Klimawandel sorgt für chaotischen Monsun in Indien
„Wir haben robuste Beweise für eine exponentielle Abhängigkeit gefunden: Für jedes Grad Celsius Erwärmung werden die Monsunregenfälle wahrscheinlich um etwa 5% zunehmen“, sagt Erstautorin Anja Katzenberger vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) und der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU). „Damit konnten wir frühere Studien bestätigen und zusätzlich zeigen, dass die globale Erwärmung die Monsun-Regenfälle in Indien noch stärker erhöht als bisher angenommen. Sie dominiert die Monsun-Dynamik im 21. Jahrhundert.“
Zu viel Niederschlag schadet Reispflanzen
Mehr Niederschlag ist nur bedingt gut für die Landwirtschaft in Indien und die Nachbarländer. Wie Co-Autorin Julia Pongratz von der LMU erklärt: „Nutzpflanzen brauchen vor allem in der ersten Wachstumsperiode Wasser, aber zu viel Regen in den anderen Wachstumsstadien kann den Pflanzen schaden – auch dem Reis, von dem sich ein Großteil der indischen Bevölkerung ernährt. Das macht die indische Wirtschaft und das Nahrungsmittelsystem sehr empfindlich gegenüber schwankenden Monsunmustern.“
Ein Blick in die Vergangenheit unterstreicht, dass menschliches Verhalten hinter der Intensivierung der Regenfälle steckt. Seit den 1950er Jahren haben menschengemachte Einflüsse begonnen, die langsamen natürlichen Veränderungen, die über viele Jahrtausende hinweg stattfanden, zu überholen. Zunächst führten hohe, das Sonnenlicht blockierende Aerosol-Belastungen zu einer gedämpften Erwärmung und damit zu einem Rückgang der Niederschläge, doch seit 1980 ist die durch Treibhausgase verursachte Erwärmung der entscheidende Treiber für stärkere und unbeständigere Monsunperioden.
Eine Bedrohung für das Wohlergehen des indischen Subkontinents
„Wir sehen mehr und mehr, dass es beim Klimawandel um unvorhersehbare Wetterextreme und deren schwerwiegende Folgen geht“, kommentiert Gruppenleiter und Co-Autor Anders Levermann vom PIK und der Columbia University, New York/USA, die Ergebnisse der in der Zeitschrift Earth System Dynamics veröffentlichten Studie. „Denn was wirklich auf dem Spiel steht, ist das sozioökonomische Wohlergehen des indischen Subkontinents. Eine chaotischere Monsunzeit stellt eine Bedrohung für die Landwirtschaft und Wirtschaft in der Region dar und sollte ein Weckruf für die Politik sein, die Treibhausgasemissionen weltweit drastisch zu reduzieren.“
Artikel: Anja Katzenberger, Jacob Schewe, Julia Pongratz, Anders Levermann: Robust increase of Indian monsoon rainfall and its variability under future warming in CMIP-6 models. Earth System Dynamics. DOI: 10.5194/esd-2020-80.
Das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) ist eines der weltweit führenden Institute in der Forschung zu globalem Wandel, Klimawirkung und nachhaltiger Entwicklung. Natur- und Sozialwissenschaftler erarbeiten hier interdisziplinäre Einsichten, welche wiederum eine robuste Grundlage für Entscheidungen in Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft darstellen. Das PIK ist ein Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft.
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