Gesundheit & Medizin

Organ- und Funktionserhalt bei Enddarmkrebs

Eines der Kennzeichen zertifizierter Darmkrebszentren ist die Verpflichtung Patient*innen neue, vielversprechende Therapieoptionen in kontrollierten Studien anzubieten.

Zahlreiche nationale und internationale Studien der vergangenen Jahrzehnte haben die Therapieergebnisse für Patient*innen mit fortgeschrittenen Enddarmtumoren kontinuierlich verbessert und Therapiestandards neu definiert. Aktuell soll eine groß angelegte Untersuchung der Deutschen Rektumkarzinom-Studiengruppe die Diagnostik und Therapie bei fortgeschrittenen Enddarmtumoren optimieren. Dazu wurden zwei von der Deutschen Krebshilfe geförderte Studien der Arbeitsgruppen Chirurgie (ACO) Radioonkologie (ARO) und internistischen Onkologie (AIO) der Deutschen Krebsgesellschaft, die ACO/ARO/AIO-18.1-Studie und ACO/ARO/AIO-18.2-Studie aufgelegt.

„In die ACO/ARO/AIO-18.1-Studie werden Patient*innen mit organüberschreitend wachsenden Tumoren des Enddarms, die nach klinischen und bildgebenden Kriterien eine Erkrankung mit mittleren oder hohem Risikoprofil haben, eingeschlossen. Diese Therapieoptimierungsstudie hat als primäres Ziel den Organerhalt. Um dieses Ziel zu erreichen, werden zwei unterschiedliche Strahlentherapieregime in Kombination mit einer intensivierten Chemotherapie verglichen. Diese intensivierte Therapie soll zum einen eine Absiedlung von Tumorzellen im Körper, das bedeutet eine Metastasierung verhindern, zum anderen die vorhandenen Tumorzellen effektiver abtöten. Denn verschwindet der Tumor nach dieser Vortherapie komplett und wird dies durch spezifische Untersuchungen bestätigt, kann auf eine größere Operation verzichtet werden. Studien im Vorfeld haben bereits vielversprechende positive Ergebnisse eines solchen Vorgehens gezeigt, die nun unter höchst möglicher Qualitätskontrolle bestätigt werden sollen“, erläutert Prof. Christian Weiß, Direktor der Strahlentherapie und Sprecher des Onkologischen Zentrums am Klinikum Darmstadt.

In die ACO/ARO/AIO-18.2-Studie werden Patient*innen mit organüberschreitend wachsenden Tumoren des Enddarms, die nach klinischen und bildgebenden Kriterien eine Erkrankung mit geringem Rückfallrisiko haben, eingeschlossen. Hier soll der zusätzliche Nutzen einer Chemotherapie vor der Operation mit den Ergebnissen einer primären Operation gefolgt von einer Chemotherapie untersucht werden.

„In beiden Studien werden auch viele Fragen zur Lebensqualität und Organfunktion gestellt und dokumentiert, die uns in Zusammenschau mit den Resultaten der Tumorbehandlung auch in Zukunft weitere Hinweise zur Optimierung der Therapiestrategien an die Hand geben werden“, erklärt Prof. Weiß weiter.

Allgemein gilt, dass Patient*innen im Rahmen von Studien frühzeitigen Zugang zu modernen und innovativen Behandlungsmöglichkeiten erhalten. Die Betreuung innerhalb von Studien erfolgt sehr engmaschig, standardisiert und intensiv. Gleichzeitig fördern Studien und Register Fortschritte in der Krebsforschung, die den Patient*innen unmittelbar und in Zukunft zu Gute kommen.

„Im Viszeralonkologischen Zentrum arbeiten von Anfang an, sprich von Diagnose über die Therapie bis hin zur Nachsorge alle beteiligten Fachdisziplinen und unterstützende Experten (Radiologie, Gastroenterologie, Pathologie, Chirurgie, Strahlentherapie, Onkologie und Studienassistentinnen, Sozialdienst u.v.m.) eng zusammen, um die Patient*innen und deren Erkrankung optimal zu behandeln“,  ergänzt Frau Prof. Helga Bernhard, Direktorin der Klinik für Hämatologie, Onkologie und Palliativmedizin sowie Sprecherin des Onkologischen Zentrums.

Kontaktieren können Patient*innen das zertifizierte Darmkrebszentrum über das Onkologische Zentrum oder über die Ambulanzen der beteiligten Kliniken.

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