Arbeitsintensive Geschäfte im Seeverkehr
Doch die große Nachfrage trifft auf viel zu wenig Schiffsraum. Zunächst hatten die Reedereien vor einem Jahr nach Ausbruch der Corona-Pandemie ihr Angebot verknappt. Als abzusehen war, dass die Nachfrage rasant steigen wird, konnten die Schiffe nicht im gleichen Maße zurück in Fahrt gebracht werden. Hinzu kommen große Staus in den Häfen vor der US-Westküste. Dort liegen an die 40 Containerschiffe und warten auf Abfertigung. Diese Schiffe und die darauf befindlichen Container fallen für weitere Transporte aus. Nun kam vor wenigen Wochen noch der Unfall im Suezkanal dazu. Die Sperrung des Kanals für eine Woche reicht aus, um die Situation noch einmal zusätzlich zu verschärfen.
Die Fahrplanpünktlichkeit liegt unter 40 Prozent. Die Spediteure müssen größte Mühe aufwenden, um die Waren ihrer Kunden aus Industrie und Handel zu verschiffen. Buchungsvorläufe von vier bis sechs Wochen sind keine Seltenheit. Und selbst dann kann es passieren, dass die Ware nicht auf das gebuchte Schiff verladen werden kann. Reedereien behalten sich vor, bestätigte Buchungen noch kurz vor Schiffsabfahrt wieder zu stornieren. Erschwerend kommt hinzu, dass weltweit ein eklatanter Mangel an Leercontainern herrscht. Es kommt also immer wieder vor, dass Container erfolgreich für eine Abfahrt gebucht wurden, aber keine Leercontainer zu erhalten sind. Acht von zehn Containern werden nicht pünktlich abgefahren.
Einige Reedereien bieten an, für zusätzliche rund 1000 US-Dollar Seefracht die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dass Container verladen werden. Eine Garantie gibt es aber nicht. Dabei haben sich die Frachtraten in manchen Fahrtgebieten bereits mehr als verfünffacht, in der Spitze sogar verzehnfacht. Daneben berechnen die Reedereien immer neue und mehr Zuschläge, die die Transportkosten noch einmal erhöhen.
Oliver Oestreich, Vorsitzender des Verein Bremer Spediteure, äußert Verständnis dafür, dass die Containerlinienreedereien Geld verdienen müssten. Über viele Jahre hätten die Reedereien Verluste in zweistelliger Milliardenhöhe angehäuft. „Aber momentan kommt es bisweilen zu starken Übertreibungen. Marktmechanismen versagen.“
Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Speditionsunternehmen bedeutet die schon seit Monaten anhaltende Situation in der Containerschifffahrt einen erheblichen Mehraufwand. Nahezu jeder Auftrag muss mehrfach angefasst werden. Bei der Stornierung einer Buchung beginnt die Arbeit wieder von vorn. Erschwerend kommt hinzu, dass die Kundschaft zum Teil nicht verstehen mag, dass sie statt vormals beispielsweise 1800 US-Dollar nun 9000 US-Dollar zahlen soll und dann trotz langer Buchungszeiten die Verschiffung nicht klappt.
Oestreich zeigt größten Respekt vor den Leistungen der Teams in den Speditionshäusern. „Was die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter täglich leisten, ist übermenschlich.“ Eine derart angespannte Situation wie derzeit habe es in den vergangenen Jahrzehnten noch nicht gegeben. Überseespeditionen würden an den Rand ihrer Leistungsfähigkeit gebracht. Dass die Belegschaft gut zu tun hätte, wäre untertrieben. Oestreich: „In der Spedition haben wir Vollbeschäftigung. Viele Unternehmen würden gerne weitere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einstellen.“ Die Arbeit im Homeoffice mache die Arbeit nicht einfacher, obwohl die Speditionen durchgehend technisch gut gerüstet seien. Über 50 Prozent der kaufmännischen Angestellten arbeiten von zuhause aus.
Der Verein Bremer Spediteure e.V. wurde im Jahre 1901 gegründet und ist ein Zusammenschluss aller bedeutenden Speditions- und Logistikfirmen in Bremen und Bremerhaven. In den rund 200 Firmen der Branche sind circa 5000 Mitarbeiter beschäftigt, die einen Umsatz von 2,5 bis 3 Mrd. Euro erzielen. Weitere Informationen erhalten Sie vom Geschäftsführer Robert Völkl, Tel. 0421 321169, service@vbsp.de
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