DIN SPEC 91424: Einsatzzeiten von Beauftragten im Bereich Umweltschutz und -management
Wie viel Zeit benötigt wird, um dieser Rolle gerecht zu werden, wurde bis vor kurzem jedoch noch nicht definiert. Dies hat sich mit der Veröffentlichung der DIN SPEC 91424 am 04.12.2020 geändert: Beim Beuthverlag steht Ihnen diese kostenlos zur Verfügung.
Was ist die DIN SPEC 91424?
Bei der DIN SPEC 91424 handelt es sich um ein Standarddokument, das unter der Leitung des Deutschen Institutes für Normung e.V. (DIN) nach dem PAS-Verfahren erarbeitet wurde, wodurch es nicht als Norm sondern nur als öffentliche Anforderung zu verstehen ist.
Das Dokument 91424 erläutert eine aktuelle Berechnungsmethode, die allen Branchen einen verlässlichen Überblick darüber verschaffen soll, wie viel Zeit die von ihnen abgestellten Mitarbeiter benötigen, um den nötigen Anforderungen gerecht zu werden, wie den Legal-Compliance-Aspekten und den internen Pflichten, die aus Gesetzen, Normen und Verordnungen aus dem Umweltbereich resultieren. Dies ist zum einen notwendig, um rechtlich abgesichert zu sein, aber auch, um eine gesicherte Zertifizierungsgrundlage (z. Bsp. nach DIN EN ISO 14001) herzustellen.
Die Methode wurde auf Grundlage von praktischen Erfahrungen, empirischen Befragungen und wissenschaftlichen Ansätzen aus der Betriebswirtschaftslehre entwickelt. Nach einer Laufzeit von drei bis fünf Jahren soll die praktische Anwendbarkeit der Ergebnisse evaluiert und angepasst werden. Ebenfalls ist die Überführung in eine offizielle Norm zu erwarten. Die Evaluation wird unter anderem auf einer Umfrage basieren, bei der Sie herzliche gebeten sind, Ihre Erfahrungen mitzuteilen.
Anwendungsbereich der DIN SPEC
Mit Hilfe der DIN SPEC 91424 werden die Einsatzzeiten der Betriebsbeauftragten im Umweltbereich einer Organisation kalkuliert. Die errechneten Zeiten sind als durchschnittliche Richtwerte zu verstehen, die dazu beitragen sollen, den Forderungen des operativen oder organisatorischen Umweltschutzes gerecht zu werden und personelle Kapazitäten besser einschätzen zu können. Dabei fließen die normativen Grundlagen, die an jede Stelle geknüpft sind, spezifisch in die Gleichung mit ein.
Der operative Umweltschutz umfasst alle Tätigkeiten der Umweltbeauftragten in den Bereichen Abfall, Gewässerschutz, Störfall und Immissionsschutz. Die Basis bilden die BVT-Schlussfolgerungen f sowie die jeweiligen Fachgesetze des Kreislaufwirtschaftsgesetzes, des Wasserhaushaltgesetzes, Bundesimmissionsschutzgesetzes oder der Abfallverzeichnis-Verordnung. Unter dem organisatorischen Umweltschutz werden die Umweltmanagementbeauftragten und die internen Umweltauditoren zusammengefasst. Deren Tätigkeitsprofil lässt sich aus der DIN EN ISO 14001 und dem „Eco-Management and Audit Scheme“ (EMAS) bzw. für die internen Auditoren aus der DIN EN ISO 19011 ableiten.
Auch wenn diese DIN SPEC vor allem im Umweltmanagement angewendet wird, kann sie ebenfalls als Grundlage für Beauftragte weiterer Managementdisziplinen dienen.
Wie werden die Einsatzzeiten berechnet?
T = AFZ + AWZ + B + C – D + EPF + ESON + F
- T: benötigte Einsatzzeit für die jeweilige Position in Vollzeitäquivalenten (FTE)
- AFZ: Zeitfaktor Fahrzeit (hin & rück) zum Standort – Pflichtwerte vorhanden
- AWZ: Zeitfaktor Wege innerhalb des Standorts – Pflichtwerte vorhanden
- B: Zeitfaktor zur Erfüllung der normativen Vorschriften der jeweiligen Position – Pflichtwerte vorhanden
- C: Zeitfaktor zur Erfüllung weiterer gesetzlicher Pflichten – Pflichtwert vorhanden; nur bei Umweltbeauftragten anzuwenden
- D: Korrekturfaktor, der auf Fremdleistungen basiert – optionale Werte vorhanden; nur bei Umweltbeauftragten anzuwenden
- EPF: Zeitfaktor für Pflichtfortbildungen ohne Reisezeiten – Pflichtwerte vorhanden
- ESON: Zeitfaktor weitere Fortbildungen ohne Reisezeiten – optionale Werte vorhanden
- F: Zeitfaktor für Aufgaben über gesetzliche Vorgaben hinaus – optionale Werte vorhanden; nur bei Umweltbeauftragten anzuwenden
Das Ergebnis der Gleichung gibt einen Referenzwert über die Zeit (gemessen in FTE) an, die dazu benötigt wird, um den Aufgaben als Beauftragter oder interner Auditor nachzukommen. Das Modell geht dabei davon aus, dass der FTE-Wert 1760 h/a (44 Wochen pro Jahr) beträgt. Dabei werden 52 Wochen, eine 40-Stunden-Woche sowie der Abzug von 6 Wochen Urlaub (30 Tage) und 2 Wochen (10 Tage) aufgrund von Feiertagen zugrunde gelegt.
Die übergeordneten Tätigkeiten der jeweiligen Position werden kategorisiert und der entstehende Zeitaufwand addiert. Da die Rechnung vor allem auf den individuellen Leistungen einer Person basiert, werden bei Umweltbeauftragten unterstützende Fremdleistungen abgezogen.
Um Anwendbarkeit zu gewährleisten, wurden die Verpflichtung der jeweiligen Position bestimmt und in sogenannten Pflichtwerten ausgedrückt, die dem durchschnittlichen zeitlichen Mindestaufwand entsprechen. Diese sind eine gute Grundlage für die Berechnung und können im Hinblick auf die organisationsspezifischen Anforderungen konkretisiert werden. Das Anpassen und vor allem Reduzieren der Pflichtwerte sollte gut überlegt und im Prozess begründet werden. Ergänzt wird die Rechnung um Komponenten, die optional anzuwenden sind. Auch hier werden Werte zur Berechnung bezüglich des durchschnittlichen zeitlichen Mindestaufwands aufgeführt.
Die nutzerorientierte Anwendbarkeit der DIN SPEC 91424 lässt auch weitere Szenarien zu: So bietet die Rechnung etwa die Möglichkeit, zeitliche Synergieeffekte bei Doppel- oder Mehrfachbeauftragungen abzubilden. Dafür werden die FTE-Werte der einzelnen Faktoren kumuliert betrachtet.
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