Kunst & Kultur

James-Simon-Galerie | Achmīm. Ägyptens vergessene Stadt | geplant von 21.5. – 12.9.2021

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Achmīm. Ägyptens vergessene Stadt
geplant von 21. Mai – 12. September 2021

Eine Sonderausstellung des Ägyptischen Museums und Papyrussammlung und der Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst – Staatliche Museen zu Berlin in Kooperation mit dem Mîn-Panos-Projekt der Universität Göttingen

Erstmals steht die oberägyptische Stadt Achmīm im Mittelpunkt einer großen archäologischen Sonderausstellung. Ab dem 21. Mai 2021 werden in der James-Simon-Galerie rund 170 Exponate aus den Beständen des Ägyptischen Museums und Papyrussammlung sowie dem Museum für Byzantinische Kunst zu sehen sein, in denen zahlreiche Funde aus Achmīm bewahrt werden. Hochrangige Leihgaben aus Deutschland, Großbritannien, Frankreich und den USA ergänzen die Präsentation.

Achmīm zählt mit seiner mehr als 6.000-jährigen Geschichte zu den ältesten Städten Ägyptens. Von der langen Besiedlungsphase in der Antike, den großen Tempeln und der weitläufigen Nekropole zeugen heute nur noch einige archäologische Reste. Der wahre Schatz an Kunstwerken, Statuen, Reliefs, Alltagsgegenständen, Kultgeräten, Särgen, Grabbeiga-ben und Texten ist grabungs- und sammlungsgeschichtlich bedingt weltweit auf mehrere Museen verstreut, wobei ein großer Teil von den Berliner Museen bewahrt wird. Die Ausstellung zeichnet in sieben Themenbereichen die kulturelle und politische Rolle der Stadt nach, ihren Einfluss als religiöses Zentrum, ihre Bedeutung als Geburtsstadt berühmter historischer Persönlichkeiten der ägyptischen Geschichte und ihre lange Tradition in Grabkult und Handwerkskunst. Ein Überblick über die 150-jährige Forschungsgeschichte rundet die historische Darstellung ab.

Landschaft & Landwirtschaft

Achmīm, so die arabische Wiedergabe des koptischen Namens Schmin, wurde von den Griechen bis zum Ende der Spätantike Panopolis genannt. Die Stadt liegt rund 200 km nördlich von Luxor in Oberägypten. Auf dem fruchtbaren Land wurden Viehzucht betrieben und u.a. Getreide, Wein und Flachs angebaut. Achmīm ist seit der ägyptischen Frühzeit Verwaltungszentrum des 9. oberägyptischen Gaus und Hauptkultort des Fruchtbarkeitsgottes Mîn von Ipu, der später mit dem griechischen Pan gleichgesetzt wird.

Grab & Totenkult

Die lange Besiedlungsgeschichte der Stadt lässt sich unter anderem an den weitläufigen Nekropolen der Umgebung ablesen, in denen Gräber aus sechs Jahrtausenden mit einer Vielfalt an Objekten gefunden wurden. Aus dem kaiserzeitlichen Bereich haben sich diverse Mumienporträts erhalten, aber auch Särge, Mumienetiketten und Mumienmasken. Zahlreiche spätantike und frühislamische Textilfragmente wurden dort geborgen.

Lokale Eliten & Verwaltung

Achmīm war Sitz der Verwaltung sowie das wirtschaftliche und soziale Zentrum des Bezirkes. Einflussreiche Familien stellten den Bürgermeister und besetzten wichtige Priesterämter. Zu den bedeutenden historischen Persönlichkeiten aus dem Raum um Achmīm zählt unter anderem Nachtmin, ein hoher Würdenträger unter König Tutanchamun. Er trug den Titel „Mitglied der Elite“, „Schreiber des Königs“, „Großer Truppenvorsteher“ und „Königssohn“.

Schriftkultur & Bildung

Ein bekannter Autor Achmīms ist der altgriechische Epiker Nonnos von Panopolis. Dieser verfasste in Alexandria das Epos Dionysiaka, ein Werk, das von dem Leben des Dionysos handelt. In frühchristlicher Zeit gründete der berühmt-berüchtigte Abt Schenute einen florierenden Klosterverband. Die von ihm verfassten Regularien beeinflussten die Ordensregeln des Heiligen Benedikt und werden bis heute befolgt. Auf dem Gebiet der Alchemie ist Zosimus von Panopolis hervorzuheben, der die erste Quelle über alchemistische Destillation lieferte und die Bezeichnung Chemie einführte.

Königshaus & Staat

Während der späten 18. Dynastie bestehen enge Verbindungen zum Kö-nigshaus von Amarna. Beispielsweise stammt Teje, die Mutter Echnatons, aus Achmīm. Sie war die große königliche Gemahlin Amenophis III. Ebenfalls aus Achmīm stammte Pharao Eje, der Nachfolger Tutanchamuns.

Götter & Priester

In ptolemäischer Zeit erhielt Achmīm einen der größten Tempel Ägyptens, der bis zu seiner Zerstörung im 14. Jh. n. Chr. von arabischen Historikern als eine Art Weltwunder beschrieben wurde. Heute sind die Achmīmer Tempel fast vollständig verschwunden. Götterfiguren zeugen noch von der in Achmīm verehrten Triade des ithyphallischen Min, der Muttergöttin Isis und des jugendlichen Harpokrates.

Handwerk & Kunst

Der Historiker Strabo bezeichnete Achmīm als die Stadt der Steinmetze und Leinenweber. In unterschiedlichsten Epochen bedienten sich Steinmetze für Bauwerke, Skulpturen und Reliefs in den etwa 7 km nordöstlich von Achmīm gelegenen Steinbrüchen. Achmīms Bedeutung für die Textilproduktion bezeugen Funde aus dem Alten Reich bis ins 19. Jahrhundert. Noch bis an das Ende des 20. Jahrhunderts lag in Achmîm das größte traditionelle Webereizentrum von Ägypten.

Forschungsgeschichte

Die Ausgrabungsgeschichte ist mit großen Namen der Ägyptologie (G. Maspero, W. M. F. Petrie) und der Spätantikenforschung (R. Forrer, C. Schmidt, J. Strzygowski) verbunden. Von den letztgenannten stammen viele der heute in den Berliner Museen vorhandenen Objekte. Bedingt durch die Grabungsgeschichte wurden die vor allem aus den Achmīmer Nekropolen stammenden Objekte auf Sammlungen in der ganzen Welt verteilt. Durch die aktuellen Forschungen des Mîn-Panos-Projektes werden die Objekte seit 2012 virtuell wieder zusammengeführt.

„Achmīm. Ägyptens vergessene Stadt“ wird kuratiert von Olivia Zorn, stellvertretende Direktorin des Ägyptischen Museums und Papyrussammlung, Cäcilia Fluck und Elisabeth Ehler, wissenschaftliche Mitarbeiterinnen der Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst, Anne Herzberg-Beiersdorf, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Archäologie der Humboldt-Universität zu Berlin sowie Rafed El-Sayed, Projektleitung des Mîn-Panos-Projektes und Konstantin Lakomy, Mitarbeiter des Mîn-Panos-Projektes der Universität Göttingen.

Die Ausstellung wird unterstützt von der Brigitte und Martin Krause-Stiftung sowie der Ernst von Siemens Kunststiftung (Restaurierungen).

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog im Imhof Verlag: Hardcover, 400 Seiten, ca. 330 farbige Abbildungen, Museumspreis: 29,95 €.

Coronabedingt kann sich die Laufzeit der Ausstellung kurzfristig ändern. Wir informieren Sie aktuell über http://www.smb.museum

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