Bauen & Wohnen

Kritische Rohstoffversorgung

Derzeit gestaltet sich die Versorgungssituation bei Rohstoffen extrem schwierig. Verschiedene Umstände, unter anderem die Coronakrise, haben dazu geführt, dass diverse Rohstoffe und Vorprodukte erheblich teurer geworden sind und dazu, dass es teils auch zu wesentlich längeren Lieferzeiten kommt. Dabei handelt es sich um ein weltweites Phänomen.

Dies gilt beispielsweise für Stahl und Edelstahl, ein Rohstoff dem in der Großküchenindustrie eine herausragende Stellung zukommt. Denn Stahl wird knapp – vor allem bei Flachware besteht ein Mangel. So haben derzeit rund 90 % der Zulieferer Probleme, Stahl zu beschaffen. Kurzfristige Bestellungen sind schon seit geraumer Zeit nicht mehr möglich. Ein Ausweichen auf Drittstaaten könnte dem Mangel entgegenwirken, allerdings verhindern die derzeitigen EU-Importbeschränkungen solche Beschaffungsalternativen.

Somit ist noch im ersten Halbjahr 2021 mit vereinzelten Lieferausfällen von Stahl und Edelstahl zu rechnen, weswegen sich Lieferzeiten und Preise von Metallteilen erhöhen werden. So kostet eine Tonne Stahl aktuell zwischen 700 bis 800 Euro, nachdem der Preis 2020 noch auf 400 Euro geschrumpft war. Grund sind in weiten Teilen die Zerwürfnisse der Coronakrise. Während die Stahlproduktion 2020 so niedrig war wie zuletzt 2009, hat die Nachfrage u.a. in Ostasien wieder kräftig angezogen. Dazu kommen die immens gestiegenen Transportkosten. Der Harpex (Harper Petersen Charterraten Index), der ein Index für Frachtkosten ist, lag im Zehnjahresdurchschnitt bei ungefähr 520. Aktuell steht er bei rund 1.650. Des Weiteren ist Nickel, das für die Herstellung von Edelstahl erforderlich ist, zuletzt im Preis deutlich gestiegen.

Aber Stahl ist nicht das einzige Sorgenkind. Bei den meisten Kunststoffen herrscht weltweit eine regelrechte Knappheit. Auch hier ist der Nachfragesog aus Ostasien einer der Gründe. Hinzu kommt die Wettersituation in den USA. Der verheerende Kälteeinbruch hatte in Texas die Erdölförderung zeitweilig gelähmt. Und auch bei den Kunststoffen schlägt Corona zu Buche. Krisenbedingt ist die Mobilität weltweit deutlich zurückgegangen. Daher wurden auch weniger Treibstoffe raffiniert. Ein Nebenprodukt dieser petrochemischen Verarbeitung von Erdöl ist jedoch Ethen, welches wiederum für die Herstellung von Polyethylen unabdingbar ist. Daher herrscht ein Mangel an Ethen. Und auch PVC ist knapp. Besonders problematisch ist dies, da PVC als Isolier- und Mantelmaterial bei Kabeln zum Einsatz kommt. Somit sind Elektronikbauteile ebenfalls voll von der kritischen Versorgungssituation betroffen.     

In der Glas- und Glaskeramikherstellung spielt Lithium eine wichtige Rolle. Auch dieser Stoff unterliegt den bereits erwähnten Effekten, die die Coronakrise verursacht hat. Erschwerend kommt aber noch hinzu, dass die Lithiumnachfrage momentan kontinuierlich steigt, da der Stoff für die Herstellung von Akkus notwendig ist. Getrieben wird dieser Effekt speziell durch den weltweiten Ausbau der Elektromobilität.

Betrachtet man all dies im Lichte des Corona-bedingt ohnehin schon sehr schwierigen Absatzmarktes, geraten die Hersteller von Großkücheneinrichtungen zusehends unter Druck. Unter normalen Umständen wären in einer solchen Situation Preiserhöhungen unausweichlich.

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