Finanzen / Bilanzen

Einkommenseinbußen durch Corona: Risikobereitschaft sinkt

Personen, die durch die Corona-Pandemie starke finanzielle Einbußen erfahren, zeigen eine signifikant geringere Risikobereitschaft. Dieser Zusammenhang ist bei Haushalten mit geringem Einkommen besonders stark ausgeprägt. Andere Persönlichkeitsmerkmale wie Geduld und Kontrollüberzeugung hingegen ändern sich nach wirtschaftlichen Verlusten nicht. Das belegt eine aktuelle Studie des RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung und des ZEW Mannheim. „Die Risikobereitschaft ist bei Haushalten, die in der Krise schwere wirtschaftliche Verluste erlitten haben, signifikant zurückgegangen“, sagt ZEW-Wissenschaftler Daniel Osberghaus. Besonders stark ausgeprägt ist der Zusammenhang bei Haushalten mit geringem Einkommen und mit wenigen Einnahmequellen. So zeigen zum Beispiel Haushalte mit einem einzigen Verdiener eine stärkere Reaktion als Doppelverdiener-Haushalte. „Wir gehen davon aus, dass die abnehmende Risikobereitschaft auf die finanziellen Verluste in der Krise und die damit verbundene Unsicherheit zurückzuführen ist“, sagt RWI-Wissenschaftler Manuel Frondel. Allerdings sei nicht auszuschließen, dass die Risikobereitschaft und die wirtschaftlichen Verluste auch durch Faktoren beeinflusst wurden, die in der Studie nicht berücksichtigt werden konnten.

Geduld und Kontrollüberzeugung bleiben konstant

Etwa die Hälfte aller deutschen Privathaushalte mussten durch die Corona-Pandemie und die Lockdown-Maßnahmen wirtschaftliche Verluste hinnehmen. Das hatte eine frühere Befragung von RWI und ZEW Mannheim im Frühsommer 2020 ergeben. Rund acht Prozent der Haushalte bewerten ihre Verluste demnach sogar als schwerwiegend. Während sich die Verlusterfahrung negativ auf die Risikobereitschaft auswirkt, zeigen sich weitere psychologische Persönlichkeitsmerkmale, die das Team aus RWI- und ZEW-Wissenschaftlern untersucht hat, als konstant. Demnach haben sich Geduld und die Überzeugung, dass ein Ereignis vor allem die Konsequenz des eigenen Verhaltens ist – die sogenannte Kontrollüberzeugung –, durch wirtschaftliche Verluste in der Corona-Krise nicht verändert. „Viel spricht dafür, dass die Messgrößen für Geduld und Kontrollüberzeugung auch beim Auftreten externer Schocks konstant bleiben“, erklärt ZEW-Wissenschaftler Daniel Osberghaus.
 Bei ihrer Längsschnittstudie verwendeten die Forscher von RWI und ZEW Mannheim Daten des Sozial-Ökologischen Panels aus den Jahren 2012, 2014, 2015 und 2020. An den Befragungen nahmen jeweils rund 5.500 Menschen teil. Auf Basis dieser Daten konnten die Wissenschaftler einen statistischen Zusammenhang zwischen finanziellem Verlust und der Veränderung von Persönlichkeitsmerkmalen feststellen. Möglich machte dies die verwendete Schätzmethode Differenz-in-Differenzen, dabei werden Zeittrends von Haushaltsvorständen mit wirtschaftlichen Einbußen mit den Zeittrends von nicht betroffenen Haushaltsvorständen verglichen.

Über ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung GmbH Mannheim

Das ZEW in Mannheim forscht im Bereich der angewandten und politikorientierten Wirtschaftswissenschaften und stellt der nationalen und internationalen Forschung bedeutende Datensätze zur Verfügung. Das Institut unterstützt durch fundierte Beratung Politik, Unternehmen und Verwaltung auf nationaler und europäischer Ebene bei der Bewältigung wirtschaftspolitischer Herausforderungen. Zentrale Forschungsfrage des ZEW ist, wie Märkte und Institutionen gestaltet sein müssen, um eine nachhaltige und effiziente wirtschaftliche Entwicklung der wissensbasierten europäischen Volkswirtschaften zu ermöglichen. Durch gezielten Wissenstransfer und Weiterbildung begleitet das ZEW wirtschaftliche Veränderungsprozesse. Das ZEW wurde 1991 gegründet. Es ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Derzeit arbeiten am ZEW Mannheim rund 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, von denen rund zwei Drittel wissenschaftlich tätig sind.

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