„Brutvögel brauchen unsere Unterstützung“
„Uns Naturschützern ist klar: Die größte Bedrohung für die Artenvielfalt ist die fortschreitende und weiträumige Verschlechterung von Lebensräumen durch den Menschen“, so Adolf Tausch, der Vorsitzende des Naturschutzbeirates in einer Pressemitteilung. Bei dem Appell gehe es um „Soforthilfe vor der eigenen Haustür“.
Die Wissenschaft sei sich einig, dass freilaufende Hauskatzen zu einem großen Problem geworden seien. Dutzende Untersuchungen aus Deutschland und der ganzen Welt zeigten: Viel zu viele geschützte Vögel, Kleinsäuger, Amphibien und Eidechsen fielen ihrem Beutetrieb zum Opfer – jedes Jahr und besonders in den Hausgärten und am Rande der Siedlungen. „Etwa zehn Millionen Hauskatzen leben in Deutschland. Mittlerweile sind sie die Haupt-Beutegreifer im Siedlungsraum – weit vor Elstern, Krähen, Marder und Waschbär“, erklärt Adolf Tausch. Vorsichtige Hochrechnungen würden von einem Verlust von mindestens 30 Millionen Vögel pro Jahr durch Katzen in unserem Land ausgehen.
Dr. Dennhöfer outet sich als Katzenfreund. „Ich liebe Katzen, Katzen sind faszinierende Tiere – egal ob wild oder zahm. Aber unsere Brutvögel sterben vor unseren Augen aus. Sie brauchen jede Unterstützung. Und dazu gehört: Passt auf die freilaufenden Katzen auf. In unserem Garten in Altenburg mit 1000 Quadratmetern patrouillieren mindestens sieben Katzen. Die Wildkatzen im Wald dagegen besetzen Reviere von rund 50 Hektar, also 500.000 Quadratmeter. Das heißt: In unseren Siedlungen ist die Katzendichte viel zu hoch. Und das ist fatal für Eidechsen und Kleinvögel.“
Was können Katzenfreunde und Gartenliebhaben tun? Die Naturschützer haben diese Tipps zusammengestellt:
- Wenn Katzenbesitzer konsequent dafür sorgten, dass sich ihre Katze von April bis Mitte Juli in den Morgenstunden und abends nicht im Freien aufhält, wäre den Vögeln schon geholfen, denn zu diesen Zeiten sind die meisten hilflosen Jungvögel unterwegs.
Am besten ist Katzenhaltung nur in der Wohnung. Das funktioniert in der Regel nur dann, wenn die Tiere von Jugend an daran gewöhnt sind. Hilfsweise bleibt die Einschränkung des Freigangs. Was gar nicht geht: Dauer-Freigang, wenn Herrchen und Frauchen in Urlaub sind. - Wo immer möglich: Katzen, die Freigang kriegen, müssen kastriert werden. Das verringert die Zahl und das Leiden der bedauernswerten heimatlosen Katzen und ist deshalb nicht nur wegen der gefährdeten Vögel und Eidechsen nötig.
- Schutz von Nistkästen und Futterstellen zum Beispiel durch katzenabweisende Abwehrmanschetten und Katzenabwehr durch Wasser, Ultraschall und Duftstoffe.
- Piepser (elektronische Lauterzeugung) oder Katzenglöcken – nach Untersuchungen der Royal Society for the Protection of Birds verringert sich damit die Zahl der getöteten Tiere um die Hälfte. Bunte Katzen-Halsbänder warnen. Für all diese Maßnahmen gilt: Unbedingt den Tierschutz beachten.
- Vogeltränke und Futterhäuschen katzensicher machen; mindestens zwei Meter Abstand zur nächsten Deckung (zum Beispiel Busch)
- Spielen im Haus: Jagdspiele helfen, den Jagdtrieb auszuleben, das macht Spaß für Mensch und Katze
- Das A und O für lebendige Gärten ist mehr Lebensraumqualität. Egal ab Vogel, Spitzmaus oder Eidechse, sie all brauchen dringend naturnahe Lebensräume mit ausreichendem Nahrungsangebot und guten Versteck- und Nistmöglichkeiten.
- Nisthilfen aufhängen: In einem Garten mit 500 bis 800 Quadratmetern dürfen das zehn Stück und mehr sein – unterschiedliche Typen für Meisen, Spatzen, Stare und Rotschwänzchen. Nicht vergessen: Schutz vor Marder und Waschbär.
- Stachlige, dichte Sträucher wie Weißdorn, Wildrosen und Berberitzen schützen die Nester vieler Freibrüter auf natürliche Weise, notfalls helfen Reisigbündel.
- Viele Experten empfehlen, Gartenvögel ganzjährig zu füttern. Wie das richtig gemacht wird zeigen die Naturschutzverbände im Internet, zum Beispiel: https://www.bund.net/…
Fragen beantworten im Namen des Naturschutzbeirates im Vogelsbergkreis:
Adolf Tausch, Vorsitzender des Naturschutzbeirats
Dipl. Biologe Dr. Wolfgang Dennhöfer, stellvertretender Vorsitzender des Naturschutzbeirats
BUND KV Vogelsberg
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