Erhalt und Förderung der Artenvielfalt: Thüringer Landwirte lassen eine Fläche größer als 1.500 Fußballfelder aufblühen
Dass Landwirtschaftsbetriebe einen wichtigen Beitrag zum Erhalt und zur Förderung der Artenvielfalt leisten, wurde auf dem Gelände der Agrargenossenschaft Weißensee e.G. deutlich gemacht. Jürgen Paffen, Vorstandsvorsitzender des Landwirtschaftsbetriebes im Landkreis Sömmerda und Gründungsmitglied der Initiative Heimische Landwirtschaft, hat eigens eine Abteilung für Biodiversität und Umwelt eingerichtet. Dort werden in Kooperation mit örtlichen Landschaftspflegeverbänden, der Unteren Naturschutzbehörde, dem Landschaftspflegeverband Mittelthüringen, der Stiftung Lebensraum, den Natura-2000-Stationen und anderen Umweltverbänden zahlreiche Maßnahmen zur Förderung der Artenvielfalt koordiniert. Eine dieser Maßnahmen ist ein Projekt zum Schutz des Feldhamsters. Dafür wird Ackerland auf 32 Hektar hamsterfreundlich bewirtschaftet, d.h. die Fläche wurde in 5 Teilstücke unterteilt, wo sich jeweils eine Sommer- mit einer Winterkultur abwechseln, ein Teilstück. Dazwischen liegen jeweils 36 Meter breite Blühstreifen, wovon 24 Meter mehrjährig und 12 Meter einjährig angelegt sind. So findet der Hamster immer Rückzugsorte, Schutz vor Greifvögeln und ein üppiges Nahrungsangebot.
Die Region um Weißensee zählt zu den insgesamt 35 Feldhamster-Schwerpunktgebieten, die es im Freistaat Thüringen gibt. Da der Feldhamster in vielen Regionen Deutschlands bereits ausgestorben ist, genießt er in Thüringen besonderen Schutz.
Jürgen Paffen sieht in dem Engagement seines Betriebes den Beweis, „dass moderne, landwirtschaftliche Produktion und Naturschutz sich nicht ausschließen, sondern sehr gut nebeneinander möglich sind und sich in idealer Weise ergänzen. Unsere Landwirtinnen und Landwirte sind Teil der Biodiversität, denn nur durch ihre Arbeit gibt es die Artenvielfalt in unserer Kulturlandschaft. Ohne Bauern- und Bäuerinnen gäbe es keine Äcker, keine Wiesen und keine Weiden und damit auch nicht die darauf vorkommenden Pflanzen und Tiere“, betont Paffen.
Insgesamt lassen die Thüringer Landwirtinnen und Landwirte in diesem Jahr eine Fläche, die größer ist als 1.500 Fußballfelder aufblühen. Die insgesamt 1.000 Hektar Blühstreifen und Blühflächen bieten Insekten ein vielfältiges Blütenangebot. Auf den Blühflächen finden sich viele landwirtschaftliche Nützlinge, die einen Beitrag zur biologischen Schädlingsbekämpfung leisten. Insgesamt werden auf jedem vierten Hektar in Thüringen freiwillig Agrarumweltprogramme mit Leistungen im Boden-, Gewässer-, Klima- und Naturschutz umgesetzt. Auf mehr als 60.000 Hektar, mehr als zehn Prozent der Ackerflächen Thüringens, werden zudem ökologische Vorrangflächen im Rahmen des Greening der Gemeinsamen Agrarpolitik für den Umwelt- und Ressourcenschutz sowie die biologische Vielfalt angelegt. „Der Erhalt unserer Artenvielfalt liegt im ureigensten Interesse von uns Landwirten. Wir arbeiten in und mit der Natur, nicht gegen sie. Deshalb stehen wir auch zu unserer Verantwortung, die Vielfalt unserer heimischen Tier- und Pflanzenarten zu erhalten und zu fördern“, so Dr. Klaus Wagner, Präsident des TBV.
Gleichzeitig arbeitet die Landwirtschaft im Spannungsfeld zwischen wirtschaftlichem Wettbewerb, einem nahezu ungebremsten Flächenverbrauch, dem Wunsch von Verbrauchern und Gesellschaft nach heimischer Lebensmittelerzeugung und der notwendigen wirtschaftlichen Perspektive der Betriebe. Wagner appelliert daher an die Naturschutzverbände, die Zwänge der Landwirtinne und Landwirten zu berücksichtigen und mit ihnen auf Augenhöhe zusammenzuarbeiten: „Die besten Naturschutzmaßnahmen bringen nur wenig, wenn Landwirte sie nicht umsetzen können, etwa, weil sie nicht praxistauglich sind. Auch Maßnahmen, die für die Betriebe wirtschaftlich nicht tragfähig oder die mit unverhältnismäßig hohen Sanktionsrisiken verbunden sind, helfen nicht weiter. Wir müssen daher gemeinsam Maßnahmen finden und umsetzen, die dem Naturschutz dienen und für die Landwirte praxistauglich und wirtschaftlich tragfähig sind.“
Hintergrund
22. Mai – Tag der Artenvielfalt
Der 22. Mai ist der Internationale Tag zur Erhaltung der Artenvielfalt. Um das Bewusstsein für dieses Thema zu stärken, haben die Vereinten Nationen 1993 den Internationalen Tag der biologischen Vielfalt ins Leben gerufen. Der Tag dient der Erinnerung an den 22. Mai 1992, als in Nairobi das UN-Übereinkommen über biologische Vielfalt (Convention on Biological Diversity – CBD) offiziell angenommen wurde. Es trat Ende 1993 in Kraft. Weltweit finden an diesem Tag öffentlichkeitswirksame Aktionen zum Schutz der Biodiversität statt. Zugleich soll der Tag Menschen Mut machen, sich für die Biodiversität auch vor der Haustür einzusetzen.
Über die Initiative Heimische Landwirtschaft
Die Initiative Heimische Landwirtschaft ist ein Zusammenschluss von Landwirten, die der Gesellschaft zeigen wollen, wie Landwirtschaft heute funktioniert. Sie setzt sich mit verschiedenen Maßnahmen für mehr Wertschätzung für heimische Lebensmittel und die Arbeit der Landwirte ein. Durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit soll Aufklärungsarbeit geleistet und Vertrauen zwischen Verbraucherinnen und Verbrauchern und landwirtschaftlichen Erzeugern geschaffen werden. Gegründet im Jahr 2011 von Landwirten aus Thüringen, haben sich der Initiative Heimische Landwirtschaft heute fast 1.600 große und kleine, konventionell und ökologisch arbeitende Landwirtschaftsbetriebe aus ganz Deutschland angeschlossen. www.heimischelandwirtschaft.de
Drohnenbilder, die die Maßnahmen für die hamsterfreundliche Bewirtschaftung des Feldes aus der Vogelperspektive abbilden sind verfügbar unter: https://cloud.tbv-service.de/index.php/s/DbwXrqpsk69WY4d
Thüringer Bauernverband e.V.
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