Afghanistan: Hilfe für Menschen in Not muss möglich bleiben
Die Johanniter, CARE, Diakonie Katastrophenhilfe, Help – Hilfe zur Selbsthilfe, Islamic Relief, die Welthungerhilfe und World Vision engagieren sich seit vielen Jahren in Afghanistan. Sie haben dort eine wachsende Zivilgesellschaft gestärkt, um gemeinsam für die Belange der afghanischen Bevölkerung einzutreten. Die Zusammenarbeit schafft jeden Tag Grundlagen für viele verbesserte Dienstleistungen und Entwicklungschancen. Intern Vertriebene und Geflüchtete werden mit humanitärer Hilfe unterstützt, um ihr Überleben sicherzustellen. Kinder- und Frauenrechte wurden in den vergangenen Jahren gefördert, respektiert und gelebt. Sie haben vielen Menschen neue Freiheiten erlaubt.
Diesen Weg wollen die Organisationen in den kommenden Jahren weitergehen. Deshalb sichern sie zu, solange in Afghanistan zu bleiben, wie ihre Arbeit benötigt wird. Unabdingbar dafür ist der ungehinderte Zugang zu den Menschen in den verschiedenen Regionen, der unter Sicherheitsgarantien aller Seiten gewährleistet sein muss. Humanitäre Hilfe ist unparteiisch, humanitär Helfende dürfen nicht zum Ziel militärischer Aktionen werden, die ihre grundlegende Aufgabe verhindern: Die Hilfe für Notleidende.
11 Millionen Menschen leiden Hunger
Die Hilfsorganisationen fordern die weitere finanzielle Unterstützung der internationalen Gemeinschaft, um zur Entschärfung der vielfältigen Krisen im Land beitragen zu können. „Elf Millionen Menschen in Afghanistan leiden unter Hunger – mehr als ein Drittel der Bevölkerung. Darunter sind fast zwei Millionen Kinder unter fünf Jahren, die von akuter Unterernährung bedroht sind“, sagt Michael Frischmuth, Kontinentalleiter Asien bei der Diakonie Katastrophenhilfe. „Der Hunger ist auf dem Vormarsch in Afghanistan, denn die Menschen leiden seit drei Jahren unter Dürren, Überschwemmungen und Arbeitslosigkeit. Covid-19 und der starke Anstieg der Preise für Nahrungsmittel verschlimmern die Lage für all die Familien, die ohnehin ums Überleben kämpfen“, sagt Thomas ten Boer, Landesdirektor der Welthungerhilfe in Kabul.
Ein Viertel der Bevölkerung ohne Zugang zu medizinischer Versorgung
Das afghanische Gesundheitssystem hat sich in den letzten 20 Jahren stetig weiterentwickelt. Mit Erste-Hilfe-Kursen, dem Aufbau eines Rettungsdienstes, der Ausbildung von medizinischem Personal und Hebammen konnten die Johanniter und ihre lokalen Partner zur Verbesserung des afghanischen Gesundheitssystems beitragen. Doch noch immer haben 30 Prozent der Bevölkerung keinen Zugang zu einer medizinischen Versorgung. Besonders betroffen davon sind rund 1,8 Millionen Binnenvertriebene, die vor Gewalt geflohen sind und unter schwierigsten Bedingungen in den Slums der Großstädte leben. „Die Johanniter stehen dem afghanischen Volk in dieser Zeit des Übergangs zur Seite. Wir engagieren uns weiterhin für die lebensrettende medizinische Versorgung der Binnenvertriebenen und anderer gefährdeter Bevölkerungsgruppen, um ihr Leid zu lindern und ihre Würde zu wahren“, sagt Helen Guillermo, Johanniter-Landesbüroleiterin in Afghanistan.
Ausbildung und Arbeit – Perspektiven im Land schaffen
Help – Hilfe zur Selbsthilfe wurde vor 40 Jahren gegründet, um afghanischen Flüchtlingen zu helfen. Im Mittelpunkt stehen seit vielen Jahren Bildungs- und Ausbildungsprogramme. Ganz im Sinne der Hilfe zur Selbsthilfe fördert die Organisation so die lokalen Kapazitäten und befähigt die Afghan:innen sich selbst zu helfen und ihre Zukunft selbst in die Hand zu nehmen. „Wir setzen auf die Stärkung der Menschen vor Ort, denn das schafft Perspektiven auf ein selbstbestimmtes Leben. Viele von uns ausgebildete Frauen und Männer können ihren Lebensunterhalt nun selbst bestreiten. Qualifizierte Fachkräfte in marktfähigen Berufen sind dringend nötig, um das Land strukturell und nachhaltig wiederaufzubauen und zu entwickeln. Da sehen wir weiterhin großes Potenzial, aber auch noch Riesenbedarf“, sagt Julian Loh, Help-Programmkoordinator für Afghanistan.
Kinder, Jugend, Frauenrechte
Die Kinder Afghanistans, insbesondere diejenigen, die unter Armut und Ungleichheit leiden, sind besorgter als je zuvor um ihre Zukunft. Die harten sozioökonomischen Auswirkungen der Unsicherheit, der Dürre und der COVID-19 Pandemie rauben ihnen bereits Bildungschancen. World Vision Afghanistan legt in der Zusammenarbeit mit Gemeinden Wert auf darauf, ein vor Gewalt schützendes Umfeld zu schaffen und die Rechte von Mädchen und Jungen zu stärken. Gegen drohende Früh- und Zwangsheirat gehen geschulte Mediatoren aktiv vor. Kurse zur Vermittlung von Lebenskompetenzen helfen zudem tausenden Mädchen und Jungen informierte Entscheidungen zu treffen. "Junge Frauen und Mädchen haben einzigartige Einblicke und Erfahrungen in allen Konfliktphasen und sind entscheidend bei der Identifizierung lokaler Lösungen, um einen nachhaltigen Frieden und sozialen Wandel zu erreichen ", sagt Asuntha Charles, Direktorin von World Vision Afghanistan. „Die internationale Gemeinschaft sollte diese Kraft nutzen und sicherstellen, dass alle die gleichen Chancen haben, an effektiven Programmen teilzunehmen, die dauerhafte und kontinuierliche Veränderungen schaffen.“
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