Essen & Trinken

Zwei Hundertjährige kommen unter den Hammer

 

Vor genau 215 Jahren wurden erstmalig Weine im Fass in Kloster Eberbach versteigert. Eine Tradition, die auch in einem Jahr der besonderen Herausforderungen bestehen bleibt!

Wegen der Corona-Pandemie findet die Versteigerung 2021 in einem angepassten Rahmen statt. Moderiert wird die VDP.AUKTION.RÉSERVE als Live-Übertragung mit Unterhaltungswert von Moderator Andreas Kunze.

Es ist das Jahr 1806, als der Herzog von Nassau das aufsehenerregende Ereignis ins Leben ruft, dessen Formate von da an stetig weiterentwickelt werden. Ab 1816 wird der Wein in Flaschen versteigert, ab 1836 kommen gereifte Cabinetkeller-Erzeugnisse unter den Hammer. Für kurze Zeit wird auch das Wiesbadener Paulinenschlösschen Veranstaltungsort.

2021 nun die Online-Auktion! Dafür hat Dieter Greiner, Geschäftsführer des Weinguts Kloster Eberbach, u.a. zwei besondere Raritäten von 1921 ausgesucht. „Der 1921er ist einer der größten, wenn nicht der größte Weinjahrgang des letzten Jahrhunderts. Weine von außergewöhnlicher Güte wurden vinifiziert!“, so Dieter Greiner. Konkret fiel seine Wahl auf einen Spätburgunder aus dem Assmannshäuser Höllenberg, eine der bereits zum damaligen Zeitpunkt renommiertesten Rotweinlagen Deutschlands, sowie eine Riesling Trockenbeerenauslese aus dem Erbacher Marcobrunn, eine der weltweit ersten urkundlich erwähnten Einzellagen.

Was macht den 1921er Jahrgang so besonders?

1921 war das trockenste Jahr der letzten 100 Jahre. In der gesamten Vegetationsperiode regnete es nur 122 Liter. Trockenheit und Wärme bildeten die perfekte Grundlage für außergewöhnlich gesundes und reifes Lesegut mit einem durchschnittlichen Mostgewicht von 100° Oechsle. Aufgrund der Witterung war das Heranreifen edelfauler Trauben eine Seltenheit. Kloster Eberbach konnte nur aus seinen Spitzenlagen (Steinberg, Rauenthaler Baiken, Erbacher Marcobrunn) Trockenbeerenauslesen gewinnen. Die zur Versteigerung kommende Marcobrunner Trockenbeerenauslese ist eine der letzten 11 verbleibenden Flaschen überhaupt – eine absolute Rarität.

Auch große Rotweine aus Deutschland zogen die Aufmerksamkeit von Weinkennern in der ganzen Welt auf sich. So konnte der südlich ausgerichtete Höllenberg von Assmannshausen schon 1921 auf eine 500-jährige Spätburgundertradition zurückblicken. Ihre Lagerfähigkeit belegt eindrucksvoll die Güte der Assmannshäuser Spätburgunder und ist auf Augenhöhe mit den besten Gewächsen aus dem Burgund. Bei einer großen internationalen Vergleichsprobe (unter anderem mit einem 1923-Jahrgang Romanée-Conti) ging 2009 der 1921er Höllenberg als Sieger dieser Dekade hervor.

Beide Weine erzählen nicht nur die Geschichte Ihrer Herkunft und des Weinjahres, sondern überstanden auch zahlreiche historische Meilensteine, wie Besetzungen und einen Weltkrieg.

Nach Ausbau und Abfüllung lagern die Spitzenweine bis zum heutigen Tag in Deutschlands wertvollster Weinschatzkammer im Kloster Eberbach, deren Bestände bis in das Jahr 1706 zurückreichen und damit ein herausragendes, weinkulturelles Gedächtnis darstellen, das weltweit Beachtung findet.

Der Benefizwein 2021 unterstützt die Philipp-Kraft-Stiftung in Eltville

Der 1921er Höllenberg wurde auch zum diesjährigen Benefizwein bestimmt. Seit 20 Jahren unterstützt das Weingut Kloster Eberbach mit dem Erlös eine regionale, gemeinnützige oder karitative Einrichtung. So konnten 2020 für einen 1945er Spätburgunder 12.840 Euro erzielt werden, die an das Hospiz Bergstraße übergeben wurden.

Die diesjährige Spende kommt einem Projekt der Philipp-Kraft-Stiftung zur Stärkung des Demokratiebewusstseins bei Jugendlichen im Alter zwischen 14 und 18 Jahren zugute. Unter dem Motto „Mission:wir alle“ fördert es die Sensibilisierung für diskriminierende Handlungen und Haltungen, insbesondere für das Entstehen rechtsextremer Denk- und Handlungsmuster.

Das digitale Format der Weinversteigerung

Die VDP.AUKTION.RÉSERVE, die Weinversteigerung des Weinguts Kloster Eberbach und des VDP.Rheingau, findet am 6. März 2021 ab 13 Uhr als Liveübertragung aus dem Laiendormitorium des Klosters Eberbach statt. Entsprechend den geltenden Richtlinien werden neben dem Auktionator nur die Kommissionäre und die dem Los zugehörigen Winzer vor Ort anwesend sein. Zusätzlich zum Livestream vom Versteigerungsgeschehen wird es eine Übertragung informativen „Entertainments“ mit Interviews geben. Moderator Andreas Kunze, bekannt aus Funk und Fernsehen, kommentiert und gibt Einblicke in die historische Entwicklung.

„Die diesjährige Versteigerung ist in ihrer besonderen Form vielleicht eine der Wichtigsten seit 1806“, so Mathias Ganswohl vom VDP.Rheingau. „Ihre große Chance liegt darin, das digitale Format weiter auszubauen zu etablieren! Dieser Impuls wird unserer Traditionsveranstaltung hoffentlich ein neues, positives Image und damit den nötigen Schub in die Zukunft bringen!“

Weitere Informationen zur Teilnahme, den Links zur Live-Übertragung und den Versteigerungsweinen finden Sie auf unserer Homepage www.kloster-eberbach.de.

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