Wie groß ist die Ansteckungsgefahr mit Corona im Flugzeug?
Luftfilteranlage kann Übertragung reduzieren, aber nicht vollständig verhindern
Aufgrund dieser Studienergebnisse lassen sich folgende Schlussfolgerungen für die Sicherheit im Flugverkehr ziehen. „Hinsichtlich 7 infizierter Ausgangspatienten war die beobachtete Anzahl der Virus-Übertragungen mit nur zwei Personen niedriger als angenommen. Das weist darauf hin, dass die Luftfilteranlagen im Flugzeug Virusübertragungen zwar reduzieren, diese aber nicht vollständig verhindern können“, erklärt Prof. Prof. Adrian Gillissen, Stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Lungenstiftung und Direktor der Abteilung für Innere Medizin und Pneumologie von der Ermstalklinik Reutlingen-Bad Urach. „Die 7 Infizierten der Reisegruppe hatten in einer der letzten Sitzreihen gesessen. Die zwei zusätzlich Infizierten saßen in deren unmittelbarer Nähe – in der gleichen Reihe wie die SARS-CoV-2-Positiven, aber auf der anderen Seite des Mittelganges. Das zeigt, dass eine Übertragung im näheren Umfeld der Infizierten am wahrscheinlichsten ist.“
Mund-Nasen-Schutz auch im Flugzeug dringend empfehlenswert
Klimaanlagen im Flugzeug sorgen dafür, dass frische Luft von Öffnungen in der Decke und von vorne nach hinten strömt. „Wäre die Reisegruppe mit den Infizierten weiter vorne gesessen, hätte es eventuell auch mehr Ansteckungen gegeben. Aus früheren SARS-Epidemien (mit SARS-CoV-1-Viren) weiß man, dass es im Flugzeug bei aerogenen Erregern auch über den üblichen Zwei-Reihen-Sicherheitsabstand hinweg zu Infektionen kommen kann, da die Reichweite von Aerosolen größer ist als die von Tröpfchen. Deshalb sind zusätzliche Schutzmaßnahmen – wie das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes dringend empfehlenswert. Ein aktueller negativer Coronatest oder das Tragen einer höherwertigen Maske (z. B. FFP2) wären Optionen zur weiteren Minimierung des Infektionsrisikos“, betont Prof. Gillissen. Welchen präventiven Einfluss Lüftungssysteme der verschiedenen Flugzeugtypen, frei gelassene Sitze oder Modifikationen der Ein- oder Aussteigevorgänge besitzen, wurde in der Studie nicht untersucht.
Quelle: JAMA Network Open, Online-Veröffentlichung am 18.8.20
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