Gesundheit & Medizin

Kürzere Bestrahlungsdauer, gleichwertiges Behandlungsergebnis

Nach der Brustkrebs-OP wird in der Regel zusätzlich zur Bestrahlung der gesamten Brust die unmittelbare Umgebung des entfernten Tumors gesondert intensiv bestrahlt. Diese „Boost"-Bestrahlung muss allerdings nicht zwangsläufig – wie bisher empfohlen – im Anschluss an die mehrwöchige Bestrahlung stattfinden. Sie ist ebenso wirksam, wenn sie simultan in ein modernes Bestrahlungskonzept integriert wird, wie eine im International Journal of Radiation Oncolocy • Biology • Physics veröffentlichte Studie unter Leitung der Radiologischen Universitätsklinik Heidelberg ergeben hat. Durch die integrierte Boost-Bestrahlung verkürzt sich die Strahlentherapie um rund 10 Tage auf fünf Wochen. Während der Nachbeobachtungszeit von fünf Jahren war das neue Bestrahlungskonzept in Behandlungs- und kosmetischem Ergebnis der Standartbehandlung gleichwertig. „Die kürzere Bestrahlungszeit ist für die Patientinnen eine deutliche Erleichterung und damit im Hinblick auf die Lebensqualität im Vorteil", sagt Erstautorin Privatdozentin Dr. Juliane Hörner-Rieber, Geschäftsführende Oberärztin der Abteilung Radioonkologie und Strahlentherapie an der Radiologischen Universitätsklinik Heidelberg.

Die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Studie ist eine Kooperation der Universitätskliniken Heidelberg und Tübingen. An beiden Standorten wurden zwischen 2011 und 2015 insgesamt 502 Brustkrebs-Patientinnen nach brusterhaltender Operation und mit erhöhtem Risiko für ein Wiederauftreten des Tumors in die Studie eingeschlossen. Die Zuteilung zu den beiden Behandlungsgruppen erfolgte zufällig.

Die aktuellen Leitlinien der Amerikanischen Gesellschaft für Radioonkologie (ASTRO) zur Strahlentherapie bei Brustkrebs empfehlen bislang noch die anschließende Boost-Bestrahlung. „Das liegt daran, dass es bisher noch keine belastbaren Daten zur Bewertung des integrierten Boosts gab", so Professor Dr. Dr. Jürgen Debus, Ärztlicher Direktor der Radiologischen Universitätsklinik und Letztautor der Studie. „Unsere Ergebnisse sind ein erster wichtiger Schritt zur evidenzbasierten Aktualisierung der Leitlinien." Insbesondere moderne Bestrahlungstechniken wie die sogenannte Intensitätsmodulierte Radiotherapie (IMRT), bei der Risikoorgane bestmöglich geschont werden können, haben der neuen Entwicklung den Weg geebnet. Inwieweit sich die Ergebnisse auf die seit rund drei Jahren zunehmend angewandte, verkürzte Radiotherapie der Brust übertragen lassen, ist Gegenstand aktueller Studien.

In der COSMOPOLITAN-Studie unter Heidelberger Leitung wird eine weitere, drastische Verkürzung der Bestrahlungszeit untersucht: Dabei erhalten die Patientinnen mit Niedrigrisikotumor die Bestrahlung unmittelbar während der Operation als einmalige intraoperative Bestrahlung des Tumorbettes. Die Studie läuft bis 2023, erste Ergebnisse liegen voraussichtlich 2024 vor.

Literatur

Please cite this article as: Hörner-Rieber J, Forster T, Hommertgen A, Haefner MF, Arians N, König L, Harrabi SB, Schlampp I, Weykamp F, Lischalk JW, Heinrich V, Weidner N, Hüsing J, Sohn C, Heil J, Hof H, Krug D, Debus J, Intensity-modulated radiotherapy (IMRT) with simultaneously integrated boost shortens treatment time and is non-inferior to conventional radiotherapy followed by sequential boost in adjuvant breast cancer treatment: results of a large randomized phase III trial (IMRT-MC2 trial), International Journal of Radiation Oncology • Biology • Physics (2021). https://doi.org/10.1016/j.ijrobp.2020.12.005.

Weitere Informationen im Internet

https://www.klinikum.uni-heidelberg.de/radiologische-klinik/radioonkologie-und-strahlentherapie

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Das Universitätsklinikum Heidelberg ist eines der bedeutendsten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät Heidelberg der Universität Heidelberg zählt zu den international renommierten biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung innovativer Diagnostik und Therapien sowie ihre rasche Umsetzung für den Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 13.700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und engagieren sich in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 50 klinischen Fachabteilungen mit fast 2.000 Betten werden jährlich circa 80.000 Patienten voll- und teilstationär und mehr als 1.000.000 mal Patienten ambulant behandelt. Gemeinsam mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) und der Deutschen Krebshilfe hat das Universitätsklinikum Heidelberg das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg etabliert, das führende onkologische Spitzenzentrum in Deutschland. Zudem betreibt das Universitätsklinikum Heidelberg gemeinsam mit dem DKFZ und der Universität Heidelberg das Hopp-Kindertumorzentrum (KiTZ), ein deutschlandweit einzigartiges Therapie- und Forschungszentrum für onkologische und hämatologische Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter. Das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland. Derzeit befinden sich an der Medizinischen Fakultät Heidelberg rund 3.500 angehende Ärztinnen und Ärzte in Studium und Promotion.

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