Mobile & Verkehr

Analyst Becker: Tesla ist ein Übernahmekandidat

Der frühere Chefökonom von BMW, Helmut Becker, hält Tesla für einen Übernahmekandidaten, der auch in Zukunft im Autogeschäft nicht rentabel arbeiten wird. „Nahezu jeder Hersteller hat mittlerweile elektrische Antriebe im Programm, teilweise besser und auch billiger. Die Meute hat Tesla längst gestellt und ringsum eingekesselt. Tesla hat seine Schuldigkeit als Pionier getan“, sagt der als Berater und Analyst arbeitende Becker der Zeitschrift auto motor und sport. Inzwischen zeigten sich die Probleme des Unternehmens deutlich. Die deutsche Konkurrenz sei so stark geworden, dass Tesla Marktanteile verliere. „Im Vergleich zum April des Vorjahres hat Tesla bei den Neuzulassungen 23,8 Prozent verloren, während der Gesamtmarkt der Elektroautos im gleichen Zeitraum um 413,8 Prozent zugenommen hat.

Tesla sei an der Börse völlig überbewertet. „Die Blase wird platzen. Das kann schnell gehen, wenn die Community erkennt, dass Tesla auf Dauer gegen die Konkurrenz keine Chancen hat“, so Becker. „Wenn ein Autounternehmen Buchhaltungsgewinne nur durch Bitcoin-Spekulationen und den Verkauf von Emissionsrechten erzielt, ist das Ende nah.“ Nicht einmal als Monopolist habe Tesla Gewinne erzielt. „So etwas ist in der Wirtschaftstheorie eigentlich gar nicht vorgesehen. Jetzt muss er die Vormachtstellung mit anderen teilen und rutscht gleich ab. Der Elektroautomarkt ist dabei, sich zum Wettbewerbs-Massenmarkt zu entwickeln. Das war’s dann, Tesla wird geschluckt werden.“

Dass gleichzeitig das Land Brandenburg das Unternehmen bevorzugt und ihm sogar Verstöße durchgehen lässt, sieht Becker kritisch. „Als BMW sich um die Jahrtausendwende dort ansiedeln wollte, gab es auch keine Ausnahmen“, erklärt der frühere BMW-Manager. „Die Bundesregierung muss hier hart bleiben, vor allem gegenüber der brandenburgischen Landesregierung. Es darf keine Lex Tesla geben, und man darf einem Unternehmen nicht jede Eskapade durchgehen lassen.“ Es wundert Becker, dass die Grünen, insbesondere Spitzenkandidatin Annalena Baerbock, zur Sonderbehandlung des Unternehmens schweigt, das derzeit mit einer nur vorläufigen Baugenehmigung eine Gigafactory in einem Wasserschutz- und Waldgebiet baut. „Wo bleibt die Antwort der grünen Kanzlerkandidatin auf diese Frage?“

Interview: Claudius Maintz

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