Pharmazie-Profis bereiten Spritzen im Impfzentrum vor
Der professionelle Umgang mit sensiblen Medikamenten gehört zu ihrer täglichen Arbeit, die klassische Arzneimittelherstellung ist ihre Kernkompetenz. Und bei der Impfung von inzwischen rund 1500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Rheinland Klinikums haben die Apotheker und Pharmazeutisch-Technischen Assistentinnen (PTA) des Klinikverbundes bereits Routine und Erfahrungen sammeln können, die sie nun in das Impfzentrum des Rhein-Kreises Neuss einbringen: Dort sind Dr. Julia Potschadel und ein gutes Dutzend Kolleginnen und Kollegen aus dem Rheinland Klinikums ab Montag im Einsatz. Zusammen mit Fachkollegen aus den niedergelassenen Apotheken im Kreisgebiet, von Bundeswehr und Pharmaunternehmen, Kliniken und Universitätskrankenhäusern bereiten sie permanent frisch zum Verbrauch die Einzeldosen vor, die unmittelbar im Anschluss „verimpft“ werden. „Diese großartige Unterstützung und Zusammenarbeit mit Kollegen aus allen Bereichen ist etwas Besonderes“, findet Fachapothekerin Dr. Julia Potschadel, die zugleich Stellvertreterin des Pharmazeutischen Leiters des Impfzentrums, Torsten Müller, ist.
Gemeinsam haben sie bereits rund 250 Apotheker in einem Online-Coaching für die bevorstehenden Aufgaben geschult, über Örtlichkeiten, Abläufe und rechtliche Hintergründe aufgeklärt. Ein Probelauf von der Personalschleusung über das Einkleiden bis zum Vorbereiten des Impfstoffs und Weitergabe der Dosen war erfolgreich. Ab Montag werden die vier Herstellungsboxen zu den Öffnungszeiten des Impfzentrums besetzt. Unter Reinraum-Bedingungen mit höchsten Hygieneansprüchen sind dann Apotheker, PTA und Pharmazeuten im Praktikum (PhiP) mit der keimfreien „Rekonstitution“ des Impfstoffs beschäftigt: Die Fachkräfte „verdünnen“ den Impfstoff des Herstellers Biontech/Pfizer mit isotonischer Kochsalzlösung und ziehen Spritzen mit jeweils 0,3 Millilitern auf. „Aus einer Ampulle des Herstellers gewinnen wir sechs Einzeldosen“, sagt Kreis-Vertrauensapotheker Torsten Müller. Diese müssen dann binnen einer Stunde durch die Ärzte an die Patienten verimpft werden. „Darum stellen wir die Impfstoffe immer nur unmittelbar vor dem Verbrauch her“, erklärt Dr. Julia Potschadel und betont: „Hier wird immer nur der Tagesbedarf an Impfstoff angeliefert – zu wechselnden Zeiten und unter strenger Bewachung. Und alles, was wir bekommen, geht direkt an die Impfkandidaten.“
Langeweile hatten ihre Berufskollegen seit Ausbruch der Corona-Pandemie vor fast einem Jahr nicht. „Im Gegenteil“, sagt sie, „die Kolleginnen und Kollegen hatten in den vergangenen Monaten zusätzlich zu ihrem normalen Arbeitsaufkommen beispielsweise die Herstellung von Desinfektionsmitteln und die Vergabe von Masken zu bewältigen.“ Umso beeindruckter waren sie und Torsten Müller von der Resonanz auf die Aufrufe beispielsweise der Apothekenkammer Nordrhein, auf die sich mehrere hundert Fachkräfte gemeldet hätten: „Und das alles in der Freizeit und quasi ehrenamtlich“, betont Dr. Julia Potschadel, die selbst auch nicht lange nachdenken musste. Und gleich noch das bei den Impfungen im Rheinland Klinikum gewonnene Knowhow einbrachte: „Das Hygienekonzept und die Anleitung zur Herstellung des Impfstoffs konnten wir weitestgehend so übernehmen.“
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