Energie- / Umwelttechnik

Studie zur Bürgerenergie in Deutschland und Japan: Mehr Männer als Frauen

Erste Ergebnisse einer Befragung von Bürgerenergie-Gesellschaften in Deutschland und Japan zeigen, dass die Anteilseigner*innen bei solchen Projekten vorwiegend männlich sind. Bei den in Nordrhein-Westfalen befragten Gesellschaften liegt der Anteil der Frauen bei den Anteilseigner*innen bei 29%, die 27% der Anteile halten. Auch japanische Bürgerenergiegesellschaften weisen einen Frauenanteil von unter 30% auf. Angesichts der Bedeutung von Bürgerenergie für eine erfolgreiche, breit sozial verankerte Energiewende deuten diese Ergebnisse darauf hin, dass die Dynamik der Energiewende verstärkt werden kann, wenn mehr Frauen für eine aktive Rolle in der Bürgerenergie gewonnen werden können.

Eine auf zwei Jahre ausgelegten Studie, die gemeinsamen von der World Wind Energy Association und dem Landesverband Erneuerbare Energien LEE NRW in Kooperation mit dem Japanischen Bürgerenergie-Verband durchgeführt wird, zielt darauf ab, das Geschlechterverhältnis in der Bürgerenergie zu beleuchten. 

Im ersten Jahr der Studie wurden insgesamt mehr als 50 Bürgerenergiegesellschaften in Deutschland und Japan befragt, um ein genaueres Bild der Anteilseigner*innen zu bekommen. Die ersten Ergebnisse werden heute im Rahmen des 5. Internationalen Bürgerwindsymposiums und Bürgerenergieforums der Öffentlichkeit präsentiert. 

Während in Deutschland der Frauenanteil insgesamt bei unter einem Drittel liegt, liegt er bei der Hälfte der japanischen Gesellschaften sogar bei unter 10%. Sowohl in Deutschland als auch in Japan zeigt es sich, dass in größeren Bürgerenergiegesellschaften tendenziell mehr Frauen vertreten sind. Für Deutschland lässt sich zudem feststellen, dass der Frauenanteil bei Gesellschaften mit Solarenergie-Projekten im Schnitt höher ist als bei reinen Wind-Projekten. 

Auch im Bereich des Managements sind Frauen unterdurchschnittlich vertreten: Während in den Vorständen deutscher Bürgerenergiegesellschaften Frauen zu 35% vertreten sind, findet sich im Management fast der Hälfte der japanischen Bürgerenergiegesellschaften keine einzige Frau.  

Die Befragung ergab auch, dass nur ein kleinerer Teil der Bürgerenergiegesellschaften – ob in Deutschland oder Japan – bislang damit begonnen hat, aktiv die Beteiligung von Frauen zu erhöhen. Dies wird jedoch als wichtiger Anknüpfungspunkt betrachtet. 
In einer zweiten Befragung wurden die Anteilseigner*innen nach ihrer Motivation befragt, sich an der Energiewende in Form von Bürgerenergie zu beteiligen. Auch hier ergibt sich ein ähnliches Bild: Bei der überwiegenden Zahl der befragten Personen handelt es sich um Männer höheren Alters, oft schon im Ruhestand, und mit höherem Bildungsgrad. Es zeigt sich, dass nicht nur Frauen, sondern auch Menschen mit Migrationshintergrund oder mit geringerem Einkommen bislang in der Bürgerenergie eher unterrepräsentiert sind. 
Sehr positiv sind die überwiegend altruistischen Motive der befragten Personen zu bewerten: 90% gaben an, sich vor allem deshalb im Bereich Bürgerenergie zu engagieren, um einen aktiven Beitrag zu Klimaschutz und Energiewende zu leisten. Finanzielle Motive spielen dagegen eine untergeordnete Rolle. Diese selbstlose Motivation wird als wichtiger Anknüpfungspunkte gesehen, noch breitere Teile der Bevölkerung, also vor allem auch mehr Frauen in die Energiewende einzubeziehen und damit die Bürgerenergie-Bewegung zu stärken. 

Stefan Gsänger, Generalsekretär der WWEA: 
“Die Bürgerenergie war von Beginn an die tragende Säule der Energiewende, nicht nur in Deutschland, sondern in vielen anderen Ländern. Die nun vorliegenden Daten zeigen uns nun, wo die Bürgerenergie-Bewegung ansetzen kann, um noch breitere Teile der Bevölkerung zu mobilisieren: Vor allem Frauen, die ja die Klimabewegung dominieren, sollten stärker einbezogen werden.” 

Madeline Bode, Projektreferentin beim LEE NRW: 
„Bürgerenergie ist ein wichtiger Faktor für die Akzeptanz der Energiewende. Damit die Projekte Erfolg haben, müssen sie aber auch aus der Mitte der Gesellschaft kommen und dabei alle Bürger:innen mitnehmen und abbilden. Das müssen sowohl die Bürgerenergiegesellschaften als auch die Politik anerkennen und stärker berücksichtigen.“

Krisztina André, Vorstandsmitglied im Bündnis Bürgerenergie und Mitglied im Projekt-Beirat: 
“Der Klimawandel wird Frauen stärker als Männer treffen. Gerade deswegen ist es wichtig, dass die Energiewende weiterhin in Bürger☼innenhand bleibt, damit frau einfach partizipieren kann. Leider wird das Recht auf Nutzung Erneuerbarer Energien von Regierungen häufig noch nicht unterstützt, sondern der Zugang wird erschwert. Eine Energie-Dezentralisierung ist allerdings möglich, wenn die Weichen richtig gestellt werden.”

Tetsunari iida, Exekutivdirektor der Japan Community Power Association, Vorsitzender des Instituts für nachhaltige Energiepolitik ISEP: 
„Die geringe Beteiligung von Frauen an Bürgerenergie in Japan, insbesondere auf Managementebene, muss ein Spiegelbild der historischen und kulturellen Kluft zwischen den Geschlechtern in der japanischen Gesellschaft insgesamt sein. Die Machtverschiebung von fossiler und nuklearer Energie, die von der „Machtelite“ mit einer von Männern dominierter Kultur gefördert wird, zu Bürgerenergie und der Diversifizierung ihrer Akteure ist jedoch nicht nur politisch und kulturell untrennbar miteinander verbunden. Wir haben in Japan die Erfahrung gemacht, dass Bürgerenergie, die von verschiedenen Akteuren, einschließlich Frauen, gefördert werden, tendenziell erfolgreicher und nachhaltiger ist.“ 

Die vollständige Studie mit den vollständigen Resultaten wird im Frühsommer 2021 veröffentlicht werden. 

Weitere Informationen über das Projekt: https://wwindea.org/women/ 

Der Landesverband Erneuerbare Energien NRW (LEE NRW)
Als Dachverband der Erneuerbare-Energien-Branche in Nordrhein-Westfalen bündelt der LEE NRW die Interessen aus allen Bereichen der Energiewende. Zum Verband zählen mittelständische Unternehmen, Verbände und Bürger. Das gemeinsame Ziel: 100% Erneuerbare Energien bis 2050 – in den Bereichen Strom, Wärme und Verkehr.

Das Symposium wird finanziell unterstützt von Stiftung Umwelt & Entwicklung NRW Stiftung für Internationale Begegnung der Sparkasse in Bonn 

Über World Wind Energy Association

WWEA ist ein internationaler Dachverband der Windenergie mit mehr als 600 Mitgliedern in über 100 Ländern und Sitz in Bonn, und bereits seit mehr als zehn Jahren auf dem Gebiet der Bürgerenergie aktiv. In einer vorherigen Publikation der WWEA wurde die Gefährdung von Bürgerenergieprojekten durch das Ausschreibungssystem, durch Bürokratie und Planungsunsicherheit thematisiert.

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Timo Karl
Projektreferent
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Madeline Bode
Projektreferentin
E-Mail: madeline.bode@lee-nrw.de
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