Bildung & Karriere

Lohngerechtigkeit und gerechte Verteilung der Sorgearbeit

Unter dem Motto „Game Changer – Mach dich stark für Equal Pay“ beteiligen sich Stephanie Kötschau, Beauftragte für Integration, Inklusion und Gleichstellung des Vogelsbergkreises, und Cornelia Krömmelbein, Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt des Kommunalen Jobcenters, am Internationalen Aktionstag für gleiche Bezahlung von Frauen und Männern. Ziel dieses bundesweiten Aktionstages, der auch vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert wird, ist es, mit lokalen Aktionen auf die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen aufmerksam zu machen und diese Lücke zu schließen.

In Lauterbach setzen die VdK-Frauen am 11. März auf dem Berliner Platz ein sichtbares Zeichen für mehr Lohngerechtigkeit und werden bei ihrer Aktion auch unterstützt von aktiven Frauen des Frauennetzwerkes, des Familienbündnisses und der WIR-Koordination des Vogelsbergkreises. Ihre gemeinsame Botschaft: Die Lohnlücke von 19 Prozent zwischen Männern und Frauen muss breit und öffentlich diskutiert werden, um weitere positive Veränderungen zu erreichen. Moderne Gleichstellung lässt sich nicht mit überkommenen Rollenbildern verwirklichen.

Stephanie Kötschau stellt heraus, dass die Corona-Pandemie die gesellschaftliche Ungleichheit von Frauen noch verstärkt hat. Besonders betroffen seien Frauen in systemrelevanten Berufen in der Pflege, in der Erziehung oder im Einzelhandel. „Sie sind schlecht bezahlt und tragen auch noch ein hohes Ansteckungsrisiko,“ sagt Kötschau. Außerdem leisteten Frauen im Schnitt drei Mal so viel Sorgearbeit wie Männer. Auch das Homeschooling laste überwiegend auf den Schultern von Frauen. Durch die Corona-Pandemie werde die klassische Rollenverteilung weiter zementiert mit unmittelbaren und langfristigen negativen wirtschaftlichen Auswirkungen.

Für Cornelia Krömmelbein ist es zwar erfreulich, dass sich die Lohngerechtigkeit weiter verbessert hat. Aber dass Frauen 69 Tage im Verhältnis zu Männern „umsonst“ arbeiteten, sei nicht akzeptabel. Sie will mit ihrem Appell für mehr Chancengleichheit das Bewusstsein bei Arbeitgebern und Beschäftigten schärfen, genau hinzuschauen, und Lohnunterschiede zwischen Männern und Frauen weiter abzubauen. Nach dem Motto der diesjährigen Equal-Pay-Day Kampagne „Game Changer – Mach dich stark für Equal Pay“ wünscht sie sich einen gesellschaftlichen Grundkonsens, dass Chancengleichheit als Voraussetzung für eine wirkliche Gleichstellung von Männern und Frauen und für Lohngerechtigkeit im Alltag aktiv vorgelebt und schon in der Erziehung der Kinder als wichtigen Wert vermittelt wird.

„Wenn am Equal Pay Day über gleiche und gerechte Löhne diskutiert wird, muss auch über die Situation von Migrantinnen gesprochen werden“, betont Antonia Schäfer, WIR-Koordinatorin des Vogelsbergkreises. „Zur Geschlechterlohnlücke kommt hier auch noch die Migrationslücke hinzu. Migrantinnen sind im Vergleich zu herkunftsdeutschen Frauen noch stärker von der Lohnungleichheit betroffen. Oft sind sie trotz guter Qualifizierung im Niedriglohnsektor beschäftigt, haben Schwierigkeiten mit der Anerkennung von Bildungsabschlüssen und sehen sich mehrfachen Diskriminierungen ausgesetzt. Am Equal Pay Day sollten also für alle Frauen Chancengleichheit eingefordert werden.“

Für Sandra Obenhack ist es nach wie vor nicht hinnehmbar, dass Frauen in vielen Bereichen immer noch ungleich behandelt werden. Das gilt beispielsweise für ihre Verdienstmöglichkeiten in den meisten Jobs. Warum verdient eine Frau weniger, wenn sie die doch gleiche Leistung erbringt wie ein Mann? Solch eine Ungleichbehandlung verdeutliche die fehlende Wertschätzung für die geleistete Arbeit von Frauen.

Führungspositionen seien nach wie vor immer noch in erhöhtem Maße durch Männer besetzt. Diese Tatsache müsse sich umgehend ändern. Gleiche Leistung müsse gleich honoriert werden. Es sei nicht mehr hinnehmbar, dass heutzutage geschlechtsspezifisch unterschieden werde. Frauen müssten gleichermaßen die Möglichkeit bekommen, ihre Stärken und Fähigkeiten auch in männerdominierten Berufen einzubringen.

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