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Corona-Tagebücher: Als wäre immer Sonntag

März bis Mai 2020: Es sind drei Monate, die die Welt verändern, in denen in Italien Tausende von Menschen sterben und hierzulande das Toilettenpapier aus den Supermarktregalen verschwindet. Die Corona-Tagebücher von Marco Lalli – gerade bei Springer unter dem Titel Als wäre immer Sonntag als Buch erschienen – berichten unaufgeregt aus dieser Zeit des ersten Lockdowns. Sie bieten einen ständigen Faktencheck und den Blick über die eigenen Landesgrenzen, vor allem nach Italien, dem Startpunkt der europäischen Ausbreitung von COVID-19. Der Sozialwissenschaftler und Statistiker bietet dabei eine ganz neue Perspektive auf die Corona-Zeit: Er bindet die Hintergründe der Pandemie sachlich fundiert in einen narrativen Kontext ein und erklärt die faktische Datenlage anschaulich in Form eines fiktiven Tagebuchs. Insofern ist das Buch sowohl Sachbuch als auch Roman – ein Hybridformat, das abstrakte Zusammenhänge nicht nur analysiert, sondern gleichzeitig auch erlebbar macht, indem es an die persönlichen Erfahrungen des Autors anknüpft.

Mit seinen Corona-Tagebüchern stellt Marco Lalli ein sachlich fundiertes und gleichzeitig sehr persönliches Zeitdokument zur Verfügung. Als Sozialwissenschaftler und Statistiker verfügt der Autor über eine umfassende epidemiologische Ausbildung und weiß Zahlen richtig zu deuten. Als Kind italienischer Auswanderer nach Deutschland gekommen, spricht er beide Sprachen und verfolgt den europäischen Ausbruch der Pandemie mit Hilfe italienischer Tageszeitungen intensiv. Mit vielen seiner anschließenden Rückschlüsse auf das, was in Deutschland folgt, liegt Lalli richtig. So bestimmt er beispielsweise die Mortalitätsrate durch COVID-19, die am Anfang der Pandemie nicht bekannt war, anhand konkreter Zahlen aus verschiedenen Teilen der Welt präzise. Er kommt dabei auf einen Wert von etwa einem Prozent, der auch heute noch als valide gilt. Ausgangspunkt der Auseinandersetzung mit den Zahlen aber bleiben in seiner fiktiven Darstellungsform immer die persönliche Betroffenheit des in Heidelberg lebenden Hauptdarstellers sowie seine Ängste und Bedrohungsgefühle während des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020. Die Tagebücher enden mit dessen COVID-19-bedingter Einlieferung ins Krankenhaus und der Verlegung auf die Intensivstation. Marco Lalli schreibt dabei sehr realitätsnah.

Immer wieder wirft der Autor über seinen Tagebuch-Protagonisten einen Blick über den Tellerrand auf die Strategien, mit denen die verschiedenen Länder die Pandemie bekämpfen. Er arbeitet mit Interpretationen von Statistiken und vermischt diese mit Informationen aus der Tagespresse und seinen persönlichen Erlebnissen. Das Ganze verpackt Lalli in einen genauso unaufgeregten wie scharfsinnigen Tagebuch-Erzählstil gepaart mit einer großen Portion Humor. Auch die sachliche Auseinandersetzung mit Corona-Leugnern und Verschwörungstheoretikern nimmt einen breiten Raum ein. Zudem behandelt er gesellschaftlich relevante Auswirkungen der Pandemie auf Bildung sowie Freizeit- und Sozialverhalten. Marco Lallis Corona-Tagebücher stellen damit ein einzigartiges Zeitdokument dar, das einen besonderen Blick auf die Corona-Krise und ihre Folgen ermöglicht. Denn sie verbinden persönliches Erleben mit einer wissenschaftlichen Auseinandersetzung des aktuellen Tagesgeschehens jener Tage.

Marco Lalli ist Sozial- und Umweltpsychologe und hat an der Universität Heidelberg studiert sowie an der Technischen Universität Darmstadt promoviert. Nach vielen Jahren Lehr- und Forschungstätigkeit an deutschen Hochschulen ist er seit 2002 Geschäftsführer und Inhaber der sociotrend GmbH, einem auf Mobilitätsforschung spezialisierten Sozialforschungsinstitut. Er ist zudem bekannt durch seine Ausführungen zum Themenkomplex des autonomen Fahrens.

Marco Lalli
Als wäre immer Sonntag
2020, 341 S.
Softcover € 24,99 (D) | € 25,69 (A) | sFr 28.00 (CH)
ISBN 978-3-662-62509-5
Auch als eBook verfügbar

Informationen zum Buch
www.springer.com/de/book/9783662625095

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