Musik

Unterwegs in neuen Welten – Things fall apart

Schülerinnen und Schüler aus Deutschland und Irland haben in den vergangenen Monaten gemeinsam mit dem Festspielhaus Baden-Baden und verschiedenen Künstlerinnen und Künstlern eine Oper im Internet entwickelt. „Things fall apart“ feiert seine Live-Premiere am Sonntag, 25. April 2021 um 18 Uhr und markiert den Höhepunkt eines Bildungsprojekts, das von der felicitas und werner egerland stiftung gefördert wird.

Das Musiktheaterprojekt wurde am Offenburger Oken-Gymnasium (Lehrerin: Rebecca Tüttelmann) sowie an der Limerick Educate Together Secondary School (Lehrerin: Norma Lowney) realisiert. Die Künstlerische Leitung liegt bei den „CyberRäubern“ Björn Lengers und Marcel Karnapke, sowie beim Regisseur und Theaterpädagogen Rob Doornbos. Der Musiker und Komponist Micha Kaplan komponierte die Musik zu „Things fall apart“ und studierte die Chorparts zusammen mit Rebecca Tüttelmann und den Offenburger Schülerinnen und Schülern ein. Neben den Schülerinnen und Schülern zählen die Sopranistin Dana Marbach, die Cellistin Tom Kellner und die Hornistin Merav Goldman zum Ensemble des Projekts.

Meilenstein eines mehrstufigen Experiments
„Diese Projekt ist die zweite Stufe eines mehrstufig angelegten Experiments“, sagt Dr. Dany Weyer, Leiter der Abteilung Partizipation am Festspielhaus Baden-Baden. „In der ersten Stufe haben wir drei unterschiedliche Schulen in Baden  Baden eine Oper kreieren lassen und digitale Medien in die Aufführung  integriert. Schon diese Aufführung bewegte 2019 alle Beteiligte wie auch die Zuschauer im Festspielhaus und bewies, wie tief sich junge Menschen in das Thema Musiktheater ‚hineingraben‘ können, wenn sie die Bühne und das Werk selbst erfahren und darauf Einfluss nehmen können.“

In der zweiten Phase des Projekts „Diggin‘ Opera“ sollte noch stärker als in Phase eins untersucht werden, inwiefern digitale Medien jungen Menschen helfen können, sich für das Thema Oper zu erwärmen. „Dieser Aspekt spielte schon 2019 eine wichtige Rolle, allerdings überlagerte der Eindruck des eigenen Theaterspiels auf der großen Festspielhausbühne den Effekt, den digitale Medien um die Arbeit herum auslösten“, so Dany Weyer. Die Internationalisierung des Projekts erforderte den Einsatz digitaler Techniken grundsätzlich, da sich die Schüler im Schulalltag nicht so einfach für Proben treffen konnten. Mit Ausbruch der Corona-Pandemie wurde das gemeinsame digitale Arbeiten gar zur einzigen Möglichkeit, miteinander in Kontakt zu bleiben.

Die Einbeziehung der Festspielhaus-Bühne in die Aufführung des Werkes konnte nun ebenfalls nur indirekt gelingen. Bei der Uraufführung des Stückes „Things fall apart“ werden hier die Profi-Musikerinnen und Musiker singen und spielen, alle Schülerinnen und Schüler sind aus Ihren privaten Räumen zugeschaltet. Die Oper fügt sich im Cyber-Raum zusammen und kann dort vom Publikum angesehen und angehört werden.

Verbeugung schon vor der Premiere
„Wir fiebern mit den jungen Künstlerinnen und Künstlern einer in mehrfacher Hinsicht besonderen Uraufführung entgegen“, sagt Festspielhaus-Intendant Benedikt Stampa. „In diesen schwierigen Zeiten haben die Schülerinnen und Schüler aus Offenburg und Limerick Herausragendes geleistet: Sie haben der Kunst über geografische und pandemische Grenzen hinweg eine Stimme gegeben. Davor verbeuge ich mich schon vor der Premiere und danke der  felicitas und werner egerland stiftung sehr, dass sie uns dieses Projekt ermöglicht hat“.

Den kreativen Impuls für ihre gemeinsame Arbeit fanden die Schülerinnen und Schüler im Gedicht „The Second Coming“ des irischen Dichters William Butler Yeats. Darauf aufbauend entwickelten sie mit dem Künstler-Team thematische, musikalische und szenische Ideen in Bezug auf die momentanen Lebenswirklichkeiten der Jugendlichen. Einzelne Elemente (Musik, Gesang, Choreographie, Bühneneffekte) entstehen in der Live-Inszenierung in Echtzeit, andere wurden in den wöchentlichen Proben vorab aufgezeichnet. „Things fall apart – wenn die Welt aus den Fugen ist, sicher geglaubte Wahrheiten nicht mehr stimmen und wenn Strukturen und Autoritäten, die sonst Halt versprachen, unter Last zerbröseln… was macht das mit uns, unseren Familien, mit unserer Gesellschaft?“, fragt‚“CyberRäuber“ Björn Lengers und schreibt weiter: „Der irische Dichter W. B. Yeats beschreibt 1919, noch unter dem Eindruck des eben vergangenen Weltkriegs und inmitten einer weltweiten Pandemie, im Gedicht ‚The Second Coming‘ das sich anbahnende Unheil einer Welt, die in Auflösung begriffen ist.“

Schüler übernehmen künstlerische Verantwortung
Wie häufig in den Musiktheaterprojekten des Festspielhauses Baden-Baden für junge Menschen wird den Schülerinnen und Schülern Verantwortung für ihr künstlerisches Tun übertragen. Die Zusammenarbeit mit professionellen Künstlerinnen und Künstlern soll auf „Augenhöhe“ geschehen.

„Die Möglichkeit, trotz der Reisebeschränkungen und der Isolation in der Pandemie eine gemeinsame Ästhetik zu finden, zeugt vom Signalcharakter dieses europäischen Jugend- und Kulturprojekts“, sagt Dr. Dany Weyer. Die Einbindung zukunftsweisender Techniken eröffnet die Möglichkeit, neue Chancen der künstlerischen Arbeit näher zu beleuchten. Mit Hilfe von Virtual Reality-Brillen und Programmen für virtuelle Realität wurden 3D-Objekte und  Skulpturen erstellt, die als Bühnenbild, Kostüm oder Requisite genutzt werden.

Die Uraufführung von „Things fall apart“ findet am Sonntag, 25. April 2021 um 18 Uhr statt und ist über die Website des Festspielhauses Baden-Baden – www.festspielhaus.de live, weltweit und kostenlos zu erleben.

Weitere Informationen unter www.festspielhaus.de 

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