Großzügige Spender ermöglichen nächsten Meilenstein für Förderprogramm in Anlehnung an Pörnbacher Konzept
Neben vielen wiederkehrenden Aktivitäten galt es die Schule auch bei der Weiterentwicklung des neuen Therapiekonzepts zu unterstützen, dessen Einzug in den Schulalltag bereits vor 5 Jahren begann.
Sukzessive baute die Johannes-Landenberger-Schule das moderne Förderprogramm in Anlehnung an das Pörnbacher Konzept auf, ein von Traudl Pörnbacher in mehr als dreißig Jahren Beobachtungs- und Forschungsarbeit entwickeltes, eigenständiges Frühförder- und Rehabilitationskonzept mit ganzheitlichem Ansatz, das für jede Altersstufe geeignet ist. Die Behandlungsmethode basiert in erster Linie auf spezifisch-aktivierend wirksamen Lagerungselementen. Dies ermöglicht unter anderem schwerstbehinderten Kindern und Jugendlichen für längere Zeiten ihrem Rollstuhl zu entfliehen und in einer stabilen Bauchlagenposition ihre Umgebung zu erkunden. Häufig können bereits nach kurzer Zeit erste Erfolge verzeichnet werden. So verlängern sich in kleinen Schritten die Konzentrationsphasen, wodurch sich die Kinder intensiver auf vertraute und neue Reize einlassen. Der Fachmann spricht von der „Aktivierung tiefliegender Entwicklungsfundamente“, welche „im Komplexverhalten der ersten Durchstreckreaktion mit Kopfanhebung aus Bauchlagesituationen“ gefunden wurde. Vereinfacht zusammengefasst: Die Therapie knüpft dort an, wo die Schüler*innen mit ihrer körperlichen und geistigen Entwicklung im Kleinkindalter stehen geblieben sind.
Ein weiterer Grund, der letztlich alle Landenberger, von den Pädagogen und Heilerziehungspfleger über Schulleitung und Krankenschwester bis zu den Eltern überzeugte, ist die Tatsache, dass wirklich jede*r Schüler*in von diesem Therapiekonzept profitiert, da es vielschichtig wirkt: Konzentrationsverbesserung durch Erhöhung der Ausdauer und Schulung der Aufmerksamkeit, Ansprache aller Sinne, Stärkung der Rumpfmuskulatur und Rechts-Links-Koordination, Balance- und Greifschulung, Fokussierung der Körpermitte sowie Lageveränderungen und somit Lernen in anderen Körperhaltungen, was die generelle Wahrnehmung und sogar die Speiseneinnahme optimiert. Dabei kommen Hilfsmittel wie der Pörnbacher Keil, das Pörnbacher Rollbrett und das Pörnbacher Sitzelement, auch Rotationsstuhl genannt, zum Einsatz.
Begonnen hatte man mit einem mobilen System, das von Klasse zu Klasse wanderte und für Einzel- und Gruppenfördereinheiten genutzt wurde. Da die Kinder äußerst positiv auf die neue Therapieform ansprachen, wurden die mobilen Einheiten schon bald aufgestockt, um noch mehr Schüler*innen damit zu fördern. Schnell wurde aber auch deutlich, dass möglichst jede Klasse mit eigenen Pörnbacher Hilfsmitteln ausgestattet sein sollte, damit ihr Einsatz noch ausgedehnter und flexibler in den Tagesablauf der Klassenverbände integriert werden kann. Bei 13 Klassen und bekanntermaßen hohen Kosten für derart spezifisches Therapieequipment kein leichtes Unterfangen. Allein die Funktionseinheit eines Pörnbacher Keils kostet beispielsweise 1.600 Euro, ohne Zusatzelemente und ohne Mehrwertsteuer! Da die Anwendung des Konzepts auch eine professionelle Schulung voraussetzt, begannen in den vergangenen Monaten weitere Landenberger Kollegen*innen die benötigte Ausbildung. Diese besteht aus 5 Kursen und verzögerte sich leider Corona bedingt schon mehrfach. Aktuell laufen die Planungen für die zweite und dritte Einheit in den Sommerferien. Unterstützt wird die Finanzierung der Lehrgänge von „Thüringen hilft“ und der Share Value Stiftung. Folgerichtig hieß das nächste Ziel: Die technische Ausstattung aller Klassen, in denen ein Mitglied des Pädagogenteams die Weiterbildung zum Pörnbacher Therapeuten abschließt.
Zum Glück für die Kinder konnten viele Freunde und Unterstützer des Schulfördervereins vom besonderen Nutzen der Pörnbacher Idee überzeugt werden. Ihre Spenden waren bereits beim bisherigen Aufbau des Programms eine wichtige Säule und nun auch Garant für das Erreichen des neuen Meilensteins.
Hierfür fehlte noch ein Pörnbacher Keil. Für dessen Erwerb übergab Familie Leischnig, deren Tochter Teil der Landenberger Familie ist, sage und schreibe 1.000 Euro. „Eine solch großzügige Privatspende ist nicht alltäglich und bewirkt ein kaum zu beschreibendes Gefühl tiefer Verbundenheit“, versucht René Adler, Vorsitzender des Schulfördervereins, die immense Dankbarkeit aller Beteiligten in Worte zu kleiden.
„Das gilt ohne Abstriche und in genauso großer Herzlichkeit auch für alle treuen Freunde und Sponsoren, die uns bereits über Jahre begleiten und eine Vielzahl an Vorhaben ermöglicht haben“, fügt er sofort hinzu und meint damit unter anderem den beständigen Partner VR Bank Weimar e.G., die 300 Euro für den Keil stiftete sowie die Kirchgemeinde Rittersdorf, die erneut ihre Kollekte, diesmal waren 120 Euro zusammen gekommen, für die Anschaffung zur Verfügung stellte. Die Ausnutzung eines Sonderangebotes und die Aufstockung durch Einnahmen aus den letzten Vereinsflohmärkten ließen den Kauf gelingen, so dass nun für mehr als die Hälfte aller Klassen neben der fachlichen Qualität, auch das technische Equipment für eine ganztägige Einbindung der Pörnbacher Ideen in ihre Förderplanung zur Verfügung steht.
„Der Schulförderverein ‚Für Euch‘ und das Johannes-Landenberger-Förderzentrum Weimar bedanken sich von ganzem Herzen bei den oben Genannten sowie allen weiteren treuen Unterstützern, deren Spenden die Einführung und den Ausbau dieses wunderbaren Konzepts erst möglich gemacht haben“, fasst René Adler sichtlich gerührt vor den Mitgliedern am Bildschirm zusammen und ergänzt: „Wir werden weiter daran arbeiten, letztlich alle Klassen mit einem eigenen Therapie-Set auszurüsten.“
Da eine derart umfangreiche Einbindung des Pörnbacher Konzepts in die Förderpläne einer schulischen Einrichtung in Deutschland wohl nach wie vor einzigartig ist, dürfen Schule und Verein dabei sicher auf weitere Hilfen aus ihrem Freundeskreis bauen.
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