Beschlüsse der Gesundheitsministerkonferenz der Länder zur Gesundheitssituation von Kindern und Jugendlichen in der Pandemie
Die Gesundheitsminister der Länder haben die gesundheitlichen und sozialen Auswirkungen bei Kindern und Jugendlichen durch die seit über einem Jahr anhaltende Coronavirus-Pandemie treffend erkannt und beschrieben. Die körperlichen und seelischen Folgen durch zu wenig Bewegung durch Homeschooling, die Folgen der sozialen Isolation und mangelnden Teilhabe, aber auch durch die Corona-Infektion in den Familien und bei Kindern und Jugendlichen selbst sind gravierend und noch lange nicht in ihren ganzen Ausmaßen bekannt.
Die Notwendigkeit der Förderung von Forschungsprojekten in der ambulanten Gesundheitsversorgung von Kindern und Jugendlichen sind nach Ansicht der pädiatrischen Fachgesellschaften durch die Pandemie nur noch offensichtlicher geworden. Denn strukturelle Defizite lagen bereits vor der Pandemie vor.
Die von den Gesundheitsministern beschlossenen Ziele seien nicht ohne eine massive Förderung der Aus- und Weiterbildung junger Kinder- und Jugendärztinnen in der ambulanten und stationären Pädiatrie sowie Kinder- und Jugendpsychiatrie leistbar. Die Akademisierung der ambulanten Pädiatrie in der Ausbildung angehender Ärztinnen und Ärzten diene direkt der ambulanten Versorgung insbesondere auch in ländlichen und strukturschwachen Regionen. Dort stünden viele Niedergelassene kurz vor dem Rentenalter und könnten keine Nachfolger finden. Wenn der Plan der GMK gelingen soll, müsse in naher Zukunft mehr für die Aufrechterhaltung und Förderung der ambulanten sowie stationären pädiatrischen Gesundheitsversorgung getan werden, sagt Dr. Dominik Ewald, Landesverbandsvorsitzender des BVKJ Bayern und Sektionssprecher Versorgungsforschung der Deutschen Gesellschaft für Ambulante Allgemeine Pädiatrie, DGAAP.
Die erheblichen regionalen Unterschiede nicht nur bei Ärztinnen und Ärzten, sondern insbesondere auch bei medizinischem Fachpersonal in den Praxen führen in manchen Regionen Bayerns zu einem erheblichen Fachkräftemangel. Hier sieht der 1. Vorsitzende des PädNetz Bayern, Dr. Michael Kandler, Nachholbedarf in der Verbesserung und Professionalisierung der Aus- und Weiterbildung von Praxispersonal. Dies könne von den Niedergelassenen nicht allein gestemmt werden. Während andere Berufsgruppen im Gesundheitswesen staatliche Hilfen für ihren Einsatz in der Pandemie erhalten, würden die Medizinischen Fachangestellten (MFA) leer ausgehen und keinerlei Würdigung erhalten. Dies schrecke viele ab, sich für diesen so facettenreichen Beruf zu entscheiden.
Wenn die Gesundheitsminister zu Recht die ambulante Versorgungsforschung in der Kinder- und Jugendmedizin verstärken und professionalisieren wollen, so gibt der Generalsekretär der DGAAP, Dr. Folkert Fehr, zu bedenken, seien erhebliche Investitionen in die Modernisierung der ambulanten Kommunikationsinfrastruktur sowie datenschutzrechtliche wie organisatorische Voraussetzungen zu schaffen. Dies könne nicht zu Lasten der niedergelassenen Primärversorger erfolgen. Die Fachgesellschaft stehe hier mit einem verzweigten Netzwerk als Partner zur Verfügung.
Um strukturierte und wissenschaftlich fundierte Programme zur Behandlung von Adipositas, Bewegungsmangel, Ernährungsverhalten, psychische Gesunderhaltung im Kindes- und Jugendalter sowie Kinder- und Jugendschutz effektiv und über das persönliche Engagement der Kinder- und Jugendärzte hinaus zu garantieren, seien solche Angebote als gesetzliche Versicherungsleistungen zu etablieren, so Ewald. Kinder- und Jugendgesundheit beginnt bei den primär versorgenden Kinder- und Jugendärztinnen und kostet viel Zeit, die in den überlaufenen Praxen oftmals fehle, weil es eben auch nicht finanziert werde.
Um eine moderne Diagnostik und Therapie in der ambulanten Pädiatrie betreiben zu können, das habe die Pandemie sehr deutlich gezeigt, müssten auch Schnelltestsysteme als infektiologische Überwachung, sogenannte Surveillance, als gesetzliche Leistungen etabliert werden. Hier müsse die Politik endlich ein klares Zeichen geben, führt Ewald weiter aus.
Strukturierte und evaluierte Programme zur Förderung und Befähigung Schwangerer und junger Familien als gesetzliche Leistungen zu etablieren, sieht auch Kandler als notwendig an, um allgemeine Kinder- und Jugendgesundheitsthemen in der Bevölkerung und vor allem bei Eltern in bildungsfernen Milieus zu fördern. Die intensivere Förderung des Spracherwerbs und der Teilhabe an Gemeinschaftseinrichtungen vom Kindergartenalter an sei dabei unerlässlich.
Forschung im Bereich der primärversorgenden Kinder- und Jugendmedizin, insbesondere der Infektiologie und Pharmakologie zur Entwicklung sicherer und wirksamer Impfstoffe für das Kinder- und Jugendalter, begrüße die DGAAP, so Fehr. Diese kann aber in den Praxen nicht ohne Strukturhilfen erfolgen.
Die Erforschung und Förderung der körperlichen, geistigen und seelischen Entwicklung und ihrer beeinflussenden Resilienzfaktoren sei dafür aber ebenso notwendig. Dies zeigten die Infektionen durch SARS CoV2 bei Kindern und Jugendlichen, insbesondere dessen Folgeerkrankungen, wie PIMS und Long-Covid. Dazu sei die Fortführung und weitere Finanzierung der in der Pandemie entwickelten Forschungs- und Versorgungsnetzwerke rund um die Infektion mit dem neuartigen Coronavirus und dessen Folgeerscheinungen unabdingbar.
Die kinder- und jugendärztlichen Vertreter wünschen sich in diesem Zusammenhang mehr Praktiker der pädiatrischen Versorgung in den Beratungs- und Expertengremien der regionalen wie landesweiten Politik fest zu etablieren.
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