werkstatt. 2017 übernahm er dessen Leitung und kennt die Arbeitsprozesse dementsprechend gut: „Wir entwickeln differenzierte Leistungsangebote zur beruflichen Qualifizierung aller Klienten und richten uns dabei stark nach den Bedürfnissen und Wünschen der Menschen.“
Als eines der selbstverständlichen Ziele von Werkstätten betont er die Herstellung von Normalität, die gewährleistet werden soll. Umgesetzt wird dies durch einen Arbeitsalltag, der möglichst nah an dem anderer Unternehmen ist: „Natürlich gibt es bei uns auch Auftragsdruck“, betont Möller daher. „Hier unterscheiden wir uns in keiner Weise von anderen Unternehmen.“
Nur dass bei den Fliedner Werkstätten besonders viel Wert auf zwischenmenschliches Feingefühl gelegt wird und das Arbeitsumfeld inklusiv ist. Aspekte, die dem Geschäftsführer der Kulinarischen Schnitzeljagd, Peter Wiedeking, besonders imponierten: „Wir sind selbst ein sehr familiäres Start-up mit flachen Hierarchien und viel Raum für persönliche Entfaltung und Mitsprache. Gerade bei jungen Unternehmen wie uns ist es wichtig, dass man sich auf seine Kernkompetenzen konzentriert. Und für die anderen Bereiche sucht man sich Partner, die zu einem passen. Ich freue mich, dass wir mit den Fliedner Werkstätten so einen guten Partner gefunden haben.“
Vorfreude auf Kooperation
So stieß Wiedeking auf die Fliedner Werkstätten und vereinbarte einen Termin vor Ort. Bei der Begehung der Räumlichkeiten und dem Gespräch über die mögliche Zusammenarbeit stellte sich schnell heraus: Das passt. Für beide Seiten. „Ich fand die Vorstellung der Kooperation sofort sehr spannend. Gerade auch, weil das Konzept der Kulinarischen Schnitzeljagd ja auch in anderen Orten umgesetzt wird und nicht nur in Mülheim“, sagt Melanie Friedrichs. Ebenso wie ihr Kollege Möller arbeitet auch sie bereits seit zwei Jahrzehnten für die Fliedner Werkstätten. Seit 2017 leitet sie den administrativen Bereich sowie den dazugehörenden Arbeitsbereich Büroservice. „Das Konzept passt gut zu uns und wir gut zur Kulinarischen Schnitzeljagd. Deswegen wird das eine schöne Sache! Unsere Leute haben Spaß daran die Arbeit zu übernehmen, das ist für uns ja auch immer wichtig, dass der Mensch sich damit identifizieren kann.“ Auch persönlich findet sie das Konzept sehr spannend und kann sich gut vorstellen, selbst daran teilzunehmen: „Mir gefällt, dass es etwas Neues ist, das ich so in dieser Art noch nicht kenne. Dass man sich in einer Stadt auf eine Schnitzeljagd begeben kann, die kulinarisch ist. Dass man sich vielleicht auch mit einer Gruppe zusammenschließt, die man noch nicht kennt und dadurch dann neue Kontakte schließt.“
So funktioniert die Kulinarische Schnitzeljagd
Die Kulinarische Schnitzeljagd ist eine einzigartige Genusstour für jedes Alter. Dabei erschmecken die Teilnehmer ihre Stadt neu. Allein oder mit Freunden, auf dem Rad oder anders. In ca. 12 persönlich ausgewählten Restaurants, Cafés und Feinkostläden bekommen die Schnitzeljäger besondere kulinarische Kostproben. Innerhalb eines Tages haben sie 7 Stunden Zeit, um die Läden in ihrem Tempo individuell zu besuchen. Gemeinsam mit 300 weiteren Teilnehmern wird die Kulinarische Schnitzeljagd zu einem einzigartigen Genussevent.
Die Tour findet an einem festgelegten Datum zwischen 11 und 18 Uhr statt. In dieser Zeit bekommen die Teilnehmer in jedem der Läden kostenlos eine kulinarische Köstlichkeit. Es gibt immer auch eine vegetarische Alternative.
Die Tour ist radoptimiert. Wer mit dem Fahrrad fahren will, kann sich die vorgeschlagenen Routen für Google Maps oder Komoot kostenlos herunterladen.
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