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Kardinal Woelki und alle Bischöfe sind auf doppelte Weise gefordert. Aufarbeitung und Einsatz für den Reformprozess Synodaler Weg gehören zusammen

Die KirchenVolksBewegung Wir sind Kirche sieht die deutschen Bischöfe in der derzeitigen Krisensituation doppelt gefordert. Denn solange nicht wirklich eine ehrliche, offene und vollständige Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in allen deutschen Bistümern auf wissenschaftlich hohem Standard erfolgt, werden alle Reformbemühungen des Synodalen Weges ins Leere laufen.

Wir sind Kirche unterstützt die sehr deutliche, in dieser Form bisher einmalige Kritik von Bischof Georg Bätzing, dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, am Umgang mit der Veröffentlichung der Kölner Missbrauchsstudie. Bischof Bätzing appellierte dabei an alle kirchlichen Leitungsverantwortliche in Deutschland, eventuell notwendige persönliche Konsequenzen zu ziehen, die auch einen Rücktritt beinhalten können. Die Bischöfe sollten zu ihrer persönlichen Verantwortung stehen, die sie im Leitungsdienst in dieser Kirche haben und wie sie auch die von Papst Franziskus verschärften Regelungen zur Sorgfaltspflicht für Bischöfe und Ordensobere vorsehen.

Kardinal Rainer Maria Woelki hat zwar auf der Online-Konferenz, wie auch schon in einem Pressestatement zuvor, persönliche Fehler bei der Aufarbeitung in seinem Bistum eingestanden, für die er die Verantwortung trage. Aber er wie auch seine Weihbischöfe sind zu fragen, ob sie auch bereit sind, in Zukunft mit voller Kraft und konstruktiv am Synodalen Weg mitzuwirken.

Jeder Bischof muss sich fragen, ob er und die Verantwortlichen in seinem Bistum richtig gehandelt hat gemäß den immerhin seit 2002 bestehenden und mehrfach verbesserten Leitlinien für das Vorgehen im Falle geistlicher und sexualisierter Gewalt. Nach der im Frühjahr 2019 in Lingen einstimmig (mit vier Enthaltungen) getroffenen Entscheidung für den Synodalen Weg darf es keinen Bischof mehr geben, der die Ergebnisse der MHG-Studie anzweifelt.

Wir sind Kirche unterstützt die Forderungen nach einem strengen und faktenbasierten Monitoring, wie in den 27 deutschen Diözesen und auch in den Ordensgemeinschaften in Zukunft mit Prävention und Aufarbeitung geistlicher und sexualisierter Gewalt umgegangen wird. Grundlegende Aufarbeitung und umfassende Kirchenreform sind elementare Vorbedingung für die weitere Evangelisierung, für die sich Papst Franziskus einsetzt. Sie sind kein Widerspruch und dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden. Nach der doppeldeutigen Botschaft des Briefes von Papst Franziskus an die Glaubenden in Deutschland vom Juni 2019 wäre eine neuerliche Ermutigung zum Gehen des Synodalen Weges aus dem Vatikan gerade jetzt sehr wünschenswert.

Wir sind Kirche begrüßt, dass endlich auch Betroffene in den Synodalen Weg eingebunden werden sollen, denn deren Erfahrungen geistlicher und sexualisierter Gewalt sind Ausgangspunkt für den Reformprozess in der Kirche gewesen. Nach den bisherigen Erfahrungen wird es aber auch in Zukunft unabhängige Betroffenenorganisationen brauchen, die den Prozess „von außen“ kritisch begleiten. Der Synodale Weg darf nicht im Sande verlaufen, wie viele Reformprozesse zuvor.

Der Synodale Weg wird nur dann gelingen können, wenn theologisch, kirchenrechtlich und kirchenpolitisch einmütige Voten, vor allem seitens der Bischöfe, so wie es in der Satzung steht, mitgetragen und beschlossen werden. Die kann dann der Vatikan nicht einfach ignorieren kann. Dies ist kein deutscher Sonderweg, sondern ein theologisch fundierter Dienst an der Weltkirche. Denn sexualisierte Gewalt und ihre Vertuschung, die Anlass für den Synodalen Weg waren, stellen erwiesenermaßen ein weltweites Problem dar und verdunkeln in massivster Weise den Auftrag der Kirche, die frohe Botschaft des Evangeliums glaubwürdig zu verkünden.

Höchst ungut ist das Verhalten des Vatikans gegenüber der neuen Initiative Maria 2.0, die aus Anlass des vatikanischen Sondergipfels zum Thema der sexualisierten Gewalt in der Kirche vor zwei Jahren einen Offenen Brief geschrieben hatte. Anstatt den Dialog mit diesen engagierten Frauen aus den Kerngemeinden zu suchen, soll laut Medienberichten jetzt die römische Glaubenskongregation Maria 2.0 ins Visier genommen haben, und möglicherweise aufgrund von Hinweisen aus dem Erzbistum Köln – ein Rückfall in alte Einschüchterungsmuster.

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