Kunst & Kultur

Made in Potsdam – Ein Kunstspaziergang: 17.03. bis 28.03.2021

Im Tanz mit den Einschränkungen der Zeit sucht Made in Potsdam in diesem Jahr 2021 buchstäblich neue Flächen, überraschende Perspektiven und mögliche Öffnungen im zurzeit geschlossenen System der Kunsträume und Theaterorte, frei nach Leonhard Cohen: „There is a crack in everything – that’s how the lights get out."
Filmprojektionen erobern Plakatwände, Fenster- und Türrahmen, Kunsträume bleiben geschlossen und werden doch transparent, Installationen erobern Außenräume oder bewohnen Gebäude-Nischen – für Made in Potsdam präsentieren die fabrik Potsdam und der Kunstraum in diesem Jahr Künstler*innen aus Potsdam und der Region in überraschenden Formaten, teils neuen Bildsprachen und mit unerwarteten Medien.
Passend zum Beginn des neuen Jahres sind die Zuschauer*innen eingeladen, die Werke spazierend in der Schiffbauergasse zu entdecken, Open air zu erleben und sich im Gehen zu Zweit auszutauschen.

Mit Arbeiten von:

Yasmeen Godder & Teilnehmer*innen des Projektes I’m here
Golde Grunske
Kim Konrad
Oscar Loeser & Martine Pisani
Jeanette Niebelschütz
Kathrin Ollroge in Begleitung einer Arbeit von Caroline Laurin-Beaucage  
Maren Strack & Johan Lorbeer
Riki von Falken, Ralf Grüneberg, Oskar Loeser & Clemens Kowalski 
Sabine Zahn & Andrea Keiz

Spaziergang in der Zeit von Mi – So, 15:00 bis 20:00
Zugang frei. www.madeinpotsdam.de

PROGRAMM:

Transit – Artists in Residence / Kunstraum Potsdam
Ein Ausflug des jährlichen Festivals Made in Potsdam

Der Kunstraum bietet Potsdamer Künstler*innen, mit individuellem Blick auf ihre eigene Stadt, in Technik und Ausdrucksform, eine Arena für regionale Positionen. Die Künstler*innen haben die Chance, mit ihren neu entstandenen Werken eine Schau zu inszenieren und den Raum zu erobern. Die Künstlerin Jeanette Niebelschütz und der Künstler Kim Konrad arbeiten seit dem 1. Dezember 2020 in den Räumen des Kunstraums. Transit wird von ihnen als momentaner Zustand begriffen. Raus aus der Isolation im Schatten der bleiernen Zeit. Der Ortswechsel vom Atelier in großzügige Sichtachsen ist eine Möglichkeit, Perspektive, Repertoire und Format ihrer Arbeiten neu zu interpretieren. Keine Einschränkungen, sondern freie Entfaltung in spielerischer und humorvoller Zusammenarbeit. Kunst im Prozess bedeutet für sie, Austausch, Korrektur, Impuls im Gefecht der respektvollen Lebendigkeit.

JEANETTE NIEBELSCHÜTZ, Jahrgang 60, wurde in Potsdam geboren. Mit 18 meisterte sie eine Lehre als Schaufensterdekorateurin. In dieser Zeit, erste Berührungen mit den bildenden Künsten. Malerei, Siebdruck, Textilgestaltung. 1996-2006 Kunstvermittlerin. Im Anschluss bestand sie umfangreiche Arbeiten auf verschiedenen künstlerischen Gebieten. Seit 2020 wieder aktive Künstlerin. Sie lebt und arbeitet in Potsdam. www.jeanetteniebelschuetz.de

KIM KONRAD, Jahrgang 63, wurde in Berlin geboren. Mit 20 Jahren Fußballprofi, absolvierte er im Anschluss eine Trainer-Lizenz. 1999 Seitenwechsel nach Potsdam, er wurde Barbesitzer. Nach 12 Jahren ging er für sechs Jahre nach Spanien, wo er am Meer Auftakt und Inspiration für die Malerei bekam. Seit 10 Jahren arbeitet er als freischaffender Künstler. Seine Materialien sind, Leinwände, Schalbretter, Ölfarben, Lack und Acryl. Er lebt und arbeitet in Potsdam. www.kimkonrad.com

Thüringen 
Installation von Maren Strack (2020)
Es ist, als würde ein Bär schlafen und Menschen hätten ihre Häuser auf seinem Fell erbaut. Unablässig heben und senken sich die Hausmodelle – Fundstücke des einstigen Modellbaubooms aus Ost- und Westdeutschland – Bürohäuser, Fabriken, Kirchen, Raffinerien, Fachwerk neben Zweckbau, die in stiller Eintracht auf gleich zwei Etagen ihr beschauliches Eigenleben führen. Nichts, außer der eigenen Angst, will glauben, der Bär würde je erwachen.

3. Rang rechts, Reihe 2, Platz 6-8
Installation von Maren Strack (2020)
Mechanischer Konzertsaal auf kleinstem Raum. Die Theaterbestuhlung steht auf der Bühne. Oder umgekehrt: Die Bühne schwebt über den Zuschauern. Während das – mechanische – Konzert beginnt, tanzen die Stühle, klappen auf und zu, als würde ein Publikum begeistert oder genervt von den Sitzen springen, während die kleine Gitarre unverdrossen unter dem Flitter der Vorhänge ihr Andante vom Blatt spielt.

Videos für Draußen
Videos von Maren Strack und Johan Lorbeer (2020)
Auf Grund der aktuellen Situation zeigten Maren Strack und Johan Lorbeer im November und Dezember 2020 eine Auswahl Ihrer Kunst- und Performancevideos mit dem Titel Videos für Draußen im knock hard Studio, Berlin. Die Videos für Draußen sind nun bei Made in Potsdam in zwei großen Schaufenstern zu sehen. Die Filme zeigen unterschiedliche Arbeiten der beiden Künstler*innen, die in den letzten 30 Jahren entstanden sind.

MAREN STRACK ist Bildhauerin, Performerin und Musikerin. Ein wichtiger Bestandteil ihrer Performances ist die Beschäftigung mit unterschiedlichen Materialien, z.B. Stahlplatten, Latex oder Ytong Steine. Sie testet die ausgesuchten Materialien in Bezug auf ihre choreografische Benutzbarkeit und deren klanglichen Eigenschaften. www.maren-strack.de

JOHANN LORBEER beschäftigt sich in seinen Performances mit Wahrnehmungsphänomenen. Die Situationen, die er darin entwirft, liegen im Grenzbereich zwischen Bild und Aufführung und faszinieren durch ihre scheinbare Unvereinbarkeit mit unseren räumlichen Seh-Erfahrungen. www.johanlorbeer.com

As Far As The Eye Can Hear, The Film
Film von Oscar Loeser & Martine Pisani (2014)
Der Film entstand aus As Far As The Eye Can Hear, einer Performance, die Martine Pisani 2010 für den Außenbereich geschaffen hat. Drei Männer brechen gemeinsam zu einem unbekannten Ziel auf. Die Landschaften, durch die sie reisen, werden zu einem Spielplatz, der ihre Freundschaft widerspiegelt. Oscar Loeser und Martine Pisani haben hier eine Art zeitgenössischen Western geschaffen, in dem die Protagonisten ihre Abenteuer zeitgleich an verschiedenen Orten erleben. Der Wechsel dieser Schauplätze schafft das endgültige Bild einer einzigartigen Landschaft und lässt uns reisen "as far as the eye can hear"…

MARTINE PISANI begann ihre Karriere mit 22 Jahren in Marseille. 1992 gründete sie ihre eigene Kompanie. Seitdem entstanden viele Choreografien, die bei internationalen Festivals zu Gast waren. Darunter auch sans, das 2000 in der fabrik Potsdam entwickelt wurde. Eine ihrer Bestrebungen ist es, auf der Bühne so wenig Künstlichkeit wie möglich zu zeigen. www.ciemartinepisani.fr

OSCAR LOESER absolvierte an der Filmuniversität Konrad Wolf sein Studium als Schnittmeister. Seitdem ist er als Visual Artist international tätig und arbeitet u.a. mit Riki von Falken, Patrick Scully und Martine Pisani zusammen. 2013 gründete er mit Clemens Kowalski das Kollektiv avk4, das sich auf Bühnenprojektionen spezialisiert. www.vimeo.com/oscarloeser

Mit freundlicher Unterstützung des Institut français und des französischen Ministeriums für Kultur / DGCA.

Fremdgehen Potsdam
Film von Andrea Keiz zur Performance von Sabine Zahn (2020)
Im August 2020 kehrt die Choreografin nach 20 Jahren in ihren ehemaligen Wohnsitz Potsdam zurück, um die Stadt und ihre Entwicklung in der 1zu1-Performance Fremdgehen zu erkunden. Während der Potsdamer Tanztage 2020 zeichnet die Videokünstlerin Andrea Kiez die sehr exklusive Performance Fremdgehen filmisch auf und präsentiert den Film zum ersten Mal dem Publikum im Rahmen von Made in Potsdam.

Wie nehmen Körper und sein Umfeld gegenseitig Einfluss aufeinander? Diese Frage bildet den Kern der Forschungsarbeit der Choreografin SABINE ZAHN. In unterschiedlichen partizipativen Formaten nimmt sie, gemeinsam mit dem interdisziplinären Kollektiv raumlaborberlin, den urbanen Raum als Forschungs- und Experimentierfeld, um neue Beziehungen zwischen Kunst und Gesellschaftsbildung zu erkunden. www.lovelabours.net

ANDREA KEIZ ist Videokünstlerin, ausgebildete Biologin und Tanzpädagogin. Seit 2000 arbeitet sie freischaffend und hält Produktionen im zeitgenössischen Tanz sowohl dokumentarisch wie auch gestalterisch fest. Des Weiteren unterrichtet sie an diversen Institutionen die Schwerpunkte Wahrnehmung und Videodokumentation künstlerischer Prozesse. www.andreakeiz.de

Die Architektur einer Linie
Projektionen zum Tanzstück von Riki von Falken in Zusammenarbeit mit Oscar Loeser, Ralf Grüneberg und Clemens Kowalski (2021)
Die Arbeit von Riki von Falken vereint Tanz, Sound, Licht und Video zu einem Gesamtkunstwerk. Exaktheit und Experiment erschaffen einen schöpferischen Sog – Linien flirren zwischen Licht und Schatten, scharf und spielerisch. Präzise Körperbewegungen harmonieren mit den anderen Akteuren, die gleichzeitig auf der Bühne sind. Das fabrik-Gebäude wird dabei zur Projektionsbühne für Die Architektur einer Linie.

RIKI VON FALKEN ist seit 1981 als Tänzerin und Choreografin tätig. In New York wurde sie von den Arbeiten Merce Cunninghams, Trisha Browns und Jennifer Mullers geprägt. Ab 1990 entstanden eigene Werke, in denen sie selbst tanzt und mit denen sie international tourt. Für ihr Werk erhielt sie 2015 den Willms Neuhaus Preis. Eine Kollaboration mit anderen Künstler*innen ist ein wichtiger Teil ihres Schaffens. In Die Architektur einer Linie arbeitet sie mit dem Visual Artist OSCAR LOESER, dem  Musiker  RALF GRÜNEBERG,  dem Bühnenbildner CLEMENS KOWALSKI und der Dramaturgin KATJA KETTNER zusammen. www.rikivonfalken.com / www.fuchsundbaer.de / www.kkettner.de

Raum für Gedanken – Gedanken zum Raum
Von Kathrin Ollroge in Begleitung einer Performance von Caroline Laurin-Beaucage (2017)
Im Mai 2017 begab sich Kathrin Ollroge auf Brandenburger Tour: Sie begleitete die Choreografin Caroline Laurin-Beaucage und dokumentierte ihre Performance Habiter sa Mémoire. Gemeinsam, durch Tanz und Fotografie, stellten sie die Frage nach dem Verhältnis und Zusammenspiel von Raum, Körper und Gedächtnis auf den öffentlichen Plätzen Brandenburger Städte und Dörfer.

KATHRIN OLLROGE ist eine Potsdamer Fotografin. Ihr Anliegen ist es, die Zusammenhänge des gesellschaftlichen Miteinanders über die Fotografie und das geschriebene Wort sichtbar werden zu lassen. 2014 beginnt sie das Interviewprojekt Raum für Gedanken, welches sich bis heute stetig weiterentwickelt. 2018 wurde sie für dieses Projekt mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. www.raum-fuer-gedanken.com

mit dir.
Ein Duett der Zweisamkeit von Golde Grunske & Ioannis Avakoumidis – eine Videoproduktion (2016)
Das Duett mit dir. erzählt von der Liebe zwischen zwei Menschen als großartigem Gefühl, das das Leben lebendig hält, es beherrscht, erfüllt, begrenzt und mit Leichtigkeit erfüllt. Es erzählt vom ständigen Kampf mit sich und dem Partner in einem begrenzten Raum, vom Geben und Nehmen und Glück und Verzweiflung.

GOLDE GRUNSKE absolvierte eine Bühnentanzausbildung in Berlin und studierte Choreografie in Dresden. Seit 2003 arbeitet sie als freiberufliche Tänzerin und Choreografin in Cottbus, wo sie 2008 die tanzkompanie golde g. gründete. Dort betreibt sie außerdem die Tanzschule TanzWERKSTATT. Ihre Choreografien werden regelmäßig in Cottbus und in der Lausitz gezeigt. www.golde-grunske.de

I’m Here
Körperdrucke von Teilnehmer*innen des Projekts von Yasmeen Godder (2020)
Mit I’m Here lädt Yasmeen Godder Menschen dazu ein, ein persönliches, körperliches Ritual in der Privatsphäre ihres Zuhauses oder in einem geschützten Raum eines Tanzstudios zu vollziehen und einen Körperdruck mit Farbe auf Stoff zu erstellen. Die Idee zu dieser Arbeit entstand in der Zeit des ersten Corona-Lock Downs in Tel Aviv. Für die Choreographin war es eine Reaktion auf das Verschwinden des Körpers in der Öffentlichkeit und auf die Notwendigkeit, sich wieder mit ihm zu verbinden, seine Materialität zu spüren und gleichzeitig seine Fragilität und Verletzlichkeit anzuerkennen.

YASMEEN GODDER ist eine israelische Tänzerin und Choreografin. Seit ihrem Abschluss an der Tisch School of the Arts in New York, tourt sie weltweit als freischaffende Choreografin. Seit 1999 lebt und arbeitet sie wieder in Tel Aviv und widmet sich in ihren Recherchen alternativen Bewegungsformen sowie Kompositions- und Vorstellungsformaten, die vor allem auch partizipative Elemente beinhalten und das Publikum direkt in das physische und emotionale Erlebnis einzubeziehen. www.yasmeengodder.com

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