Multiple Sklerose
Herr Dr. Glumm, was ist Multiple Sklerose (MS), wie viele Menschen sind betroffen?
Dr. Glumm: Multiple Sklerose (MS) ist eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen junger Erwachsener in der westlichen Welt. Fast 250.000 Menschen sind allein in Deutschland betroffen, also etwa jeder 300. Einwohner. Zumeist wird die Diagnose zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr gestellt und trifft die Patientinnen und Patienten oft in einem Lebensabschnitt, in dem eigentlich berufliche Entwicklung und Familienplanung im Vordergrund stehen. Problematisch bleibt zudem, dass bis heute MS nicht heilbar ist. Allerdings lässt sich die Erkrankung durch eine Reihe neuer Medikamente aus den letzten Jahre immer besser behandeln, so dass ein Großteil der Patientinnen und Patienten selbständig mobil bleibt und das Rentenalter voll arbeitsfähig erreicht.
Wer erkrankt an MS?
Dr. Glumm: Wer warum wie stark an MS erkrankt ist noch nicht vollständig geklärt. Man weiß, dass sich verschiedene weiße Blutzellen, als Teil des Immunsystems die Blut-Hirnschranke überwinden und sich gegen die eigenen Strukturen im zentralen Nervensystem wenden. Hier setzen die verlaufsmodulierenden Therapien an. Nicht beeinflussbare Faktoren wie Geschlecht und Region des Heranwachsens scheinen eine wichtigere Rolle zu spielen als Lebensführung. So sind Frauen etwa doppelt so häufig betroffen wie Männer und die Häufigkeit des Auftretens von MS nimmt mit der Entfernung vom Äquator zu. Letzteres könnte Folge einer geringeren Sonnenexposition und eines niedrigeren Vitamin-D Spiegels sein oder aber auch eine andere immunologische Prägung wie zum Beispiel weniger Kontakt mit Parasiten.
Wie äußert sich Multiple Sklerose?
Dr. Glumm: Die autoimmunen Entzündungen treten nicht vorhersagbar an verschiedenen Stellen des Gehirns und Rückmarkes auf und sorgen dafür, dass die neurologischen Störungen bei den Patientinnen und Patienten sehr unterschiedlich sein können: von Sehstörungen über Gefühlsminderungen bis hin zu Lähmungen. Die Erkrankung hat also viele Gesichter.
Das macht die Diagnosefindung oft auch schwierig. Zumeist entwickeln sich die Störungen innerhalb von Stunden oder Tagen und bleiben mindestens einen ganzen Tag bestehen. Dieser sogenannte „Schub“ ist sichtbarer Ausdruck der Krankheitsaktivität und führt oft zur Diagnosestellung.
Welche Behandlung ist bei MS ratsam?
Dr. Glumm: Nach einer Schubtherapie sollte zumeist eine Dauerbehandlung beginnen mit dem Ziel die Entzündungen in Gehirn und Rückenmark zu dämpfen. Je schneller und effektiver dies erfolgt, desto eher werden Schübe und auch schleichende Verschlechterungen gemindert. Hierfür stehen mittlerweile eine Vielzahl von Medikamenten mit unterschiedlichen Wirkmechanismen zur Verfügung. Das hat den Vorteil, dass eine individuell auf die MS-Patientinnen und –Patienten zugeschnittene Therapie ausgewählt werden kann.
Was muss bei der Behandlung mit Medikamenten beachtet werden?
Dr. Glumm: Insbesondere für die verlaufsmodifizierende Therapie bedarf es einer entsprechenden ärztlichen Expertise. Denn manche Medikamente haben belangvolle Nebenwirkungen oder können – falls der MS-Erkrankte nicht ausreichend überwacht wird – zu seltenen aber schweren Komplikationen führen. Ideal ist es, wenn die Patientinnen und Patienten noch während des Krankenhausaufenthalt für eine solche Dauertherapie vorbereitet werden und die weiterbehandelnde neurologische Praxis diese dann beginnt und überwacht. Wenn dann die MS-Erkrankten gut medikamentös eingestellt sind, bleiben erneute Krankenhausaufenthalte eher die Ausnahme.
Hier in Hof sind wir in der glücklichen Situation, dass sich die Neurologische Klinik des Sana Klinikums und die Neurologische Praxis Med360Grad nicht nur unter demselben Dach befinden, sondern Klinik- und Praxisärzte identisch sind. Wir können somit Medizin aus einer Hand bieten und den MS-Patientinnen und Patienten eine dauerhafte verlaufsmodifizierende Therapie ermöglichen, die zu ihnen und ihrer Lebenssituation passt. Wenn man die medizinischen Fortschritte in der Behandlung der Multiplen Sklerose der letzten Jahre betrachtet, kann man weiter optimistisch in die Zukunft schauen. Zuletzt sorgte z.B. eine Meldung eines Corona-Impfstoffentwicklers für Aufsehen, an einem entzündungshemmenden mRNA-Impfstoff gegen Multiple Sklerose zu arbeiten. Man darf gespannt sein.
Das Sana Klinikum Hof gehört mit seinen 465 vollstationären Betten und 22 teilstationären Plätzen zu den größten somatischen Akutkrankenhäusern in Bayern. In 14 Fachabteilungen behandelt das Haus der Schwerpunktversorgung jährlich etwa 25.000 stationäre und 30.000 ambulante Patienten.
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