20 Prozent weniger Behandlungsfälle in sächsischen Kliniken
"Das anhaltende Zögern der Menschen, bei medizinischen Notfällen die Notaufnahmen der Krankenhäuser aufzusuchen, ist ein Alarmzeichen für uns", sagt Rainer Striebel, Vorstandsvorsitzender der AOK PLUS. "Ich appelliere an die Menschen, bei Notfallsymptomen auch während der Pandemie den Notruf zu wählen. Gerade bei Herzinfarkten oder Schlaganfällen ist eine umgehende Behandlung wichtig, da geht es um Minuten. Auch können nur so langfristige gesundheitliche Folgeschäden vermieden werden."
Ein besonders starker Rückgang der Fallzahlen ist im Bereich der ambulant-sensitiven Fälle zu sehen, also bei Behandlungen, die auch ambulant hätten durchgeführt werden können. So sind in der ersten Welle 37 Prozent weniger Fälle mit einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) behandelt worden, in der zweiten waren es sogar 53 Prozent weniger als im Vorjahr. Planbare Operationen sind ebenfalls stark zurückgegangen. Während beider Betrachtungszeiträume sind rund ein Drittel (-39 Prozent) weniger Hüftimplantate implantiert worden. Im Zuge der Lockerungen über den Sommer hingegen 17 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Das spricht dafür, dass die verschobenen Operationen nachgeholt wurden.
Insgesamt gingen die Fallzahlen bei den sächsischen Kliniken um rund 12,3 Prozent (minus rund 71.600 Fälle) im Vergleich zu den Vorjahreszeiträumen zurück. Von Februar bis November 2020 sind in den Krankenhäusern zwar rund 5.100 COVID-19-Patienten behandelt worden, dies hat den pandemiebedingten Rückgang aber nicht aufgewogen.
Zur finanziellen Unterstützung hat die Politik den Kliniken über einen Rettungsschirm im Jahr 2020 rund 9,4 Milliarden Euro zukommen lassen. Außerdem sind die Erlösausfälle der Krankenhäuser für 2020 durch die Krankenkassen ausgeglichen worden.
"Bundesweit haben die Krankenhäuser im vergangenen Jahr 13 Prozent weniger Behandlungen durchgeführt. Gleichzeitig stiegen aber ihre Einnahmen um 14 Prozent", sagt Rainer Striebel. Und ergänzt: "Die Ausgaben der AOK PLUS für die Krankenhäuser lagen im Jahr 2020 3,6 Prozent über dem Vorjahr – und das bei einem Rückgang der Fallzahlen um rund 12 Prozent. Aktuell gibt es von Seiten der Krankenhausgesellschaft Sachsen erneut Forderungen nach Finanzhilfen. Dabei erhalten die Kliniken über den Rettungsschirm weiterhin Gelder, auch wenn die Finanzhilfen im Vergleich zum Vorjahr zielgenauer verteilt werden. Und die Krankenkassen werden auch für 2021 die Erlösausfälle der Häuser ausgleichen. Daher erschließt sich uns der von der Krankenhausgesellschaft Sachsen ausgerufene Finanzierungsnotstand nicht."
Der komplette Krankenhausreport ist auf der Webseite des WIdO abrufbar, unter: https://www.wido.de/publikationen-produkte/buchreihen/krankenhaus-report/
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