Ab durch den Glibber: Umgebung entscheidet über Beweglichkeit von Malaria-Erregern
Für ihre Studie entwickelte das Forschungsteam um Prof. Dr. Friedrich Frischknecht, Arbeitsgruppenleiter in der Abteilung Parasitologie, und Prof. Dr. Carmen Ruiz de Almodovar, European Center for Angioscience der Medizinischen Fakultät Mannheim, zuvor Biochemie-Zentrum der Universität Heidelberg, einen gut einsehbaren, dreidimensionalen Bewegungsraum für die einzelligen Parasiten mit Hilfe künstlicher Gele (Polyacrylamid) von unterschiedlicher Dichte. Die Plasmodien unterschiedlicher Entwicklungsstadien wurden jeweils zwischen zwei Gel-Schichten von rund 0,05 Millimetern Dicke platziert und ihre Bewegung unter dem Mikroskop beobachtet.
Die Bewegungsstudien zeigten: Vermutlich setzt sich Plasmodium schon früher in Bewegung als angenommen und „durchkrabbelt" den mit der Blutmahlzeit gefüllten Mückenmagen auf der Suche nach der Magenwand, um sich einzunisten. Dafür spricht der Bewegungsdrang des Parasiten in Gelen, die den Eigenschaften des verdauten Blutes nachempfunden waren. War das Gel jedoch zu weich, blieb Plasmodium passiv. Dabei könnte es sich um eine Anpassung des Parasiten an die wechselnden Umgebungen während seines Entwicklungszyklus handeln, vermutet Frischknecht: „Möglicherweise verhindert dieser Mechanismus, dass die Erreger an den ebenfalls sehr weichen Wänden der Blutgefäße hängen bleiben. Denn dann könnten sie nicht erfolgreich nach dem Mückenstich mit dem Blutstrom bis zur Leber transportiert werden, wo der nächste Entwicklungsschritt stattfindet." Tatsächlich bewegen sich die Parasiten auf Zellen von Gefäßwänden nicht, obwohl ihnen dies in Haut oder Leber keine Probleme bereitet.
Bei „griffigerer" Umgebung startete den Erreger richtig durch: In Gelen, die der Dichte der Säugetierhaut nachempfunden waren, bewegten sich die Erreger in Spiralen, wie man es bereits von anderen Versuchen zu ihrer Fortbewegung in der Haut kennt. „Bisher konnte man Bewegungen von Plasmodium hauptsächlich auf flachen Glasplättchen studieren. Da die Gele die natürliche Umgebung besser abbilden, bieten sie die Möglichkeit, den Effekt von Wirkstoffen oder Antikörpern genauer zu untersuchen", so Prof. Frischknecht. Das Projekt wurde durch den Innovationsfonds FRONTIER der Universität Heidelberg gefördert. FRONTIER unterstützt Arbeiten von herausragender wissenschaftlicher Qualität und hohem Innovationspotenzial von Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern und ermuntert zu interdisziplinären Projekten.
Literatur
Malaria parasites differentially sense environmental elasticity during transmission. Ripp J, Kehrer J, Smyrnakou X, Tisch N, Tavares J, Amino R, Ruiz de Almodovar C, Frischknecht F, EMBO Molecular Medicine, www.embopress.org/doi/10.15252/emmm.202113933
Weitere Informationen im Internet
Das Universitätsklinikum Heidelberg ist eines der bedeutendsten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät Heidelberg der Universität Heidelberg zählt zu den international renommierten biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung innovativer Diagnostik und Therapien sowie ihre rasche Umsetzung für den Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 13.700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und engagieren sich in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 50 klinischen Fachabteilungen mit fast 2.000 Betten werden jährlich circa 80.000 Patienten voll- und teilstationär und mehr als 1.000.000 mal Patienten ambulant behandelt. Gemeinsam mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum und der Deutschen Krebshilfe hat das Universitätsklinikum Heidelberg das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg etabliert, das führende onkologische Spitzenzentrum in Deutschland. Das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland. Derzeit befinden sich an der Medizinischen Fakultät Heidelberg rund 3.500 angehende Ärztinnen und Ärzte in Studium und Promotion.
www.klinikum-heidelberg.de
Universitätsklinikum Heidelberg
Im Neuenheimer Feld 672
69120 Heidelberg
Telefon: +49 (6221) 56-5052
Telefax: +49 (6221) 56-5999
http://www.klinikum.uni-heidelberg.de
Abteilung Parasitologie, Department für Infektiologie
Telefon: +49 (6221) 5665-37
E-Mail: freddy.frischknecht@med.uni-heidelberg.de