Naturschützer fordern politische Unterstützung aus der EU für Vjosa-Nationalpark in Albanien
Im September 2020 verkündete Albaniens Premierminister Edi Rama seine Absicht, einen Vjosa-Nationalpark einzurichten. Allerdings folgten darauf keine konkreten Schritte der Regierung. Die Pläne der albanischen Schutzgebietsbehörde sehen nur minimalen Schutz für die Vjosa vor. Damit würden Wasserkraftwerke nicht ausgeschlossen und die Schutzstandards eines Nationalparks weit verfehlt.
„Wir haben für unsere Aktion ganz bewusst diese besonderen Orte ausgewählt, um zu zeigen, welchen Wert die Vjosa für uns in Albanien hat“, erklärt Olsi Nika, Geschäftsführer von EcoAlbania. „Es ist unvorstellbar, diese Bauwerke in Europas Hauptstädten zu zerstören – warum sollten wir eine andere Einstellung gegenüber unserem unberührten Fluss haben, der seit tausenden Jahren Teil unserer Geschichte ist? Jetzt vor den Wahlen in Albanien fordern wir, dass unsere Regierung die Vjosa unter Schutz stellt und dass die führenden EU-Politiker diese Initiative unterstützen.“
Auch eine kürzlich durchgeführte Meinungsumfrage zeigt, dass 94 Prozent der albanischen Bevölkerung einen Nationalpark begrüßen. Die Kampagne "Vjosa National Park Now" hat auch internationale Unterstützung von Preisträgern des Right Livelihood Award erhalten, die kürzlich einen offenen Brief zum Schutz der Vjosa an albanische und EU Politiker geschrieben haben, sowie von Prominenten wie Leonardo DiCaprio.
Am 4. März beschloss der Außenausschuss des EU-Parlaments, die Vjosa in den Fortschrittsbericht für Albanien aufzunehmen. Im Bericht drängt der Ausschuss die albanische Regierung, die Staudammpläne entlang der Vjosa aufzugeben und „so rasch wie möglich einen Vjosa-Nationalpark zu errichten, der die gesamte Länge des Flusses umfasst“.
„Es gibt drei Hauptgründe für einen Vjosa-Nationalpark“, erklärt Riverwatch-Geschäftsführer Ulrich Eichelmann. „Erstens bietet die Ausweisung als Nationalpark den bestmöglichen Schutz des Flusses und seiner Biodiversität. Jeder schwächere Schutz würde die Vjosa verwundbar gegenüber künftigen Erschließungsplänen machen. Zweitens würde ein Nationalpark der lokalen Bevölkerung eine beträchtliche Einkommensquelle durch Ökotourismus bieten. Schließlich würde ein Nationalpark internationale Gelder für die Planung und den Betrieb des Schutzgebiets anziehen. Keine andere Schutzkategorie vereint diese Vorteile.“
In ganz Europa gehen Süßwasserlebensräume schneller verloren als jeder andere Lebensraumtyp. Weltweit gehören sie zu den gefährdetsten Ökosystemen. In Europa gibt es einen durchschnittlichen Rückgang von 93 Prozent bei wandernden Süßwasserfischen. Lebensraumzerstörung ist einer der Gründe dafür. Wir dürfen die einmalige Chance nicht versäumen, dem großen Wert dieses Hotspots der Biodiversität gerecht zu werden und diesen intakten Fluss zum Wohle von Mensch und Planet zu bewahren.
„Hier bietet sich eine einzigartige Gelegenheit, ein Zeichen vor Europa und der Welt zu setzen. Diesen Fluss in seiner Gesamtheit zu bewahren, setzt einen neuen Maßstab für das, was im Naturschutz möglich ist“, sagt Annette Spangenberg, Leiterin Naturschutz bei EuroNatur.
Hintergrundinformationen:
- Die Kampagne „Rettet das Blaue Herz Europas“ dient dem Schutz von Flüssen mit besonders hohem Naturwert auf der Balkan-Halbinsel, die von mehr als 3.400 Wasserkraft-Projekten bedroht werden. Die Kampagne wird von den internationalen Naturschutzorganisationen Riverwatch und EuroNatur koordiniert und gemeinsam mit Partnerorganisationen in den Balkanländern umgesetzt. Der lokale Partner in Albanien ist EcoAlbania. Weitere Informationen unter https://balkanrivers.net/de.
- Nehmen Sie an der Online-Pressekonferenz zum Weltwassertag teil, die am Montag, 22. März von 9:00-11:00 MEZ (Link live zu dieser Zeit) im Brüsseler Presseclub stattfindet, und stellen Sie Fragen zur visuellen Aktion.
- Der sechsminütige Film Vjosa Forever wurde am 3. März von Patagonia veröffentlicht und lädt die Menschen auf der ganzen Welt ein, ihre Unterstützung für einen Vjosa-Wildflussnationalpark zu bekunden.
- Die Kampagne wird unter anderem unterstützt von: Manfred-Hermsen-Stiftung.
EuroNatur ist eine gemeinnützige, international tätige Naturschutzstiftung mit Sitz in Radolfzell am Bodensee. Ziel ist der grenzübergreifende Erhalt wertvoller europäischer Natur- und Kulturlandschaften mitsamt ihrer Artenvielfalt. Hauptbestandteil der Arbeit von EuroNatur ist es, Menschen und Natur zu verbinden – die Grundlage, um einen langfristigen Erfolg der Projekte zum Schutz von Wildtieren wie Wölfen, Bären, Luchsen, Zugvögeln und ihren Lebensräumen zu erreichen.
Stiftung Europäisches Naturerbe (Euronatur)
Westendstraße 3
78315 Radolfzell
Telefon: +49 (7732) 9272-0
Telefax: +49 (7732) 9272-22
http://www.euronatur.org
Riverwatch
Telefon: +43 (650) 4544784
E-Mail: cornelia.wieser@riverwatch.eu
EcoAlbania
Telefon: +355 (69) 2954214
E-Mail: b.guri@ecoalbania.org
EuroNatur
Telefon: +49 (7732) 9272-15
E-Mail: christian.stielow@euronatur.org