Verbindliche Grundschulempfehlungen führen zu besseren Leistungen, aber auch zu mehr Stress
Das Für und Wider von verbindlichen Empfehlungen für weiterführende Schulen nach der Grundschule wird in Wirtschaft und Politik kontrovers diskutiert. Während die Mehrheit der Bundesländer den Eltern die endgültige Entscheidung über die Schulform überlässt, ist der Zugang zu einer höheren Schulform in einigen Bundesländern verbindlich an die Empfehlung der Grundschule gebunden. Eine Studie zeigt nun erstmals, dass sich die Grundschulempfehlung bereits am Ende der Grundschule auf den Kompetenzerwerb und Wohlbefinden der Schüler/innen auswirkt.
Verbindliche Grundschulempfehlungen schaffen zusätzliche Lernanreize, die zu einer Verbesserung der schulischen Kompetenzen am Ende der Grundschule führen. Wie die Studienergebnisse verdeutlichen, sind die Schülerleistungen ohne verbindliche Empfehlungen in allen getesteten Kompetenzen deutlich geringer. Der gemessene Effekt entspricht einer Reduktion des jährlichen Kompetenzerwerbs um 12,5 bis 17,5 Prozent in Mathematik und um 10 bis 20 Prozent bei den sprachlichen Kompetenzen Lesen, Zuhören und Rechtschreibung. „Schüler/innen verbringen bei verbindlichen Empfehlungen mehr Zeit mit eigenständigem Lernen nach der Schule. Diese zusätzlichen Anstrengungen scheinen selbstbestimmt zu erfolgen und nicht auf Druck der Eltern“, erklärt Maximilian Bach, Wissenschaftler im ZEW-Forschungsbereich „Arbeitsmärkte und Personalmanagement“ und Ko-Autor der Studie. So konnte die Studie keine Unterschiede bei den Erziehungsmaßnahmen der Eltern finden, wie Hausaufgabenkontrolle oder zusätzlichem Privatunterricht.
Der zusätzliche Leistungsdruck in der vierten Klasse wirkt sich allerdings negativ auf das Wohlbefinden und die Lernfreude von Schüler/innen aus. Viertklässler zeigen eine deutlich erhöhte Noten- und Zukunftsangst sowie eine reduzierte Lernfreude bei verbindlichen Grundschulempfehlungen. „Ob die Grundschulempfehlung verbindlich sein soll, liegt im Ermessen von Eltern und Politik. Die Entscheidung hängt unter anderem auch davon ab, ob man im Tausch für bessere Kompetenzen bereit ist, Grundschüler/innen einem erhöhten Leistungsdruck und den damit verbunden Konsequenzen auszusetzen“, fasst Maximilian Bach das Entscheidungsdilemma zusammen.
Das ZEW in Mannheim forscht im Bereich der angewandten und politikorientierten Wirtschaftswissenschaften und stellt der nationalen und internationalen Forschung bedeutende Datensätze zur Verfügung. Das Institut unterstützt durch fundierte Beratung Politik, Unternehmen und Verwaltung auf nationaler und europäischer Ebene bei der Bewältigung wirtschaftspolitischer Herausforderungen. Zentrale Forschungsfrage des ZEW ist, wie Märkte und Institutionen gestaltet sein müssen, um eine nachhaltige und effiziente wirtschaftliche Entwicklung der wissensbasierten europäischen Volkswirtschaften zu ermöglichen. Durch gezielten Wissenstransfer und Weiterbildung begleitet das ZEW wirtschaftliche Veränderungsprozesse. Das ZEW wurde 1991 gegründet. Es ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Derzeit arbeiten am ZEW Mannheim rund 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, von denen rund zwei Drittel wissenschaftlich tätig sind.
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