Patient zögert bei Herzinfarkt
„Würde mir das Gleiche jetzt noch einmal passieren, würde ich sofort einen Arzt aufsuchen“, sagt Michael Batz heute. Doch von vorne: Der 59-Jährige erfreute sich immer bester Gesundheit, trieb seit seinem fünften Lebensjahr Sport. Zuletzt joggte er regelmäßig zweimal wöchentlich 10 bis 15 Kilometer. Am 11. April 2021, einem Sonntag, kam er nur rund 500 Meter weit, bevor ungewöhnliche Schmerzen in der Brust ihn dazu bewegten, abzubrechen. „Irgendwas war da nicht richtig, man kennt seinen Körper mit der Zeit“, erinnert er sich. Am Donnerstag kamen die Schmerzen zurück, begleitet von einem Engegefühl in der Brust. „Ich hatte nicht nur die Sorge, dass es ein Herzinfarkt sein könnte, sondern eigentlich eher schon die Vermutung. Doch ich wollte es nicht wahrhaben und hatte schlichtweg Angst – sowohl ins Krankenhaus zu gehen, als auch vor der Diagnose.“
Also harrte er aus. Am Freitagabend traten die Schmerzen massiv auf, strahlten bis in die Handgelenke. „Ich konnte tun und lassen was ich wollte, die Schmerzen waren sehr stark und ließen nicht mehr nach. Zusätzlich verspürte ich permanenten Druck auf der Brust.“ Irgendwann fand er dann doch in den Schlaf – und wachte mit extremen Schmerzen nachts um halb drei wieder auf. „Meine Frau wollte den Notruf wählen, aber mir war es unangenehm, einen Rettungswagen, womöglich noch mit Blaulicht vor dem Haus stehen zu haben.“ Er wehrte sich noch bis acht Uhr morgens, bevor er mit seiner Frau in die Notaufnahme der Helios St. Anna Klinik Duisburg fuhr. Dann ging alles ganz schnell. Hinlegen, EKG, Blutabnahme, zehn Minuten später die Diagnose: Sie haben einen Herzinfarkt. „Der Moment der Gewissheit und dann das Gefühl, mich nicht von meiner Frau verabschiedet zu haben, war das Schlimmste für mich. Ich war froh, dass Dr. Benedens dann schon da war.“
Routineeingriff unter örtlicher Betäubung
Dr. Kolja Benedens, Funktionsoberarzt der Kardiologie, verabreichte Batz blutverdünnende Medikamente und brachte ihn ins Herzkatheterlabor. Was dann folgte, war Routine für den Mediziner: Nach einer örtlichen Betäubung punktierte er die Unterarmarterie seines Patienten, führte einen dünnen Kunststoffschlauch, den sogenannten Katheter ein und schob ihn bis zum Herzen. „Man spricht von einem Herzinfarkt, wenn ein Blutgefäß des Herzmuskels verengt oder sogar verschlossen ist. Bei der Herzkatheteruntersuchung haben wir Herrn Batz ein Röntgenkontrastmittel gespritzt und konnten die Engstelle an seinem Herzen mit dem Röntgen-Gerät identifizieren. Diese haben wir dann zunächst mit einem Ballon aufgeweitet. Anschließend haben wir durch eine Gefäßstütze, einen sogenannten Stent, dafür gesorgt, dass das Blutgefäß offen bleibt“, erklärt Dr. Benedens.
Danach folgten zwei Tage unter Überwachung und mit regelmäßigen Ultraschallkontrollen auf der Intensivstation, denn insbesondere in den 48 Stunden nach einem Kathetereingriff kann es zu Herzrhythmusstörungen kommen. Doch alles ging gut und nach weiteren drei Tagen auf einer Normalstation konnte Batz wieder nach Hause. „Ich habe mich hier in jeder Abteilung wohl und in besten Händen gefühlt. Das war hoch professionelle Teamarbeit“, freut er sich und ergänzt: „In Zukunft bin ich klüger. Man tut sich selbst und auch seinem Partner keinen Gefallen, wenn man zu lange wartet.“
Faktor Zeit
Das bestätigt auch Dr. Birgitta Sadra, leitende Oberärztin der Kardiologie am St. Anna: „Der Faktor Zeit spielt bei der Behandlung eines Herzinfarkts die entscheidende Rolle. Herr Batz hatte Glück, denn sein Herz hat vergleichsweise wenig Schaden genommen. Aber erst in der letzten Woche hatten wir einen Patienten, der zu lange gewartet hat und den wir trotz aller Bemühungen nicht mehr retten konnten. Deshalb mein dringender Appell: Sobald man Beschwerden am Brustkorb hat, bitte immer und sofort einen Arzt aufsuchen. Lieber einmal zu viel, als bleibende Schäden oder Schlimmeres zu riskieren. Und das gilt natürlich auch in Zeiten von Corona.“
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