Logistik

Fehlende Containerschiffe beeinträchtigen Lieferketten

Mit dem Coronaschock im vergangenen Frühjahr fiel der Welthandel im Mai 2020 auf das Niveau von Anfang der 2010er Jahre zurück. Mit dem Boom des E-Commerce und der Nachfrage aus Europa und den USA nach medizinischen Geräten und Elektronik aus Asien folgte eine starke Erholung im dritten Quartal. China nahm früh die industrielle Produktion wieder auf, so dass das Volumen des globalen Warenhandels ein Allzeithoch erreichte.

Dieser Boom überdeckte zunächst Probleme, die durch fehlende Containerschiffkapazitäten entstehen. Der Kreditversicherer Credendo sieht darin eine ernsthafte Belastung globaler Lieferketten. Die steigende Nachfrage nach chinesischen Exporten traf auf einen Markt, aus dem zuvor Schiffe herausgenommen worden waren, um die Preise zu stützen. In der Folge haben sich die Frachtraten auf den Strecken zwischen Asien und Europa seit Dezember zumindest verdreifacht. Der Mangel an Seeleuten und pandemiebedingte Einschränkungen in Häfen verzögern die Rückkehr der Schiffe nach Asien und vergrößern die Probleme. Hinzu kam noch die mehrtägige Blockade des Suezkanals, durch den etwa 12 % des Welthandels abgewickelt werden, durch das auf Grund gelaufene gigantische Containerschiff Ever Given. Hunderte Schiffe mussten auf die Passage warten.

Die Branchenexperten von Credendo erwarten noch länger anhaltende durch Personalknappheit. In den Ländern, aus denen viele Seeleute und Hafenarbeiter kommen, sind die Coronaimpfungen besonders langsam.

Steigende Frachtraten bedeuten höhere Rohstoffpreise, von Holz über Polymere bis hin zu Textilien. Berichten zufolge mussten chinesische Textilfabriken schließen. Besonders akut sind die Lieferkettenprobleme jedoch in der Halbleiterindustrie. Credendo verweist auf das Zusammentreffen der Lieferprobleme mit enormer Nachfrage nach Computern und anderen elektronischen Geräten für Telearbeit, den Wintersturm in Texas, der eine der größten Chipfabriken traf, und auf einen Brand in einer großen japanischen Chipfabrik im März. Auch Autohersteller leiden unter den Lieferproblemen und müssen ihre Produktion einschränken. In Taiwan beeinflusst eine Rekorddürre die Halbleiterproduktion.

Lt. Credendo ist mit einer Entspannung der Situation kaum vor Jahresende zu rechnen.

 

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