Finanzen / Bilanzen

SPACs – the Good, the Bad and the Ugly

„SPACs (Special Purpose Acquisition Company) sind Unternehmen, die mit dem Ziel gegründet und an einer Börse notiert werden, um später ein Wachstumsunternehmen zu kaufen. Sie sind eine einfache Möglichkeit für Unternehmen, an die Börse zu gehen und einen langen und manchmal schwierigen Notierungsprozess zu vermeiden. Die reichlich vorhandene Marktliquidität und die Rückkehr eines risikofreudigen Umfelds nach der COVID-Krise haben zu Marktwachstum und zu steigender Euphorie beigetragen. Davon profitieren die an sich nicht neuen SPACs. Nach einem Rekordjahr 2020 wurden gemäß Bloomberg im ersten Quartal 2021 durch die Börsengänge von fast 300 SPACs fast 100 Mrd. USD eingenommen. Das macht mehr als zwei Drittel des Gesamtwerts der Börsengänge auf dem US-Markt aus.

Das Phänomen SPACs zog viele Investoren – auch Kleinanleger – an. In letzter Zeit sind SPACs allerdings unter Druck geraten. Einige angekündigte Fusionen sind nicht wie erwartet gelaufen und haben damit die Performance gedrückt. Der „IPO SPAC Index“ weist Verluste von über 20% seit dem Höchststand auf, trotz einer positiven Performance für den Gesamtmarkt im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

SPACs erreichen nun einen Kipppunkt. Der Rücksetzer in der Marktperformance kommt zu einer Zeit, in der die SEC Warnungen ausspricht und SPAC-Praktiken in Frage stellt. Eine stärkere Regulierung wird erwartet. Bisher haben von SPACs vor allem Sponsoren und Investoren mit einem kurzfristigen Anlagehorizont sowie Investmentbanken, die im IPO[1]– und Fusionsprozess Gebühren verdienen, profitiert. Die überbordende Markteuphorie hat im Vorfeld von Fusionen zu Kurssteigerungen geführt, während die Performance nach den Fusionen eher enttäuschend war und langfristig-orientierte Investoren geschadet hat.

Der Trend deutet darauf hin, dass einige Exzesse bereinigt werden und Investoren vorsichtiger werden. Aus Sicht eines langfristigen Anlegers erkennen wir zwar einige Vorteile von SPACs an, glauben aber, dass die derzeitige Struktur eher kurzfristige spekulative Investments begünstigt. SPACs bieten sich weniger für fundamentale Investoren an, die Geschäftsmodelle, Wachstumsperspektiven und das ESG[2]-Profil eines Unternehmens analysieren wollen.

Am Ende dieses Übergangsprozesses werden SPACs wohl spezialisierter sein und mehr Transparenz bezüglich der Sektoren der Zielunternehmen sowie eine bessere finanzielle Offenlegung bieten. All dies wird den SPAC-Markt widerstandsfähiger und attraktiver für langfristige Investoren machen.


SPACs: The Good, The Bad and The Ugly

The Good

Für Investoren ist die Struktur von Aktien und Optionsscheinen sowie das Rückgaberecht vor der Fusion interessant. Für Unternehmen dagegen bieten feste vorverhandelte Bewertungen der Zielunternehmen weniger Volatilität nach dem IPO. SPACs erlauben zudem zukunftsgerichtete Projektionen, die bei IPOs nicht akzeptiert werden. Dies ist besonders für Unternehmen relevant, die noch nicht profitabel sind.

The Bad

SPAC-Anleger wissen nicht, in was sie investieren. Sie zeichnen einen Börsengang ohne jegliche Offenlegung bezüglich des zukünftigen Geschäfts, wobei sie allerdings das Recht haben, ihre Anteile vor der Fusion zurückzugeben. Es gibt außerdem einen potenziellen Interessenkonflikt für Sponsoren aufgrund der zweijährigen Zeitspanne, bis sie einen Deal gefunden haben müssen. Diese Frist kann Deals erzwingen, auch wenn sie für Investoren nicht wirklich überzeugend sind, um die Rückgabe von Kapital zu vermeiden. Und die Euphorie im IPO-Prozess der SPACs sowie in der Phase vor der Fusion kann Anlegern, die ihre Anteile zurückgeben, mehr nutzen als jenen, die an der Fusion teilnehmen.

The Ugly

Eine stärkere Regulierung ist in Sicht. Mit dem SPAC-Boom haben die Rechtsstreitigkeiten vor und nach der Fusion zugenommen und die Aufmerksamkeit der SEC auf sich gezogen. So nimmt sie sich die finanziellen Offenlegungselemente ‚vor und nach‘ dem Zusammenschluss vor und sieht die Rolle von Sponsoring durch prominente Personen kritisch, deren Bekanntheit Kleinanleger überzeugt haben. Und aktuell blickt sie auf die Rechnungslegung für SPACs.

SPAC-Leerverkäufe sind auf dem Vormarsch. Einige SPAC-Kurse sind übermäßig gestiegen, gestützt auf vielversprechende Prognosen, die nach einer Fusion schnell zurückgesetzt wurden. So steigt die Zahl der Akteure, die gegen SPACs wetten. Ein schneller Anstieg der Leerverkäufe kann potenziell rentablen Investitionen schaden und zu einem Preisdruck auf den gesamten SPAC-Markt führen.

Es gibt ein großes Angebot an SPACs auf der Suche nach Wachstumsunternehmen. Derzeit gibt es mehr als 400 SPACs, die über 140 Mrd. USD treuhänderisch verwalten und bereit sind zu investieren. Mit der sich abzeichnenden stärkeren Regulierung könnte sich der Zeitrahmen der Fusion verlängern, und die Offenlegung von Finanzdaten wird in den Fokus rücken. Investoren werden auch bei der Bewertung der Qualität der geplanten Fusionen vorsichtiger sein müssen.

Auch steigende Anleiherenditen könnten die Attraktivität von SPACs in Frage stellen. Zusätzlich zu den Gebühren sind die Kosten, die SPAC-Investoren tragen, Opportunitätskosten, da sie ihr Geld buchstäblich parken, bis ein Geschäft gefunden wird. Bei extrem niedrigen Treasury-Renditen bot der potenzielle Wertzuwachs durch den Optionsschein im SPAC eine zusätzliche attraktive Rendite. Wenn die Anleiherenditen nun aber steigen, könnten Anleger wieder in den Anleihenmarkt einsteigen.“

Quelleninformationen und weitere Informationen finden Sie im aktuellen Amundi Investment Insights Blue Paper Mai 2021 und im Amundi Research Center.

[1] IPO = initial public offering – auf Deutsch: Börsengang
[2] ESG = environmental, sozial, governance – auf Deutsch: Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung

Rechtliche Hinweise: Sofern nicht anders angegeben, stammen alle Informationen in diesem Dokument von Amundi Asset Management und sind aktuell mit Stand 17.05.2021. Die in diesem Dokument vertretenen Einschätzungen der Entwicklung von Wirtschaft und Märkten sind die gegenwärtige Meinung von Amundi Asset Management. Diese Einschätzungen können sich jederzeit aufgrund von Marktentwicklungen oder anderer Faktoren ändern. Es ist nicht gewährleistet, dass sich Länder, Märkte oder Sektoren so entwickeln wie erwartet. Diese Einschätzungen sind nicht als Anlageberatung, Empfehlungen für bestimmte Wertpapiere oder Indikation zum Handel im Auftrag bestimmter Produkte von Amundi Asset Management zu sehen. Es besteht keine Garantie, dass die erörterten Prognosen tatsächlich eintreten oder dass sich diese Entwicklungen fortsetzen.

Firmenkontakt und Herausgeber der Meldung:

Amundi Deutschland GmbH
Arnulfstraße 124 – 126
80636 München
Telefon: +49 (89) 992260
Telefax: +49 (800) 777-1928
http://www.amundi.de

Ansprechpartner:
Anette Baum
Telefon: +49 (89) 992262-374
E-Mail: anette.baum@amundi.com
Für die oben stehende Pressemitteilung ist allein der jeweils angegebene Herausgeber (siehe Firmenkontakt oben) verantwortlich. Dieser ist in der Regel auch Urheber des Pressetextes, sowie der angehängten Bild-, Ton-, Video-, Medien- und Informationsmaterialien. Die United News Network GmbH übernimmt keine Haftung für die Korrektheit oder Vollständigkeit der dargestellten Meldung. Auch bei Übertragungsfehlern oder anderen Störungen haftet sie nur im Fall von Vorsatz oder grober Fahrlässigkeit. Die Nutzung von hier archivierten Informationen zur Eigeninformation und redaktionellen Weiterverarbeitung ist in der Regel kostenfrei. Bitte klären Sie vor einer Weiterverwendung urheberrechtliche Fragen mit dem angegebenen Herausgeber. Eine systematische Speicherung dieser Daten sowie die Verwendung auch von Teilen dieses Datenbankwerks sind nur mit schriftlicher Genehmigung durch die United News Network GmbH gestattet.

counterpixel