Erinnerung an Franz Böckle: „Sein wissenschaftliches Werk ist aktueller denn je.“
Böckle, der 1921 im Kanton Glarus geboren wurde, Priester und Moraltheologe in Chur war und 1963 den Ruf auf den Lehrstuhl für Moraltheologie an der Bonner Universität erhielt, „lebte die Impulse, die das Zweite Vatikanische Konzil der Welt und unserer Kirche gab: Er integrierte die Erkenntnisse anderer Wissenschaften und schrieb verständliche Beiträge zur christlichen Ethik“, erinnert sich Sternberg. Als Experte für die protestantische Ethik Karl Barths wurde er zum Brückenbauer zwischen den Kirchen.
Zu Böckles Hauptwerken zählt sein Buch Fundamentalmoral, das Generationen von Theologiestudierenden einen zeitsensiblen Zugang zu Fragen der theologischen Ethik ermöglichte. Er entwarf darin eine Anthropologie, die den Wert menschlicher Freiheit theologisch ausbuchstabiert, zugleich aber auch die Verletzlichkeit menschlichen Daseins in allen Phasen des Lebens skizziert.
Sein Ziel und seine Hoffnung waren es, den Bruch zwischen dem Lebensalltag von Menschen und der Schultheologie zu überbrücken. So griff er das Freiheitsverständnis des Konzils auf, um im öffentlichen Diskurs um die päpstliche Enzyklika Humane vitae ab 1968 den Wert partnerschaftlichen Miteinanders zu unterstreichen. „Viele Debatten, die Gesellschaft und Kirche bis in unsere Zeit begleiten, wurden von Franz Böckle argumentativ durchdrungen, publizistisch strukturiert und streitbar vertreten,“ sagt Sternberg. Böckle arbeitete gern mit theologischen Kolleginnen und Kollegen zusammen, gab u. a. mit Karl Rahner und Franz Xaver Kaufmann die Reihe Christlicher Glaube in moderner Gesellschaft heraus.
Zurückblickend auf den 1991 im 71. Lebensjahr verstorbenen Wissenschaftler und Priester, resümiert der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken: „Die Stimme Franz Böckles täte uns im Diskurs der deutschen Katholiken heute gut. Sein Eintreten für die Autonomie des Menschen aus christlicher Verantwortung, seine Beiträge zu vielen Einzelfragen – wie Lebensschutz, partnerschaftliche Beziehungen und würdiges Sterben – sind aktueller denn je.“
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