Wie Bienen unseren Müll verringern
Ökologisch, regional und vegan
Die Bienenwachs-Tücher seien zudem sehr langlebig: „Ein Tuch kann mehrere Monate bis zu einem Jahr verwendet werden.“ Durch das Wachs hielten die Tücher außerdem auf der Oberfläche von Schüsseln und Dosen. Mit den größeren Tüchern könne man auch Obst und Gemüse und sogar ein ganzes Brot einpacken. „Nach der Benutzung können die Tücher geglättet, mit kaltem Wasser abgespült und anschließend wieder neu verwendet werden“, ergänzt Golzheim.
Der Entstehungsprozess eines Wachs-Tuchs beginnt mit dem Baumwollstoff: In Handarbeit werden die Stoffe in Herrenberg zurecht geschnitten, vernäht und mit flüssigem Bienenwachs bestrichen. So sind sie nicht nur wegen ihrer mehrfachen Verwendbarkeit nachhaltig, auch ihre Herstellung selbst ist ökologisch. Jedes Tuch wird einmal gewachst, anschließend erhärtet es innerhalb von Sekunden. Danach wird das Tuch verpackt und kann verschickt werden. Pro Tag werden mehrere hundert Tücher hergestellt. Das Bienenwachs stammt größtenteils von regionalen und zertifizierten Imkern, die nach den Richtlinien von Verbänden arbeiten. Beim Stoff handelt es sich um zertifizierte Bio-Baumwolle und auch bei der Verpackung der Ware setzt Bee Food Wraps auf Nachhaltigkeit und regionale Herkunft: Das Stuttgarter Unternehmen „Grasdruckerei“ liefert die aus Gras hergestellten Verpackungen der Wachs-Tücher.
Nicht nur das Bienenwachs-Tuch ist eine nachhaltige Alternative zu Plastik-Verpackungen. Mittlerweile stellt Bee Food Wraps auch vegane Tücher her. Statt mit Bienenwachs werden diese Tücher mit einer Pflanzenwachsmischung und Kiefernharz überzogen. „An der veganen Mischung haben wir gut vier bis fünf Monate getüftelt. Die genaue Zusammensetzung können wir natürlich nicht verraten“, erzählt Golzheim. Die veganen Tücher halten genauso frisch, wie die Tücher aus Bienenwachs. Da ihnen jedoch die natürliche Klebrigkeit des tierischen Wachses fehlt, benötigen das Kiefernharz. Bee Food Wraps verkauft etwa gleichviele vegane wie Bienenwachs-Tücher. „Die Tendenz geht aber klar zu den veganen Tüchern“, so Golzheim.
Den Müllmassen den Kampf angesagt
„In Deutschland produziert jede Person durchschnittlich 457 Kilogramm Haushaltsabfall pro Jahr. Durch unsere Tücher kann schon einiges an Plastikmülls im eigenen Haushalt vermieden werden“, sagt Golzheim. 2016 stellte sie ihren eigenen Haushalt auf müll- und plastikfrei um. Dabei stieß sie auf Wachstücher, die es zum damaligen Zeitpunkt nicht in Deutschland zu kaufen gab. Golzheim ergriff die Chance, gründete ein Start-up und begann 2017 mit dem Verkauf der Tücher. Mittlerweile beschäftigt sie ein Team von fünf festen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Herstellung, Kunden-Akquise und den Vertrieb. Zeitweise werden zusätzlich freie Mitarbeiter beschäftigt. Das Herrenberger Start-up verkauft seine Wachs-Tücher unter anderem in sogenannten „Unverpackt-Läden“, also Läden, die ihre Waren ohne Verpackungen anbieten, in Bio-Läden und Concept-Stores, auf Messen und im eigenen Webshop. Insgesamt beliefert Bee Food Wraps über 150 Händler, auch außerhalb Deutschlands.
Die Region punktet als Messestandort
Aus wirtschaftlicher Sicht sieht Golzheim einen großen Vorteil in der Region Stuttgart: Der Wirtschaftsstandort ist für sie in Normalzeiten vor allem wegen der vielen verschiedenen Messen attraktiv. Dort kann sich das Unternehmen präsentieren und seine Produkte vorstellen. In ihre Firma steckt Golzheim viel Herzblut hinein: „Mein Unternehmen bedeutet für mich, jeden Tag aufs Neue etwas Sinnvolles für Mensch und Umwelt zu tun. Selbst wenn es nur Gespräche am Telefon sind, Buchhaltung oder Postgänge, alles hat einen grünen Hintergrund und das gibt dem, was man tut, einen wirklich guten Sinn.“
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