Aalto-Musiktheater: Programm der Spielzeit 2021/2022
Als Eröffnungspremiere kommt es am 2. Oktober 2021 zur Aufführung von Wolfgang Amadeus Mozarts wegweisendem Jugendwerk „La finta giardiniera“ (Die Gärtnerin aus Liebe). Erstmals auf einer deutschen Bühne Regie führen wird Ondřej Havelka: Das aus Prag stammende Multitalent ist in seiner tschechischen Heimat vor allem als Sänger und Bandleader seiner Swing-Formation „The Melody Makers“ bekannt. Viele Jahre trat er zudem als Schauspieler in Erscheinung und konnte auch als Regisseur überzeugen – etwa in Leoš Janáčeks Oper „Das schlaue Füchslein“ am Prager Nationaltheater. Am Pult der Essener Philharmoniker dirigiert der Generalmusikdirektor und bekennende Mozart-Liebhaber Tomáš Netopil.
Für die zweite Premiere, „Lucia di Lammermoor“ von Gaetano Donizetti am 27. November 2021, kehrt Dietrich W. Hilsdorf nach seiner letztjährigen Inszenierung von „Kain und Abel“ erneut nach Essen zurück. In der Produktion der Semperoper Dresden (Premiere in Dresden: 18. November 2017) legt er in prachtvoller Ausstattung und mit fesselnder Figurenregie bloß, wie die Machtstrukturen gerade innerhalb der eigenen Familie einen Menschen zerstören können. Die musikalische Leitung übernimmt Giuseppe Finzi, den man am Aalto-Theater bereits als Dirigenten in „La Bohème“, „Madama Butterfly“ und „La Traviata“ sowie international unter anderem am Teatro Liceu in Barcelona („Il Barbiere di Siviglia“) und bei den Bregenzer Festspielen („Turandot“) erleben konnte.
Im vergangenen Winter am Aalto-Theater produziert, darf Henry Purcells „Dido and Aeneas“ am 2. Januar 2022 nun endlich Premiere feiern. Inszeniert hat die meisterhafte Barockoper Ben Baur, der damit nach seinen Ausstattungen von „Ariodante“ und „Der Barbier von Sevilla“ in Essen erstmals als Regisseur gewirkt hat. Erfolgreiche Regiearbeiten legte er zuvor etwa am Staatstheater Braunschweig („La Bohème“), an der Oper Graz („Roméo et Juliette“, „Il Trovatore“) und am Musiktheater im Revier Gelsenkirchen („Les Dialogues des Carmélites“) vor. Am Pult der Essener Philharmoniker steht der junge Italiener Andrea Sanguineti, der am Aalto-Theater bereits „Carmen“, „La Bohème“ und „Der Nussknacker“ dirigiert hat.
Giacomo Puccini fasste unter dem Titel „Il Trittico“ („Das Triptychon“) seine drei einaktigen Opern „Il Tabarro“ („Der Mantel“), „Suor Angelica“ („Schwester Angelica“) und „Gianni Schicchi“ zusammen. Roland Schwab, der mit Verdis „Otello“ erst in der Spielzeit 2018/2019 einen großen Erfolg am Aalto-Theater feiern konnte, holt damit die ursprünglich für die laufende Spielzeit vorgesehene Inszenierung nach (Premiere am 22. Januar 2022). Schwabs viel beachtete Arbeiten waren daneben unter anderem an der Deutschen Oper Berlin („Don Giovanni“), der Bayerischen Staatsoper („Mefistofele“) und am Salzburger Landestheater („Lohengrin“) zu sehen. Der musikalische Leiter dieser Produktion, Roberto Rizzi Brignoli, war am Aalto-Theater bereits mit „Nabucco“ zu erleben und konnte sich darüber hinaus als Experte des italienischen und französischen Repertoires an vielen internationalen Häusern auszeichnen, darunter die Metropolitan Opera New York und das Teatro Real Madrid sowie in Deutschland die Deutsche Oper Berlin und die Staatsopern in Hamburg und Stuttgart.
Mit Paul-Georg Dittrich feierte im vergangenen Herbst einer der aufregendsten jungen Regisseure sein Debüt am Aalto-Theater: Nachdem Wagners „Tannhäuser“ pandemiebedingt nicht zur Aufführung kommen konnte, sorgte Dittrich mit seiner Deutung von Glucks „Orfeo|Euridice“ für einen bemerkenswerten Akzent in der bald zu Ende gehenden Saison. In der kommenden Spielzeit 2021/2022 wird Dittrich, der für seine Inszenierungen von „Wozzeck“ (2016) und „La damnation de Faust“ (2017) am Theater Bremen jeweils für den renommierten Theaterpreis „Der Faust“ nominiert wurde, in Essen Béla Bartóks mitreißenden Einakter „Herzog Blaubarts Burg“ auf die Bühne bringen (Premiere am 19. Februar 2022). Erstmals in Essen zu erleben sein wird der junge Dirigent Gábor Káli: Der gebürtige Ungar konnte in den vergangenen Jahren etwa mit Mozarts „Zauberflöte“ an der Semperoper Dresden oder „Rigoletto“ an der Deutschen Oper am Rhein auf sich aufmerksam machen. 2018 wurde er mit dem Young Conductors Award der Salzburger Festspiele ausgezeichnet.
Zu den Opern, die am Aalto-Theater in der durch die Pandemie geprägten Zeit bis zur Bühnenreife geprobt, aber bislang nicht aufgeführt werden konnten, gehört auch Giuseppe Verdis „Don Carlo“. Am 12. März 2022 steht endlich die Premiere an. Am Essener Opernhaus kommt das Dramma lirico in der italienischsprachigen Mailänder Fassung auf die Aalto-Bühne. Die Inszenierung bei diesem Kooperationsprojekt mit der Opéra national du Rhin Strasbourg (Premiere in Strasbourg: 17. Juni 2016) liegt in den Händen von Robert Carsen. Der international gefragte kanadische Regisseur kann in jüngster Vergangenheit auf Engagements an der Oper Zürich („Arabella“), der Mailänder Scala („Giulio Cesare“), dem Pariser Théatre des Champs-Élysées („Orfeo ed Euridice“) und der New Yorker Metropolitan Opera („Der Rosenkavalier“) zurückblicken. Die musikalische Leitung übernimmt Friedrich Haider, erfahrener Verdi-Interpret und Erster Gastdirigent am Aalto-Theater.
Die Gesellschaftskomödie „Arabella“ von Richard Strauss und Hugo von Hofmannsthal steht zum Abschluss der Saison auf dem Spielplan (Premiere am 14. Mai 2022). Für dieses turbulente wie tiefgründige Stück kehrt der Belgier Guy Joosten nach seiner spritzigen Inszenierung von Strauss’ „Die schweigsame Frau“ als Regisseur an das Aalto-Theater zurück. Zu seinen jüngsten Arbeiten gehören „Pagliacci“ in Oviedo sowie „Don Carlo“ und „Maria Stuarda“ an der Deutschen Oper am Rhein. Die musikalische Leitung übernimmt Generalmusikdirektor Tomáš Netopil.
Wiederaufnahmen 2021/2022
Neben den sieben Premieren zeigt das Aalto-Theater acht Wiederaufnahmen. Auf die Bühne zurückkehren wird Dietrich W. Hilsdorfs von Medien und Publikum hoch gelobte Inszenierung von Alessandro Scarlattis Barockoper „Kain und Abel“ (ab 26. März 2022). Für die Wiederaufnahme ist außerdem die Produktion einer DVD (Naxos) geplant. Freuen darf man sich auch auf ein Wiedersehen mit Webers „Der Freischütz“ (ab 9. Oktober 2021; Inszenierung: Tatjana Gürbaca), Verdis „Rigoletto“ (ab 12. September 2021; Inszenierung: Frank Hilbrich) und Rossinis „Der Barbier von Sevilla“ (ab 20. Mai 2022; Inszenierung: Jan Philipp Gloger). Jacques Offenbachs unterhaltsamer Operetten-Einakter „Auf Ihr Wohl, Herr Blumenkohl!“, der kürzlich den Neustart des Essener Spielbetriebs einläutete, kommt ab 7. November mit weiteren Vorstellungen auf die Bühne. Wieder zu erleben sind zwei Repertoire-Klassiker des Aalto-Theaters: Puccinis „La Bohème“ (ab 17. Dezember 2021; Inszenierung: Silviu Purcarete) und Mozarts „Don Giovanni“ (ab 17. April 2022; Inszenierung: Stefan Herheim). Komplettiert wird das facettenreiche Musiktheater-Programm ab 9. Dezember 2021 durch das temporeiche Musical „Yesterdate – Ein Rendezvous mit den 60ern“ (Inszenierung: Marie-Helen Joël).
Zugaben – das Begleitprogramm des Aalto-Theaters
Für die kommende Spielzeit ist die Rückkehr vieler beliebter Formate geplant, die in dieser Saison pandemiebedingt leider keine Rolle spielen konnten: In der Reihe „Tat Ort Aalto“ nimmt das Publikum wieder auf der großen Aalto-Bühne Platz – inmitten des Bühnenbildes der zuvor gespielten Vorstellung. Mitglieder des Aalto-Ensembles sorgen für das abwechslungsreiche musikalische Programm. Über den Tellerrand des klassischen Liederabends blickt die Reihe „mehrmusik“. Und auch auf die beliebten Teestunden muss man nicht mehr verzichten: Unter dem Motto „It’s Teatime“ plaudern Fräulein Vorlaut, Miss Betterknower und Prof. Gisbert Träge mit ihren Gästen über die anstehenden Premieren. Und bei „Jazz im Aalto“ verwandelt sich die Cafeteria wieder in einen Jazzclub.
Natürlich wird es auch wieder vor allen Opern- und Ballettpremieren Einführungsmatineen geben. Und eine halbe Stunde vor den Vorstellungen aller Premierenproduktionen sowie ausgewählten Wiederaufnahmeproduktionen kann sich das Publikum bei Einführungen, die von der Dramaturgie und ihrem Team gestaltet werden, über das jeweilige Werk informieren. Die Einführungen stehen zudem als Podcast zur Verfügung. Viel zu besprechen und zu diskutieren gibt es meist nach den Aufführungen. Daher ist das Publikum im Anschluss an ausgewählte Vorstellungen zu Nachgesprächen eingeladen, um sich mit dem Dramaturgenteam und den Künstlerinnen und Künstlern auszutauschen. Eine gute Gelegenheit, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Aalto-Theaters kennenzulernen, hat man schließlich beim Künstlerlesen: Ob Bühnenbildnerin, Sängerin oder Inspizientin – sie alle werden jeden ersten Dienstag im Monat im Café LIVRES aus ihrem Lieblingsbuch vorlesen.
Musiktheater auf neuen Wegen: das Projekt „AaltoMobil“
Im Sommer 2020 startete das Projekt „AaltoMobil“, das maßgeblich vom Land Nordrhein-Westfalen im Rahmen des Programms „Neue Wege“ gefördert wird. Die Grundidee: Das Programm möchte ein Publikum erreichen, das aufgrund seiner Lebenssituation viele Kulturangebote nicht aus eigener Kraft wahrnehmen kann. Entwickelt werden dafür über einen Zeitraum von drei Jahren Aufführungsformate, die sich auch an nicht theatertypischen Orten umsetzen lassen – vom Krankenhaus über das Seniorenheim bis hin zur Justizvollzugsanstalt. Trotz der schwierigen Bedingungen konnte Projektleiterin Marie-Helen Joël mit ihrem Team in der ersten Spielzeit drei unterhaltsame musikalische Kriminalgeschichten auf den Weg und teilweise auch zur Aufführung bringen, ob als Video-Stream oder live vor Ort: „Kurzer Prozess mit Hänsel und Gretel“ mit Musik aus Humperdincks Oper „Hänsel und Gretel“, „Vogelfänger im Kreuzverhör“ mit Musik aus Mozarts Oper „Die Zauberflöte“ und „Der Ring: Ein Fall für eine Stunde?“ nach Richard Wagners „Der Ring des Nibelungen“. Für die kommende Spielzeit sind nun drei weitere Produktionen geplant: „Kriminaltango mit Carmen“ nach der Oper „Carmen“ von Georges Bizet (ab November 2021), eine 60er-Jahre Show unter dem Titel „Musik der 60er! Genau mein Fall!“ (ab März 2022) und „Mozarts phonetischer Fingerabdruck“ rund um den Komponisten Wolfgang Amadeus Mozart (ab Mai 2022) stehen auf dem Programm.
Mit dem Programm „Neue Wege“ fördert das Land Nordrhein-Westfalen die Profilbildung kommunaler Theater und Orchester. Von 2019 bis 2022 stehen dazu insgesamt 25 Millionen Euro zur Verfügung. Die Steuerung von „Neue Wege“ erfolgt partnerschaftlich durch das Kultur- und Wissenschaftsministerium und das NRW Kultursekretariat Wuppertal. Das Sekretariat ist zugleich als Verbund zentrale Stimme der theater- und orchestertragenden Städte Nordrhein-Westfalens. Das Förderprogramm „Neue Wege“ ermöglicht – zusätzlich zur bestehenden Basisförderung des Landes für kommunale Theater und Orchester – weitere Initiativen, kreative Impulse und Projekte. Auf diese
Weise können die Spielräume für nachhaltige künstlerische Qualität erweitert werden. Förderfähig sind nicht nur neue Ideen an kommunalen Theatern und Orchestern, sondern auch die Weiterentwicklung bestehender Schwerpunkte.
Kinder- und Jugendprogramm „Abenteuer Aalto“
Für Kinder, Jugendliche und Familien bietet das Aalto-Theater ein umfangreiches Programm unter dem Titel „Abenteuer Aalto“ an. Begleitet von Hexe Kleinlaut und ihrer Truppe haben junge Zuhörerinnen und Zuhörer ab drei Jahren in der Reihe „Abenteuer Kleinlaut“ die Möglichkeit, auf humorvolle Art in die Welt der Musik einzutauchen. Unter anderem kommt hier die Kinderoper „Donnerröschen und der Forscherkönig“ mit Musik aus Engelbert Humperdincks Oper „Dornröschen“ zur Aufführung. Grundschulkinder können sich in der Reihe „Abenteuer Vorlaut“ gemeinsam mit Fräulein Vorlaut austoben. Jugendliche ab zehn Jahren sind eingeladen, bei JOTA (Junger Opern Treff Aalto) eine ganze Menge über den Theaterbetrieb sowie ausgewählte Opernpremieren zu erfahren. Außerdem ist das Kinder- und Jugendprogramm „Abenteuer Aalto“ auch wieder auf dem Welterbe Zollverein zu Gast.
Schulprojekt AkzepTANZ
In der Spielzeit 2019/2020 haben sich das Aalto-Theater, die Stiftung Zollverein und das Folkwang Kammerorchester Essen für das Projekt „AkzepTANZ“ zusammengeschlossen, unterstützt von den Freunden Zollverein und der RAG-Stiftung. Projektpartner ist die Essener Gustav-Heinemann-Gesamtschule mit über eintausend Schülerinnen und Schülern. Ziel ist es, den Kindern und Jugendlichen die Akzeptanz klassischer Musik im Alltag zu erleichtern, wie es schon der Projekttitel zum Ausdruck bringt. Teil der Patenschaft sind Proben und Vorstellungsbesuche, sodass die Klassen teilhaben an den Abläufen des Tanz-, Musiktheater- und Konzertbetriebes. Geht es im ersten Schulhalbjahr noch um einführende Veranstaltungen, setzen sich die Jugendlichen im zweiten Halbjahr in Tanz-, Szenen- und Kunst-Workshops mit einem musikalischen Schwerpunkt-Thema auseinander, wodurch die Akzeptanz klassischer Musik im Alltag gefördert wird. Die Abschlussveranstaltung findet im Juni 2022 auf Zollverein statt.
Nähere Informationen entnehmen Sie bitte der Anlage.
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