Familie & Kind

„Wir müssen diesen Kindern Büchern geben, bevor ihnen jemand anders Waffen gibt.“

Seit fünf Jahren baut der Münchener Verein Zeltschule e.V. Schulen für syrische Flüchtlingskinder im Libanon und in Syrien. Durch den Unterricht sollen die Kinder fit für eine selbstbestimmte Zukunft gemacht werden und gleichzeitig das Wissen vermittelt bekommen, um sich gegen vermeintliche Versprechungen von radikalen Gruppierungen in der Region zu wappnen.

Zum fünften Geburtstag von Zeltschule e.V. soll jedes der 7.000 Zeltschulkinder ein ganz besonderes Geschenk bekommen: ein eigenes Buch. Mit privaten Spenden, prominenter Unterstützung und möglichen Sponsoren aus der Literatur- und Verlagsbranche soll dieser Wunsch bis spätestens Ende des Jahres in Erfüllung gehen.

Mit einem Buch in ferne Fantasiewelten abtauchen und die Realität um sich herum vergessen – für die meisten Kinder in Deutschland ist das ein erschwingliches Vergnügen, für die Kinder in den Flüchtlingslagern in Syrien und im Libanon hingegen unvorstellbarer Luxus.

Zum anstehenden fünften Geburtstag möchte Zeltschule e.V. das ändern: „Wir wünschen uns zu unserem Geburtstag, dass jedes Zeltschule-Kind ein eigenes Buch bekommt. Kein Schulbuch, sondern ein richtiges Buch zum Lesen, mit Geschichten, die die Fantasie anregen und etwas Ablenkung schenken vom eintönigen Alltag im Lager“, erzählt Jacqueline Flory, die den Verein 2016 in München gegründet hat.

Für die Aktion hat der Verein prominente Paten gewonnen wie die Aspekte-Moderatorin Katty Salié, den Schauspieler und Kinderbuchautor Max von Thun und den Journalisten und Schriftsteller Axel Hacke.

"Diese Kinder haben natürlich nicht – wie unsere Kinder – einen Zugang zu Computern, Laptops und Handys. Und vor allem fehlen ihnen Bücher. Sie möchten lesen lernen. Nach langer Zeit, in der sie das nicht konnten“, sagt Axel Hacke und ruft dazu auf: „Wenn Sie diese Aktion unterstützen, machen Sie den Kindern dort, die unglaublich bildungshungrig sind, eine riesengroße Freude.“

Es gibt eine überschaubare Anzahl nicht auf dem Koran basierender Kinderbücher in arabischer Sprache: „Harry Potter“ zum Beispiel, „Heidi“ oder „Eine Woche voller Samstage“. Die Flüchtlingskinder lieben diese Geschichten genauso wie die Kinder in Deutschland. Die meisten von ihnen haben erst in den Zeltschulen lesen gelernt, aber ein eigenes Lesebuch besitzt kaum eines von ihnen.

„Wir wissen, es ist für die Kinder eine unglaubliche Freude, ein eigenes Buch zu besitzen“, sagt Jacqueline Flory.

Um diesen Plan Wirklichkeit werden zu lassen, braucht der Verein Zeltschule Hilfe und ruft deshalb über seine Webseite und Social-Media-Kanäle zu Spenden auf.

Rund 70.000 Euro sind nötig, um wirklich jedem der 7.000 Zeltschule-Kindern ein Buch zu schenken. Ein ehrgeiziges Ziel, aber der Verein und Gründerin Flory haben schon ganz anderes geschafft: „Als wir 2016 angefangen haben, haben viele nicht geglaubt, dass wir es schaffen werden, eine Schule für syrische Flüchtlingskinder im Libanon zu errichten. Inzwischen haben wir 34 Schulen!“

"Die Schulbildung macht die Kinder dort außerdem unempfänglicher für die vielen verschiedenen extremistischen Einflüsse in der Gegend. Somit ist die Bildungsarbeit dort in unserem ureigensten Interesse hier. Wir müssen diesen Kindern Büchern geben, bevor ihnen jemand anderes Waffen gibt“, ergänzt Flory.

Über den Zeltschule e.V.

Mit pragmatischer und lebensnaher Hilfe ist es dem Verein in den vergangenen fünf Jahren gelungen, 34 Zeltschulen für 7.000 Kinder zu gründen und insgesamt rund 30.000 Menschen in syrischen Flüchtlingscamps im Libanon und in Syrien selbst zu unterstützen. Dort leben Hunderttausende syrischer Flüchtlingskinder mit ihren Familien in provisorischen Zeltstädten, ohne Zugang zu Bildung und ohne Perspektiven. Die Generation, die nach dem Krieg ihr Land wiederaufbauen soll, wächst im Analphabetismus auf. Hier setzt Zeltschule e.V. an: "Indem wir den Geflüchteten Zugang zu Bildung eröffnen, verbessern wir ihre Lebensbedingungen und Perspektiven vor Ort und bekämpfen Fluchtursachen."

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Zeltschule e.V.
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