Gesundheit & Medizin

Mit Fast-Track-Operationen zum schnellen Heilungserfolg

Bei dem Schwäbisch Haller Wolfgang Giese wurde eine ausgeprägte Hüftarthrose festgestellt. Eine Operation war unumgänglich. Wenige Wochen nach der Diagnose wurde ihm am Diakoneo Diak Klinikum in Schwäbisch Hall mit einem besonders schonenden Verfahren eine neue Hüfte eingesetzt.

Bei Dr. Dirk Steinhagen, Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Leiter des Endoprothetikzentrums der Maximalversorgung ist Wolfgang Giese in guten Händen. Der Arzt hat viele Jahre Erfahrung, wenn es um das Implantieren von Gelenksprothesen geht. Seit mehr als 20 Jahren steht er regelmäßig im OP und verhilft seinen Patienten zu neuer Lebensqualität. Das Operationsverfahren, das bei Giese angewendet wurde, nennt sich „Fast Track“. Es ist ein therapeutisches Konzept, dass die Liegedauer im Krankenhaus minimieren, zugleich aber die Aktivierung des Patienten erhöhen soll. Rund eine Stunde dauert der Eingriff, drei Tage Krankenhausaufenthalt folgen für den Patienten.

Mit kleinen Schnitten zum großen Ergebnis
„Fast Track Operationen führen wir im Diak Klinikum seit knapp zwei Jahren durch. Dieses besonders schonende Verfahren ermöglicht dem Patienten, direkt am Tag seiner Operation wieder aufzustehen und durch Physiotherapeuten aktiviert zu werden“, erklärt der Chefarzt. Minimal-invasiv, das heißt ohne große chirurgische Schnitte an der zu operierenden Stelle und ohne die Muskulatur zu verletzen, wird das neue Gelenk eingebracht. Dadurch heilt die Wunde nach dem Eingriff auch schnell ab. Doch nicht jeder Patient, so wie Wolfgang Giese, ist für einen derartigen Eingriff geeignet, weiß Steinhagen. „Wichtig für eine Fast-Track Operation ist, dass der Patient zum ersten Mal eine Endoprothese bekommt. Wechselendoprothesen können mit diesem Verfahren nicht operiert werden.“ Das hängt damit zusammen, dass bei Wechseloperationen, aufgrund des bereits vernarbten Gewebes, ein größerer Eingriff nötig wird. Ein weiterer wichtiger Indikator, der für eine Fast-Track Operation spricht, ist die Beweglichkeit des Beines. „Herr Giese hatte aufgrund seiner starken Schmerzen im Bein eine Schonhaltung entwickelt, die die Muskulatur im Bein versteift hat. Wir haben dann aber schnell gemerkt, dass unter Betäubung das Bein durchaus noch gut beweglich war und er deshalb für diesen Eingriff als Patient in Frage kam.“

Ein Schlüsselerlebnis
Und Giese ist dankbar dafür. „Das war überhaupt meine erste Operation und auch die erste Narkose, die ich bekommen habe. Das war schon aufregend“, sagt er und ergänzt: „Ich hätte nicht gedacht, dass ich so schnell wieder voll belastungsfähig bin. Alleine, dass ich schon am Tag meiner Operation wieder aufstehen und laufen konnte, war für mich fast nicht zu glauben. Es war im wahrsten Sinne ein Schlüsselerlebnis für mich.“ Er kennt sich ein wenig mit Hüftoperationen aus, denn in seinem engen Familienumfeld gab es vor vielen Jahren schon Hüfteingriffe. „Ich weiß noch, dass nach den Eingriffen meine Angehörige lange liegen musste, anschließend sogar in die Reha – das ist mir alles erspart geblieben“, freut er sich. Und in der Tat, bis vor rund zehn Jahren war es üblich, dass nach einer Hüftoperation die Betroffenen zwei Wochen im Bett liegen mussten, sich nicht bewegen durften. Es folgten mehrwöchige Aufenthalte in Reha-Einrichtungen. „Heute sind Eingriffe, nach denen der Patient so lange im Bett bleiben muss die absolute Ausnahme. Studien haben gezeigt, dass je eher ein Patient aktiviert wird und therapeutische Bewegungsbegleitung erhält, desto schneller wird er wieder vollständig genesen.“

Interdisziplinäre Zusammenarbeit als Grundpfeiler
Die Ursprünge der Fast-Track-Operationen finden sich in Dänemark und Schottland. Hier hat man schon vor vielen Jahren untersucht, dass eine schnelle Belastung des Gelenks nach einem Eingriff die Genesung fördert. Doch von heute auf morgen lässt sich ein solcher Vorgang nicht in eine bestehende Krankenhausstruktur einbinden. „Ich habe fünf Jahre lang dafür gearbeitet, dass wir unsere Patienten hier mit diesem innovativen und schonenden Verfahren behandeln können“, sagt Steinhagen. „Es sind ja nicht nur wir Operateure von der Umstellung der Behandlung betroffen, sondern auch die Pflegekräfte, aber auch die involvierten Kliniken wie beispielsweise die Radiologie oder auch die Anästhesie. Hier mussten wir uns gut abstimmen und gemeinsame Verfahren entwickeln, um die Patienten optimal betreuen zu können“, ergänzt er. Das hat inzwischen gut geklappt, findet auch Wolfgang Giese. „Von der ersten Sprechstunde an habe ich mich in allen Bereichen hier sehr gut aufgehoben gefühlt.“ Bevor er zu Steinhagen in die Sprechstunde kam, kannte er die Möglichkeiten einer Fast-Track Behandlung nicht. Allerdings war einer Bekannten vor einigen Jahren von Dr. Steinhagen erfolgreich eine neue Hüfte eingesetzt worden. „Da dachte ich mir, ich bin Schwäbisch Haller, warum soll ich mich dann nicht auch in Schwäbisch Hall operieren lassen und die Vorteile eines wohnortnahen Klinikstandortes nutzen? Diese Entscheidung habe ich nicht bereut.“

Heute wieder voll aktiv
Vier Wochen lang lief Giese nach dem Eingriff noch an Krücken. „Ich habe mich täglich viel bewegt. Vom Kocher bis zu unserem Haus sind es über 150 Treppenstufen. Die habe ich von Anfang an geschafft. Mit meiner Frau, aber auch alleine, habe ich täglich längere Spaziergänge gemacht und es auch wirklich sehr genossen, mich ganz ohne Beschwerden bewegen zu können.“ Kein Vergleich zu vorher sei es jetzt, berichtet er. „Meine Familie und meine Freunde haben mich in der Zeit vor der Operation immer darauf angesprochen, dass ich hinke und schief gehe. Ich bewegte mich wohl ein bisschen wie der Glöckner von Notre Dame“, lacht er.
Drei Tage nach dem Eingriff darf Wolfgang Giese nach Hause. Ein Freund holt ihn mit dem Auto an der Klinik in Schwäbisch Hall ab. „Der war ganz überrascht als er mich mit meinen Krücken laufen gesehen hat und auch sehr erstaunt darüber, dass ich keine Hilfe benötigte“. Heute geht es dem Rentner wieder gut. Doch auch seine zweite Hüfte ist, wenn auch nicht so stark wie die andere, von Arthrose betroffen. „Die zweite lass ich dann auch von Herrn Dr. Steinhagen machen“, da ist er sich jetzt schon sicher.

Text: Friederike Grünhagen-Wahl

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