Studie zur Kindeswohlgefährdung: Vermutlich höhere Dunkelziffer an Kindeswohlgefährdungen während des Lockdowns
„Grund für die anzunehmende Vergrößerung des Dunkelfelds könnte unter anderem die durch den pandemiebedingten Lockdown fehlende soziale Kontrolle sein, die sonst zum Beispiel in Schulen oder Kitas stattfindet. Zeitweise haben auch die Jugendämter und freie Träger der Jugendhilfe wegen des Lockdowns ihre aufsuchende Arbeit deutlich eingeschränkt“, sagt Priv.-Doz. Dr. Silke Pawils, Leiterin Forschungsgruppe Prävention im Kindes- und Jugendalter des Instituts für Medizinische Psychologie.
„Kinder haben in Zeiten der sozialen Isolation weniger Möglichkeiten, Hilfssignale zu senden. Aus anderen Studien wissen wir, dass insbesondere Kinder, die bereits vor der Pandemie von Gewalt betroffen waren, im ersten Lockdown mit höherer Wahrscheinlichkeit erneut betroffen waren“, erklärt Dr. Jo Ewert, Kinderschutzkoordinator in der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin des UKE, und ergänzt: „Bei Verdacht auf Kindeswohlgefährdung gilt Hinschauen statt Wegschauen. Wenn Fachkräfte aus dem Gesundheitswesen mit misshandelten oder vernachlässigten Kindern in Kontakt kommen, bietet die Medizinische Kinderschutzhotline unter 0800 19 21 000 fachliche Unterstützung, um Handlungssicherheit zu erlangen. Betroffene können unter 116 111 die Nummer gegen Kummer erreichen um sich beraten zu lassen.“
In die Studie sind die Daten von deutschlandweit 159 Kinderschutzgruppen und -ambulanzen eingeflossen. Die Daten bilden sowohl den stationären als auch den ambulanten Bereich ab und zeichnen ein klares Bild: In den Ambulanzen ist ein Rückgang von 15 Prozent festzustellen, im stationären Bereich sogar um 20 Prozent im Vergleich zu den Monaten März und April 2019.
Bezüglich Alter und Geschlecht sowie den unterschiedlichen Misshandlungsformen fanden sich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum keine signifikanten Unterschiede. Weitere Datenerhebungen zum Thema sind erfolgt und werden derzeit ausgewertet.
Im Forschungsnetzwerk Medizinischer Kinderschutz am UKE haben sich Ärztinnen und Ärzte sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus dem Institut und der Poliklinik für Medizinische Psychologie, dem Kinderkompetenzzentrum des Instituts für Rechtsmedizin und dem Kinder-UKE zusammengeschlossen, um an der Schnittstelle zwischen Forschung und Patientenversorgung Erkenntnisse im medizinischen Kinderschutz zu gewinnen und die Versorgung der Kinder zu verbessern.
Das 1889 gegründete Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) ist eine der modernsten Kliniken Europas und mit rund 13.600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einer der größten Arbeitgeber in Hamburg. Pro Jahr werden im UKE rund 511.000 Patientinnen und Patienten versorgt, 106.000 davon stationär und 405.000 ambulant. Zu den Forschungsschwerpunkten des UKE gehören die Neurowissenschaften, die Herz-Kreislauf-Forschung, die Versorgungsforschung, die Onkologie sowie Infektionen und Entzündungen. Über die Medizinische Fakultät bildet das UKE rund 3.400 Mediziner und Zahnmediziner aus.
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