Die Macht des Kinopublikums in der NS-Diktatur
Geht es um die massenmediale Verbreitung der NS-Ideologie, wurde der Film immer wieder zu einem Untersuchungsgegenstand. Das Kinopublikum kommt dabei überwiegend als Objekt politischer Manipulation vor. In Begeisterte Zuschauer verschiebt Joseph Garncarz diesen Fokus und untersucht, wie und warum die Zuschauer sich für bestimmte Filme entschieden haben. Der Untersuchungsschwerpunkt liegt dabei auf dem kommerziellen Erfolg aller in Kinos während der NS-Zeit gezeigten Filme, der retrospektiv erstmals systematisch erfasst und in Form von Filmerfolgsranglisten repräsentiert wird. Auf dieser Basis werden grundlegende Einsichten in die Präferenzen der Kinozuschauer möglich.
Das Ergebnis ist ein frischer Blick auf das NS-Kino, das auch unsere Sicht auf die NS-Gesellschaft bereichert. Im Spannungsfeld von Kinopublikum, Filmpolitik und Filmwirtschaft entsteht so ein dezidiertes Bild über den Zusammenhang der Nachfrage der Zuschauer, den Interessen der Filmfirmen und denen der politischen Führung, die das Kino der NS-Zeit geformt haben. In diesem Geflecht hatte das Kinopublikum eine nachhaltig prägende Kraft, die als solche bisher überhaupt noch nicht adäquat wahrgenommen wurde.
»Diese außergewöhnlich materialreiche Studie revidiert unser Verständnis des deutschen Kinos der Jahre 1933 bis 1945 grundlegend, indem sie zeigt, wie die milliardenfache Wahl der Zuschauer an der Kinokasse die Filmkultur und wirtschaft der NS-Zeit nachhaltig geprägt hat. Darüber hinaus hat sie Modellcharakter für die film- und kulturgeschichtliche Forschung insgesamt. Als Historiker können wir viel von ihr über Datenerhebung und -auswertung sowie über die kritische Befragung etablierter Narrative lernen.« Peter Krämer, De Montfort University (Leicester, UK)
Joseph Garncarz
Begeisterte Zuschauer.
Die Macht des Kinopublikums in der NS-Diktatur
2021, 360 S., 59 farbige Abb., 24 Grafiken, 32 Tab., Hardcover mit Lesebändchen, 213 x 142 mm, dt.
ISBN (Print) 978-3-86962-562-1
ISBN (PDF) 978-3-86962-563-8
Joseph Garncarz ist Professor am Institut für Medienkultur und Theater der Universität zu Köln. Sein Forschungsinteresse gilt vor allem der Film- und Mediengeschichte. Er war an verschiedenen Universitäten in Europa tätig, hat mehrere Forschungsprojekte geleitet und eine Reihe von Monografien insbesondere zur Film- und Kinogeschichte in Deutschland vorgelegt, darunter Maßlose Unterhaltung. Zur Etablierung des Films in Deutschland 1896 – 1914, Hollywood in Deutschland. Zur Internationalisierung der Kinokultur 1925 – 1990 und Wechselnde Vorlieben. Über die Filmpräferenzen der Europäer 1896 – 1939. Seine Publikationen wurden ins Englische, Französische, Tschechische und Polnische übersetzt. Seine Forschung wurde u.a. von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert und 2011 mit dem Willy Haas-Preis ausgezeichnet.
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